Am Anfang stand der Strom. Als Frederick Henry Royce 1894 mit 31 Jahren die Royce Ltd. gründete, da baute der junge Ingenieur noch Elektromotoren und elektrische Aufzüge. Und weil ihn auf dem täglichen Weg ins Werk sein zehn PS starker französischer Zweizylinder, ein Decauville, andauernd im Stich ließ, lag der Gedanke nahe, der häufig am Beginn großer Autokarrieren stand: Das kannst du besser. Und Royce konnte.

Im April 1904 rückte sein erster Wagen zur Testfahrt aus - ein kleiner Viersitzer mit einem Zweizylinder von fast zwei Liter Hubraum und Dreigang-Getriebe. Nur die besten Materialien kamen zum Einsatz.
Verkäufer und Tüftler
Entscheidend war aber die Begegnung mit dem 25-jährigen Charles Stewart Rolls, der 1902 seinen eigenen Autohandel eröffnet hatte und offenbar früh die Bedeutung großer Marken erkannte. Rolls und Royce erwiesen sich als kongeniales Paar, der eine verkaufte, was der andere gebaut hatte. 1904 wurden die Rolls-Royce Motor Cars gegründet.
Auf der Autoshow in Paris präsentierte man erstmals die neuen Autos - angetrieben von Zwei-, Drei- und Vierzylinder-Motoren. Die schwachbrüstigen Antriebe blieben freilich Episode, schnell wurde ein - allerdings wenig erfolgreicher - V8 konstruiert, danach erschien bereits 1906 der 40/50 HP, ein Sechszylinder mit deutlich verlängertem Chassis.
Und schon bei diesem Modell war klar zu erkennen, was die Kernwerte der Marke Rolls-Royce werden sollten: Gediegenheit, Laufruhe und, vor allem, Zuverlässigkeit.
Aus einem dieser 40/50-Modelle entstand ein Jahr darauf der berühmte Silver Ghost, ein Auto, das dem weit verbreiteten traurigen Schwarz im zeitgenössischen Automobilbau leuchtendes Silber entgegenhielt. Nicht von ungefähr hießen spätere Modelle Silver Cloud, Silver Shadow oder Silver Spur.
Flieger-Freak Rolls
Seine neue Liebe zum Flugzeug, die der sportbegeisterte Charles Rolls in dieser Zeit entdeckte, war aber kein Glück beschieden.
Er, der als erster Mensch den Kanal in beiden Richtungen überflogen hatte, stürzte 1910 bei der Luftfahrtshow in Bournemouth ab. Den späteren Siegeszug der Rolls-Royce-Flugzeugtriebwerke sollte auch sein Partner Henry Royce nicht mehr erleben. Er starb 1933 im Alter von 70 Jahren.