Geheimnis gelüftet:Kraftstoff für den Gewinnmotor

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Nach monatelangem Versteckspiel hat Porsche-Chef Wendelin Wiedeking die Katze aus dem Sack gelassen: Das viertürige Sportcoupé "Panamera" wird gebaut.

Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat rechnete Wiedeking noch einmal in der Konzernzentrale in Stuttgart-Zuffenhausen alle Zahlen durch, dann hoben die Kontrolleure um VW-Aufseher Ferdinand Piech den Daumen.

Soll die Konkurrenz das Fürchten lehren: viertüriges Porsche-Coupé Panamera (Foto: Grafik: Porsche/dpa)

Das Luxusgefährt, von dem von 2009 an jährlich mindestens 20.000 Einheiten verkauft werden sollen, ist auch als Angriff von Porsche auf seine süddeutschen Oberklasse-Konkurrenten BMW und Mercedes-Benz zu verstehen.

Aus Porsche-Kreisen war zu hören, dass der "Panamera" als eine etwas teurere und exklusivere Alternative (geschätzter Preis 80.000 bis 100.000 Euro) zur Mercedes-S-Klasse, zum BMW-Siebener oder dem Audi A8 gedacht ist. Als (Front-)Motoren für das hinterradgetriebene Sport-Coupé sollen dem Vernehmen nach der V8-Motor aus dem Cayenne und sogar der Zehnzylinder des Carrera GT zum Einsatz kommen.

Antritt gegen Lexus

Im für Porsche wichtigsten Exportmarkt USA werde der "Panamera" zudem beweisen müssen, ob er sich gegen Toyotas Luxusmarke Lexus behaupten könne, sagt Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer.

Seit langem wurde in der Branche über die vierte Baureihe gerätselt. Als Wiedeking sich seinerzeit für den Geländewagen Cayenne entschied, löste er mit dem Satz, "Nach drei kommt vier", bei Anlegern und Analysten eine nachhaltige Euphorie aus, die den Aktienkurs des Konzerns inzwischen auf knapp 660 Euro katapultiert hat. Hätte Porsche sich nun gegen die Baureihe entschieden, wäre die Enttäuschung an der Börse riesengroß gewesen, sagt Analyst Arndt Ellinghorst von Dresdner Kleinwort Wasserstein.

Risiken

Wiedeking setzt damit konsequent seine Strategie der vergangenen Jahre fort. Als er 1992 das Ruder übernahm, stand die legendäre Sportwagenschmiede am Abgrund. Der Manager krempelte das Unternehmen um und inszenierte den Mythos neu.

Vor zweieinhalb Jahren brachte Porsche den Geländewagen Cayenne auf den Markt und verkauft in diesem lukrativen Segment noch immer 40.000 Fahrzeuge pro Jahr. Dudenhöffer sieht bei Porsche aber auch Risiken: "Der Cayenne hat im ersten Halbjahr 24 Prozent eingebüßt und wird weiter verlieren. Die vierte Baureihe ist zwar eine gute Sache, aber den Erfolg des Cayenne wird Wiedeking kaum wiederholen können."

2004 hatte Porsche beim Vorsteuergewinn die Schallmauer von einer Milliarde Euro übertroffen. In diesen Tagen endet das Geschäftsjahr 2004/2005. Porsche wird das 11. Rekordergebnis in Folge erreichen, der Absatz soll bei 85.000 (Vorjahr 76.800) Autos liegen. Mit dem ebenfalls neuen Boxster-Coupe "Cayman" will der Konzern noch vor dem "Panamera"-Start insgesamt 100.000 Fahrzeugen jährlich verkaufen.

Bei der vierten Baureihe hatte Wiedeking lange Zeit gezögert. Stets betonte der bodenständige Vorstandschef, das neue Modell müsse sich auch bei anhaltender Dollarschwäche rechnen, für ein Kostenabenteuer sei er nicht zu haben.

Beim Cayenne holte er sich deshalb VW als Partner ins Boot, der Wagen teilt sich mit dem Touareg die in Bratislawa gebaute Plattform. "Den Cayenne hat Wiedeking von VW für einen Apfel und ein Ei bekommen. Jetzt muss er für die Eigenproduktion eine Milliarde Entwicklungskosten bezahlen", sagt Dudenhöffer.

Eigene Plattform

Porsche wird den "Panamera" nun also auf eine eigene Plattform stellen, die Karosserie könnte aber beim Zulieferer Magna Steyr in Graz zusammengeschweißt werden. Unterschrieben ist der Vertrag aber noch nicht. Anschließend soll das Fahrzeug im Porsche-Werk Leipzig, wo 600 neue Jobs entstehen, montiert werden.

Der Alleingang kostet zwar viel Geld, doch der bis 2008 gegen Kursverluste in Dollar-Euro voll abgesicherte Konzern kann finanziell in die Vollen gehen. Die Gewinnrücklagen betragen fast zwei Milliarden Euro, der von Wiedeking als zentrale Steuergröße definierte erweiterte Cashflow lag Ende des Geschäftsjahres 2003/2004 bei 1,67 Milliarden Euro.

Dieser Trend werde sich fortsetzen, glaubt Analyst Robert Heberger von der Privatbank Merck Finck: "Porsche hat eine der überzeugendsten langfristigen Strategien in der Autobranche." Die ohnehin schon extrem hohe operative Gewinnmarge von 17,1 Prozent könne bis 2006/2007 auf 19,3 Prozent anziehen.

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