Gabriel lehnt Grünen-Vorstoß ab:Keine Sorge, Sonntagsfahrer!

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Wochenenden ohne Autos wird es in Deutschland nicht geben. Umweltminister Gabriel lehnt es ab, dem Beispiel italienischer Städte zu folgen.

Für einen besseren Klima- und Umweltschutz seien vielmehr neue Motoren, andere Kraftstoffe und bessere Effizienzstandards nötig, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin.

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn bezeichnete das autofreie Wochenende in Italien in einem Zeitungsinterview als Erfolg und mögliches Modell für Deutschland. Eine Mehrheit der Deutschen zeigte sich in einer Umfrage aufgeschlossen. "Natürlich müssen wir auch oftmals das Konsumverhalten ändern", sagte Gabriel.

Er halte aber umweltfreundlichere Fahrzeuge für viel wirkungsvoller als Vorschläge für verändertes Verhalten der Bürger."Das unterscheidet den Sozialdemokraten, der die Industriegesellschaft umbauen will, von einem Kleinbürger von den Grünen", scherzte Gabriel. Beim Autoverkehr müsse man Druck auf die Hersteller ausüben, sparsamere und saubere Motoren zu bauen, es gehe also um die "Technologieseite". Dazu müsse man den Konflikt mit der Autoindustrie austragen, statt dem Verbraucher zu viel Verantwortung für den Klimaschutz aufzubürden.

Deutliches Zeichen setzen

Die Grünen-Bundestagsfraktion verlangt von der Bundesregierung die schnelle Einführung autofreier Wochenenden. "Ob das vierwöchentlich sein soll, halte ich vielleicht für übertrieben", sagte Grünen- Energiepolitiker Hans-Josef Fell - "ein Mal im Jahr wäre ein Beginn."

Der Abgeordnete räumte allerdings ein: "Das ist keine Maßnahme, die entscheidend wäre, Klimagasemission zu reduzieren." Die Einführung solle "nicht erst Ende dieses Jahres sein, sondern schon früher". In den siebziger Jahren war ein Fahrverbot von der Bundesregierung verordnet worden.

Nach Ansicht von Kuhn lässt sich mit einem Fahrverbot an Wochenenden ein deutliches Zeichen gegen den Klimawandel setzen. Vor allem würden die Bewohner der Innenstädte von weniger Luftverschmutzung profitieren. "Sie könnten wieder einmal richtig durchatmen", sagte er der "Freien Presse" aus Chemnitz.

Laut einer Emnid-Umfrage für den Nachrichtensender N24 würden knapp zwei Drittel der Deutschen einen autofreien Sonntag befürworten - als Zeichen gegen Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung.

Mehr klimafreundliche Modelle sollen kommen

Fraktionschefin Renate Künast sagte, die Grünen-Fraktion befasse sich mit einem Gesamtkonzept zum Thema Auto. Es umfasse Vorschläge zur Umgestaltung der Kfz-Steuer, zum Tempolimit, zur Umstellung der Dienstwagenflotte und zur Emissionsreduktion bei Neuwagen, sagte Fraktionschefin Renate Künast.

Der Verband der Automobilindustrie kündigte derweil neue, klimafreundlichere Modelle an. Die Verbraucher seien gefordert, "im Interesse des Klimaschutzes" ihre alten gegen neue Wagen auszutauschen, erklärte Verbandspräsident Bernd Gottschalk. Würden 18 Millionen alte Autos gegen neue ersetzt, könnte dies den CO2-Ausstoß um sechs Millionen Tonnen jährlich verringern.

In Norditalien ruhte am vergangenen Wochenende in mehr als 150 Städten und Kommunen weitgehend der Verkehr. Busse und Taxis sowie schadstoffarme Autos waren von dem Fahrverbot, das nicht auf Autobahnen und Landstraßen galt, ausgenommen. In der Poebene gilt die Luft seit vielen Jahren als besonders belastet, vor allem im Winter.

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