Ford Mondeo Turnier CLX:Mehr als nur ein Lastesel

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Das 'Weltauto' kann durch seine Variabilität überzeugen

(SZ vom 11.08.1993) Sein Name ist Programm: Den Mondeo sieht Ford als das 'Weltauto', das schon von seiner Konzeption her nicht nur auf einen Markt, etwa den amerikanischen, zugeschnitten ist, sondern das man in aller Herren Länder an den Mann oder die Frau bringen kann. Wir wollten mit dem Mondeo Turnier, wie Ford die Kombi- Version nennt, nicht die Welt erobern, sondern schlicht ausprobieren, wie sich der Lastenträger im automobilen Alltag benimmt. Um es vorwegzunehmen: Es war eine harmonische Verbindung auf Zeit, die allerdings ab und zu durch einige Macken getrübt wurde.

Um gleich mit der Mäkelei zu beginnen (sollte dies etwa eine Macke von uns sein, was zumindest unser Tankwart immer behauptet?): Nicht so recht anfreunden konnten wir uns über etliche Hundert Kilometer mit dem Herz des Mondeo: Der 1,8-Liter-Vierzylinder-Motor, der über 16 Ventile verfügt und 85 kW (115 PS) leistet, erwies sich als recht lahmer Geselle. Er wirkte ab 4500/min drehunwillig, so daß Überholmanöver auf der Autobahn meistens schon von vorneherein unterblieben. Und dies, obwohl der Motor von der Papierform her durchaus dem 1270 Kilogramm schweren Turnier gewachsen sein sollte: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 190 km/h, der Spurt von Null auf 100 km/h läßt sich in 11,4 Sekunden vollziehen. Nicht so recht klären ließ sich, ob dieses Aggregat von Haus aus etwas schlafmützig wirkt oder ob wir einfach einen nicht ganz sauber eingefahrenen Motor erwischt hatten.

Was unsere Zweckverbindung - und der Kauf eines Kombis ist ja meistens eine rationale Entscheidung, wenn man einen hohen Raum- und Transportbedarf hat - noch ein wenig trübte, sind die mangelhaften Ablageflächen rund um den Fahrer: Man weiß nie, wohin mit dem Kleinzeug wie der Sonnenbrille. Dafür meinen es die Kölner gut mit der Gesundheit, denn der Zigarettenanzünder ist so tief und versteckt positioniert, daß man sich eher die Finger verbrennt als Tabak zum Glimmen zu bringen.

Der größte Pluspunkt des Mondeo ist seine Variabilität, die man gerade mit Kindern zu schätzen weiß: Gleichgültig, ob mal schnell ein Fahrrad transportiert werden muß oder ein Schlauchboot - das Raumangebot im 4,63 Meter langen Turnier ist auf jeden Fall ausreichend. Da sich die Rückbank im Verhältnis von einem Drittel zu zwei Dritteln klappen läßt, ist so immer eine ausreichende Flexibilität geboten.

Auch die Passagiere im Fond können nicht über mangelndes Raumangebot klagen. Die Hecktür schwingt beim Beladen leicht nach oben und auch die Ladekante ist so tief positioniert, daß das Heben von Getränkekisten nicht zu einem Training für Gewichtheber ausartet. Wer unseren subjektiven Eindruck, was die Größe des Kofferraums betrifft, durch Zahlen bestätigt sehen will: Das Abteil faßt bis zu 1650 Liter und die erlaubte Zuladung beträgt stattliche 680 Kilogramm.

Sehr gut gefallen haben uns das Fahrverhalten und die Übersichtlichkeit des Mondeo Turnier: Er ist mit der Servolenkung und dank der übersichtlichen Karosserie leicht in kleine Parklücken zu dirigieren. Das Handling im Alltagsverkehr war absolut problemlos. Und auch der Preis ist mit 35 660 Mark so kalkuliert, daß die Zweckverbindung wohl eine Weile halten dürfte.

Von Otto Fritscher

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