Ford:Abschied vom Luxus

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Die Spekulationen gehen weiter: Der schwer angeschlagene US-Autobauer Ford will die britischen Luxusmarken Jaguar und Land Rover abstoßen.

Die Spekulationen um einen baldigen Verkauf der Ford-Luxusmarken Jaguar und Land Rover haben neue Nahrung erhalten. Der US-Autobauer habe Investmentbanken angeheuert, um die Möglichkeiten eines Verkaufs zu prüfen, hieß es am Montag in mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen - das berichtete die Financial Times Deutschland (FTD). Zu den Beratern gehören demnach Goldman Sachs, HSBC und Morgan Stanley. Die Finanzhäuser lehnten eine Stellungnahme ebenso wie Ford ab. "Das ist reine Spekulation und wir werden das nicht kommentieren", sagt John Gardiner, Sprecher des Konzerns in Großbritannien.

Sollen im Paket verkauft werden: die englischen Automobilhersteller Land Rover und Jaguar. (Foto: N/A)

Zuvor hatte bereits ein Medienbericht die Gerüchte über einen baldigen Verkauf angefacht. Die Londoner Gratiszeitung City A.M. meldete, die Beteiligungsfirma Alchemy Partnersplane eine Offerte über drei Milliarden Pfund (etwa 4,4 Milliarden Euro). Das Blatt zitierte dabei den Alchemy-Management-Partner Jon Moulton mit den Worten: "Ich bin sehr an einem Angebot interessiert." Alchemy dementierte jedoch umgehend. Das berichtete Interesse sei rein emotionaler Natur, sagte eine Firmensprecherin auch im Namen Moultons. Alchemy habe weder Gespräche mit Ford geführt, noch arbeite das Unternehmen an einem Gebot.

Nach Aston Martin stehen nun angeblich die Luxusmarken Land Rover und Jaguar zum Verkauf

Als mögliche Bieter nannte die Zeitung zudem Renault und die Unternehmer Dave Richards und David James. Richards führte bereits ein Konsortium mit kuwaitischer Unterstützung, das Ford im März Aston Martin für 925 Millionen Dollar abkaufte. James übernahm von DaimlerChrysler die Smart-Rechte.

Renault bestritt indes umgehend ein Interesse. Ein Sprecher des französischen Autobauers sagte, Konzernchef Carlos Ghosn habe bereits vorige Woche erklärt, dass für Renault oder den Partner Nissan der Kauf einer Luxusmarke derzeit keinen Sinne ergebe.

Fords Luxusmarken standen im Zuge der Finanzmisere des traditionsreichen Unternehmens zuletzt häufiger im Mittelpunkt von Spekulationen. Erst am Wochenende hatte die Automotive News Europe berichtet, Fiat habe mit Ford über einen Kauf von Jaguar und Land Rover gesprochen, die Pläne dann aber aus Sorge um seine Bonitätseinstufung fallen gelassen. Im Mai wies Ford bereits Medienberichte über Gespräche über einen Volvo-Verkauf zurück.

Ford, 1903 begründet, hatte Ende der 80er Jahre die Marke Jaguar gekauft. Doch die Edelkarrossen sind derzeit wenig profitabel. 1999 erwarb der US-Konzern auch die Marke Volvo. Nach Informationen der Financial Times Deutschland stehen die profitablen Schweden aber nicht mit zum Verkauf. Ein Jahr später kaufte Ford zudem den britischen Geländewagenhersteller Land Rover. Zu Ford gehören auch die Marken Lincoln und Mercury sowie eine Beteiligung am japanischen Autobauer Mazda.

Ford machte 2006 ein Minus von fast 13 Milliarden Dollar

Ford steckt in der tiefsten Krise seiner über 100-jährigen Geschichte und musste 2006 einen Verlust von fast 13 Milliarden Dollar hinnehmen. Der Konzern befindet sich derzeit am Anfang einer auf vier Jahre angelegten Sanierung. Dabei sollen 16 Werke geschlossen und 45.000 Stellen gestrichen werden. Nach Einschätzung von Branchenexperten könnte Ford deshalb frisches Geld gut gebrauchen.

Inklusiver der schon verkauften Marte Aston Martin sei Fords Luxusgruppe rund 10 Milliarden Dollar wert. Jaguar und Land Rover sollten der FTD zufolge als Paket verkauft werden.

© sueddeutsche.de/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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