Fiat-Modelle mit Automatikgetriebe:Je kleiner, desto besser

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Panda und Uno haben mehr Temperament als die 'Großen'

(SZ vom 30.05.1992) Ein Fiat Panda mit Automatikgetriebe? Das klingt irgendwie lustig, ist man doch gewohnt, eine Automatik in schweren, hubraumstarken Limousinen zu finden. Doch der italienische Konzern läßt es sich nicht nehmen, für seine komplette Modellpalette auch dieses Extra anzubieten. Sogar der Cinquecento, das winzige Stadtauto, dessen Produktion im August anläuft, soll 'sehr bald' mit einer Automatik zu haben sein.

Überzeugungsarbeit muß der Konzern in erster Linie im eigenen Land leisten: 1991 hatten in Italien gerade einmal 0,7 Prozent aller neuzugelassenen Wagen ein Automatikgetriebe. In den alten Bundesländern waren es immerhin nahezu 16 Prozent. Doch auch das scheint ein noch viel zu geringer Anteil zu sein, wenn man einmal von Fiat hört, wie außerordentlich praktisch und komfortabel doch ein Automatikgetriebe sei: Die rechte Hand wird nicht zum Schalten benötigt - so kann der Fahrer das Lenkrad stets mit beiden Händen umfassen und viel entspannter und streßfreier fahren; auch auf das Schuhwerk muß nicht mehr geachtet werden - ob Stöckelschuhe oder Bergstiefel, für das Gaspedal ist mehr Platz. Schmunzeln läßt einen allerdings ein weiterer Punkt, in der Pressemitteilung heißt es nämlich: 'Der linke Fuß bleibt immer in Ruhestellung, da er ja kein Kupplungspedal mehr zu betätigen braucht, folglich weniger Energieaufwand, der sich besonders auf langen Fahrten vorteilhaft bemerkbar macht.'

Doch zum einen legt man lange Strecken sowieso häufig schaltfaul im fünften Gang auf der Autobahn zurück und zum anderen läßt sich das regelmäßige Betätigen der Kupplung auch als sportliche Betätigung auslegen. Medizinische Untersuchungen haben übrigens gezeigt, daß sich beim Fahren eines Wagens mit Schaltgetriebe der Herzschlag um elf bis 15 Schläge pro Minute erhöht, mit Automatikgetriebe dagegen nur um drei bis sechs Schläge.

Bequemlichkeit im Stau

Eine Automatik ist vor allem bequem, vor allem im Stop-and-go-Verkehr der Großstädte. Und wirklich angenehm zu fahren sind Panda und Uno. Es sind keine extrem leisen oder besonders komfortablen Gefährte, aber es macht Spaß, sich mit den wendigen und durchaus spritzigen Fahrzeugen durch den Stadtverkehr zu mogeln oder auch über kleine Landstraßen zu kurven. Beide gibt es als Selecta-Version, den Panda mit 1,1-Liter-Motor und 37 kW (50 PS), den Uno mit 1,4- Liter-Aggregat und 55 kW (75 PS). In beiden Fahrzeugtypen arbeitet ein Automatikgetriebe mit stufenloser Veränderung der Übersetzungsverhältnisse (CVT-System), das einem auch bei Überholmanövern nicht das Gefühl vermittelt, untermotorisiert zu sein.

Ein bißchen anders sieht es bei Tipo, Tempra und Croma aus: Entspannt läßt es sich in allen dreien reisen, die Automatik - bei diesen Modellen mit vier Gangstufen - schaltet ruhig nach oben, allerdings etwas weniger ruhig zurück. Doch an Temperament können sich die drei 'Großen' nicht mit ihren kleinen Kollegen messen. Fährt man längere Strecken gemächlich dahin und will dann einmal einen Lkw überholen, so steigert die Automatik den Herzschlag ganz gewaltig: Der Wagen beschleunigt bei weitem nicht so, wie man es gerne hätte - manuelles Schalten in die dritte Fahrstufe ist für das flotte Beenden des Überholvorgangs ebenso vonnöten wie beim Fahren auf schmalen kurvigen Bergstrecken.

Und der Preis: Die Automatikversionen der einzelnen Ausführungen kosten zwischen 1500 und 2000 Mark mehr als die Fahrzeuge mit Schaltgetriebe. Bequemer zu fahren sind sie allesamt, wer damit sportlicher unterwegs sein möchte, wird um das Schalten trotzdem nicht herumkommen.

Von Petra Rothe

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