Fiat Bravo / Brava:Was lange währt . . .

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Neuer Einstiegsmotor und erstmals mit Common-Rail-Diesel

(SZ vom 25.11.1998) Die alte Weisheit "Was lange währt, wird endlich gut" trifft immer wieder auch für die Autobranche zu. Das jüngste Beispiel dafür sind bei Fiat die Modelle Bravo und Brava, die jetzt in einer überarbeiteten Version bei den deutschen Händlern stehen. Als die beiden kompakten Mittelklassemodelle im September 1995 in Deutschland auf den Markt kamen, war der Grundtenor gegenüber diesen Wagen zwar durchweg gut, doch mußten unkomfortable Kleinigkeiten moniert werden. So waren damals die zu kürzen Sitzflächen des Gestühls zu bemängeln, oder daß ein Beifahrerairbag nur zum Aufpreis von 200 Mark zu haben war.

Außen weniger - innen mehr

Das gehört nun der Vergangenheit an. Die neueste Generation hat rein äußerlich nur eine kleine optische Überarbeitung erfahren, noch immer bestimmen die drei extravaganten Heckleuchten den viertürigen Brava. Der Bravo bleibt mit seinen zwei Türen und der coupéartigen Karosserie hingegen der sportlich wirkendere Wagen. Im Innenraum hat sich dagegen einiges getan: Die Sitze wurden zum gut geformten Platz mit ausreichend langen Flächen. Die Verkleidungen und die Armaturentafel haben nun dank guter Materialien eine angenehme Haptik bekommen, was das Wohlfühlen in den Italienern deutlich erleichtert.

Ein ganz großes Plus sind aber die zwei neuen Aggregate für die Mittelklassemodelle. Zum einen findet jetzt auch bei Bravo und Brava die Common-Rail-Technik Einzug. Zum anderen haben die Techniker den beiden Modellen eine neue Basismotorisierung unter die Haube gepflanzt. Das Vierzylinder-Triebwerk mit 16 Ventilen schöpft seine Leistung von 60 kW (82 PS) bei 5500/min aus 1,2 Litern Hubraum. Das maximale Drehmoment von 113 Nm liegt bei 4250/min an. Als Bravo/Brava 80 16V SX ist der Spurt aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer nach 12,5 (13,0) Sekunden vollzogen. Beide Modelle erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 173 km/h. Nach neuer EU-Norm verbrauchen die Kompakten auf 100 Kilometer 6,8 (6,9) Liter Super. Auf den ersten Kilometern präsentierte sich der Brava mit dem Einsteigeraggregat als leicht zu fahrendes, ausreichend kräftig motorisiertes Kompaktauto, das dank einer leichtgängigen Fünfgang-Schaltung keinerlei Probleme macht. Allerdings steht der 1,2-Liter schon zurück, wenn er gegen den Common-Rail-Motor antreten muß. Der Turbo-Diesel-Direkteinspritzer ist das wesentlich agilere Triebwerk, was nicht allein mit der höheren Leistung (77 kW/105 PS) begründet werden kann. Der Selbstzünder mit 1,9 Liter Hubraum, der im Fiatkonzern unter dem Kürzel JTD fungiert, erreicht sein maximales Drehmoment von 200 Nm bei 1500/min. Der geräuscharme Motor beschleunigt den Bravo JTD 105 GT und den Brava JTD 105 HSX/ELX in 10,4 beziehungsweise 10,6 Sekunden von Null auf 100 km/h. Bei 187 Stundenkilometern (185 km/h) endet dann letztlich der Vortrieb.

Was die Papierform schon erahnen läßt, beweist die Fahrt. Der JTD beschleunigt den 1170 Kilogramm schweren Wagen bereits bei niedrigen Drehzahlen spürbar gut. Das Triebwerk behält seine guten Eigenschaften - Laufruhe, Geräuscharmut, Spritzigkeit und Elastizität - kontinuierlich bei. Wie den hochentwickelten Selbstzündern eigen, zeichnet sich auch der JTD durch einen günstigen Verbrauch aus. Durchschnittlich sind das beim Bravo 5,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer; der Brava schluckt gerade einmal 0,1 Liter mehr.

Weltweit erfolgreich

Ob es nun die zweitürige Variante Bravo oder der viertürige Brava ist - beide Wagen haben sich bei ihrer Überarbeitung zu gut verarbeiteten, modernen Autos entwickelt, die in der Klasse der Kompakten jetzt sicherlich noch erfolgreicher werden. Schließlich hat Fiat seit der Einführung der Modelle weltweit 760 000 Exemplare verkauft. In Deutschland sind Bravo und Brava ebenfalls sehr beliebt. Im vergangenen Jahr gingen knapp 33 200 Kompakte über den Ladentisch, wobei sich beide Modelle in etwa gleich gut verkauften.

Mit den überarbeiteten Modellen wird Fiat diese Verkaufszahlen sicherlich überbieten können, denn auch in Sachen Sicherheit haben Bravo und Brava deutlich zugelegt. Ein Beifahrerairbag ist natürlich schon lange selbstverständlich, und heute dürfen in der Kompaktklasse serienmäßige Seitenairbags auch bei Fiat nicht mehr fehlen. Dennoch sind die Preise nach wie vor absolut konkurrenzfähig. Das Einstiegsmodell des Bravo mit dem 1,2-Liter-Aggregat kostet 24 590 Mark; für Schlüssel und Papiere des gleich motorisierten Brava muß man 25 390 Mark investieren.

Von Marion Zellner

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