Fahrbericht: VW Passat 3.2 V6 FSI:Der neue Erbe des alten W

Lesezeit: 3 min

Der legendäre Passat W8 hat endlich einen legitimen Nachfolger. Doch war der Achter noch der Lückenbüßer bis zum ersten Phaeton, soll der neue Passat 3.2 V6 nun richtig um die Premiumkunden kämpfen.

Von Stefan Grundhoff

Seit Markteinführung der neuesten Passat-Generation steht fest: Volkswagen will sich mit der automobilen Mittelschicht allein nicht mehr zufrieden geben. Die Wolfsburger schielen mit ihrem Volumenmodell deutlicher als je nach oben zum Gipfel - dorthin, wo Audi, BMW, Mercedes und Volvo schon in der Sonne sitzen.

Gleicht geht's los: Ein VW Passat wird gestartet. (Foto: Foto: pressinform)

Da man den beschwerlichen Aufstieg mit allen Vieren besser meistern kann, ist der Passat nun auch mit Allradantrieb zu haben. Dazu stattet man neben den Zweiliter-Versionen jetzt zudem das neue Topmodell mit dem intelligenten 4Motion-Konzept aus.

Während in den USA bereits eine 3,6-Liter-Version des Passat verfügbar ist, muss man sich in Europa mit dem 3,2 Liter großen V6-Triebwerk aus dem Golf R32 zufrieden geben. Dank FSI-Technik (Benzin-Direkteinspritzung) leistet der Sechszylinder 184 kW/250 PS.

Optisch trägt der Passat diesen Leistungszuwachs kaum zur Schau. Allein das Heck ziert ein kleiner Schriftzug, und die beiden Auspuffrohre hätte VW durchaus etwas selbstbewusster in Szene setzen können. Damit das Paket auch wirklich stramm geschnürt ist, findet sich an Bord gleich auch noch das erfolgreiche Direktschalt-DSG-Getriebe.

Neue Technik für vier

Die bekannten Passat-Qualitäten, dazu 250 PS, 4Motion und DSG: Reicht das, um in der ersten Reihe mitzuspielen?

Die Allrad-Historie von VW hat mehr als 20 Jahre auf der Achse. Bereits im Jahre 1984 wurde der erste Passat Variant GT als Syncro vorgestellt. Bislang konnten mehr als 250.000 Volkswagen mit Allradantrieb verkauft werden.

Doch Syncro war gestern - 4Motion ist heute. Die Kraftübertragung im Passat 3.2 V6 FSI funktioniert über eine Haldex-Kupplung. Gibt es Drehzahlunterschiede zwischen Vorder- und Hinterachse, wird das System gekoppelt. In Extremsituationen werden so bis zu 100 Prozent der Kraft an die Hinterachse übertragen. Im normalen Fahrbetrieb ist die Kraftverteilung 90:10 zugunsten der Vorderachse.

Der erste Eindruck des Über-Passat ist überzeugend. Hier wurde nicht einfach ein V6 aus dem Konzernregal mit dem Allradantrieb ein Regal weiter zusammengebastelt. Dieser Passat wurde bereits extra für Allradantrieb und für das satte Leistungsplus entwickelt. Fahrwerk, Bremsen und Lenkung arbeiten souverän.

Solider Gesell'

Nicht nur auf rutschigem Untergrund tut der Allradantrieb gut. Wie unangenehm 320 Nm Maximaldrehmoment an der Vorderachse zerren können, weiß jeder, der einmal im Grenzbereich einen Passat 2.0 TDI bewegt hat. 4Motion macht das Ganze deutlich entspannter. Die Kraft kommt sicher auf den Boden. Trotzdem überraschen die Antriebskräfte, die der 3.2 V6 FSI beim sportlichen Antritt an den Fahrer weitergibt. Auf rutschigem Untergrund wie Eis oder Schnee ist 4Motion jedoch eine sichere Bank.

Sein Zusatzgewicht kann der 4,76 Meter lange Passat jedoch nicht verhehlen. Durch das schwerere V6-Aggregat und den Allradantrieb hat der Wolfsburger deutlich zugelegt und wiegt nun 1,6 Tonnen. Doch wer sich für den V6 FSI entscheidet, sollte sich dennoch nicht über einen Leistungsmangel beklagen können: null auf 100 km/h in 6,9 Sekunden und 246 km/h Spitze sind mehr als genug für die abendliche Sportstunde auf der Autobahn. Trotz der Leistung verspricht VW einen Verbrauch von knapp unter zehn Litern SuperPlus auf 100 Kilometern Fahrtstrecke.

Das Direktschaltgetriebe DSG kann in Verbindung mit dem sanft grollenden Sechszylinder dagegen nicht vollends überzeugen. Bei sportlicher Fahrweise läuft der VW oft in einem ungewohnt niedrigen Gang. Ein hohes Geräuschniveau und ein mitunter ruckender Gangwechsel sind die Folge. Wer den Passat dagegen lässig seine Runden drehen lässt, merkt von alledem wenig. Dann arbeiten Motor und Getriebe gut zusammen. Die Gangwechsel laufen nahezu unbemerkt im Hintergrund ab.

Platz-Hirsch

Überraschenderweise hat das Kofferraumvolumen unter dem zusätzlichen Heckantrieb kaum gelitten. Statt der überdimensionalen 565 Liter Stauraum des Fronttrieblers stehen hier kaum kleinere 541 Liter zur Verfügung. So viel Raum und Allradantrieb bietet in dieser Klasse kein anderer. Zu Hause bleiben muss trotz 4x4 also nichts. Wem der Kofferraum nicht reichen sollte, klappt die Rückbank einfach um. Die Zuladung liegt bei stattlichen 610 Litern, und dank 4Motion kann der VW bis zu 2,2 Tonnen an den Haken nehmen.

Der Passat 4Motion ist nicht nur mit dem Topmodell 3.2 V6 FSI, sondern auch bei den kleineren Versionen 2.0 FSI und 2.0 TDI zu haben. Der Basispreis für das den 3.2 V6 FSI 4Motion liegt bei 34.860 Euro, der Variant beginnt bei 36.135 Euro. Die Serienausstattung ist alles andere als üppig. So lässt sich der Preis denn auch ziemlich problemlos in Richtung 50.000-Euro-Marke schieben.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: