Fahrbericht: VW Caddy 2.0 Eco Fuel:Der Öko-Bully

Lesezeit: 3 min

Der VW Caddy ist wie ein Ikea-Regal: praktisch, robust, geräumig, familienfreundlich. Und ähnlich windschnittig. Damit es nicht gar zu teuer wird, gibt es die Spielbox für Sparfüchse jetzt auch mit Erdgasanlage ab Werk.

Von Sebastian Viehmann

"Und kost´s Benzin auch 3 Mark 10 ..." Jeder erinnert sich an diese Zeile aus dem NDW-Hit "Ich will Spaß". 1982 war das. Und damals haben wir darüber noch gelacht. Heute scheinen Benzinpreise von 1,55 Euro nur noch eine Frage kurzer Zeit. Da ist eine Spritkostenersparnis von bis zu 50 Prozent kein schlechtes Verkaufsargument. Der Caddy 2.0 Eco Fuel verspricht genau das - mit einer Kombination aus Erdgas- und Benzinbetrieb.

Die maximale Anhängelast beim Caddy beträgt 1,3 Tonnen. (Foto: Foto: Volkswagen)

Der wirtschaftliche Motor ist sowohl für den Caddy-Kastenwagen als auch für den einfachen Kombi und den bequemeren Caddy Life zu haben. Der EcoFuel hat ein 5-Gang-Schaltgetriebe und ist mit seinen 109 PS die leistungsstärkste Motorisierung, die für den Caddy angeboten wird. Zur Wahl stehen noch zwei Benzinmotoren (80 und 102 PS) sowie drei Dieselmotoren (70, 75 und 104 PS).

Der Erdgas-Caddy hat Unterflur-Tanks, die 26 Kilogramm Erdgas fassen. Das ergibt bei einem Durchschnittsverbrauch von 5,9 Kilogramm auf 100 Kilometer eine Reichweite von etwa 440 Kilometern. Mit der Benzinreserve von 13 Litern steigt die Reichweite auf 590 Kilometer - was immer noch bescheiden ist im Vergleich zu Dieselfahrzeugen und manch anderen Erdgas-Transportern.

Schwerer Junge

Abgesehen vom Tankvorgang ist beim Fahren mit Erdgas kein Unterschied zu einem reinen Benziner zu spüren. Nur die zwei Verbrauchsanzeigen erinnern daran, dass das Motorenherz unter der Haube durch zwei verschiedene Blutkreisläufe versorgt werden kann. Die Umschaltung von Erdgas auf Benzin geht automatisch, sobald der Gasvorrat zur Neige geht.

Dass der Caddy kein echter Van ist, merkt man schon nach ein paar Kilometern. Der Federungskomfort ist gut, das Fahrwerk aber vor allem in Kurven etwas schwammig. Auf der Autobahn muss man sich auf eine deutliche Seitenwindempfindlichkeit einstellen.

So richtig flott ist der Erdgas-Caddy trotz seiner 109 PS zudem nicht. Ab 120 km/h wird die Autobahnfahrt in dem 1,6 bis 1,7 Tonnen schweren Wagen etwas mühselig. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 169 km/h.

In der City und auf der Landstraße kommen die zwei Liter Hubraum indes sehr gelegen. Der Caddy lässt sich bei niedrigen Umdrehungszahlen schaltfaul fahren, starkes Gasgeben und hohe Drehzahlen sind nicht nötig. Das dürfte besonders Berufsfahrer freuen, die täglich mit dem Kastenwagen unterwegs sind.

Unleugbarer Nutzcharakter

Ob zum Brötchenausliefern, als Apotheken-Transporter oder rollender Werkstattwagen - der 4,4 Meter lange Caddy ist ein beliebtes Arbeitspferd. Im Vergleich zum Vorgänger stieg das Laderaumvolumen um 300 Liter auf 3,2 Kubikmeter, die Zuladung wuchs auf 750 Kilogramm. Dazu kommt eine Anhängelast von 1,3 Tonnen.

Nutzfahrzeug-Ambiente gibt es auch im Cockpit. Das präsentiert sich in viel nacktes Plastik gekleidet - aber auch bedienungsfreundlich und übersichtlich. Das lange Armaturenbrett mit seinen Ablageflächen vor der Scheibe erinnert ein wenig an den größeren VW Crafter.

Mit dem Caddy Life will VW vor allem Familien und freizeitorientierte junge Leute ansprechen. In ihm geht es etwas behaglicher zu. Beeindruckend ist die Menge an Ablagen und Staufächern. Dank seines Hochdachs hat der Caddy auch Platz für ein riesiges Staufach über der Windschutzscheibe. Die hintere Sitzbank ist geteilt umklappbar und lässt sich dann noch einmal als Ganzes nach vorn kippen.

Robust - und einfach...

Der Caddy Life versprüht sogar ein bisschen das Flair der guten alten T2- und T3-Bullys. Robust, reichlich Platz, vielseitig verwendbar. Ein Auto, bei dem man keine Angst um schickes Leder oder edle Stoffe haben muss wie beim Luxus-Bruder Touran. Im Caddy können Kinder kleckern und Extremsportler ihren Drachenflieger verstauen: Alles lässt sich irgendwie abwaschen, und falls doch einmal etwas kaputt geht, war es wenigstens nicht teuer. Die seitlichen Schiebetüren machen zudem bei engen Parkplätzen das Einsteigen kinderleicht. Angenehm ist auch die niedrige Ladekante des Kofferraums.

Auf den drei hinteren Plätzen (gegen Aufpreis ist auch eine dritte Sitzbank erhältlich) geht es allerdings nicht so bequem zu wie im Touran. Die Kopffreiheit ist zwar gigantisch, dafür gibt es aber nur ein seitliches Schiebefenster rechts. Ein zweites Schiebefenster links sowie Ausstellfenster für den hinteren Fahrgastraum kosten Aufpreis. Auch sonst ist die Serienausstattung des Caddy Life recht mager.

...und preiswert

Der größte Vorteil des Caddy im Vergleich zu ähnlich dimensionierten Vans bleibt der Preis. Den Caddy-Kastenwagen gibt es bereits ab 12.650 Euro, den 5-sitzigen Kombi ab 13.000 Euro. Der Caddy Life ist ab 15.526 Euro zu haben, mit dem 2.0 Eco Fuel kostet er allerdings schon 19.905 Euro.

Das sind 855 Euro mehr als Renault für seinen Kangoo Privilège Bivalent verlangt, der ebenfalls einen kombinierten Benzin-/Erdgasantrieb hat. Allerdings muss der Kangoo mit einem 1,6-Liter Motor und 82 PS auskommen. Auch die Erdgas-Varianten des Peugeot Partner und des Citroën Berlingo Multispace bieten deutlich weniger Leistung.

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