Fahrbericht: Range Rover Sport:Geländesportler

Lesezeit: 3 min

Ein Range Rover auf breiten Schlappen, mit ausgestellten Kotflügeln und fast 400 PS unter der Haube! Hier hat sich jedoch kein Tuner an der heiligen Kuh aller Landlords vergangen, nein: Der Sport soll neue Kundengruppen erschließen.

Von Stefan Grundhoff

Erst hört man nur ein Grollen, dann wird es immer lauter und in Sekundenbruchteilen donnert ein orangefarbener Blitz laut brüllend an einem vorbei. Die Passanten schauen verstört - und manche haben Glück. Ein paar hundert Meter weiter können sie den mächtigen Briten auf dem Parkplatz bewundern. Kaffeepause!

Zweieinhalb Tonnen auf fünf Meter verteilt: Range Rover Sport (Foto: Foto: Press-inform)

Beim Range Rover Sport ist der Name Programm. Besonders das Topmodell mit dem kleinen, aber feinen Zusatz "Supercharged" ist eine Waffe. Eine Waffe mit imposanten Ausmaßen, einem Gewicht von mehr als 2,5 Tonnen und satten 390 PS. Die mächtigen 20-Zöller stehen souverän in den imposanten Radhäusern.

Vor Jahren wäre eine Powerversion des distinguierten Range Rover unvorstellbar gewesen. Doch die Studie Range Stormer hatte in den vergangenen zwei Jahren auf verschiedenen Messen für viel Applaus gesorgt. So entstand der Supersportler, der einen nur mit der Zunge schnalzen lässt.

Der Ford-Konzern feiert den Range Rover Sport als fünftes Modell von Land Rover. Die Optik: ein Range Rover durch und durch. Die Technik basiert jedoch auf dem 2004 vorgestellten Land Rover Discovery III.

Dezent brachial

Man muss schon zweimal hinschauen, um den Range Sport von seinem großen Vorbild, dem Range Rover, unterscheiden zu können. Im Straßenbild sehen beide aus wie eineiige Zwillinge. Erst, wenn die beiden Rover nebeneinander stehen, fallen die Unterschiede auf. Die Front wirkt durch Schürzen und einen geänderten Grill etwas sportlicher, die Seitenlinie mit den auffälligen Kiemen und die Fahrzeugsilhouette deutlich flacher.

Am bulligen Heck stören die allzu bunten Heckleuchten, die scheinbar in allen Farben dieser Welt blinken. Das wäre auch eleganter gegangen.

Unter der Motorhaube bollert ein Vulkan, der den Ausbruch herbeisehnt. Der mit einem Kompressor aufgeladene 4,2-Liter-Achtzylinder stammt aus dem Jaguar-Konzernregal und leistet 287 kW / 390 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 550 Nm. 80 Prozent dieses Drehmoments stehen bereits ab 1.500 U/min zur Verfügung.

Schlag ins Genick

Daher gibt es beim beherzten Tritt auf das Gaspedal einen Schlag in den Rücken. Die Beschleunigung ist brutal, die Kraftentfaltung zaubert selbst Sportwagenfans ein nicht enden wollendes Lachen ins Gesicht. Die exzellent abgestimmte Sechsgang-Automatik von ZF macht tut ihr Übriges für das harmonische Gesamtbild.

Die mehr als 2,5 Tonnen werden mit brachialer Gewalt nach vorne katapultiert. Der Allradantrieb sorgt dafür, dass die schiere Kraft auch auf die Straße kommt. 0 auf 100 km/h in weniger als acht Sekunden und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h können nicht adäquat ausdrücken, wie sehr man nach vorne gejagt wird. Wer es darauf anlegt, der verbraucht jedoch nicht die versprochenen 17,6, sondern deutlich über 22 Liter auf 100 Kilometer.

Trotz der gewaltigen Masse macht der Range auch bei schnellen Kurven einen guten Eindruck. Die serienmäßige Luftfederung mit Dynamic Response sorgt für die nötige Wankstabilität in den Mäandern. Leider ist diese sinnvolle Hilfe bei den schwächeren Versionen mit 190 und 299 PS aufpreispflichtig.

Schreckfreie Kurven

Mit der stabilisierenden Hand im Rücken verlieren schnelle Kurven jeglichen Schrecken. Allein das mächtige Gewicht und der hohe Schwerpunkt lassen einen daran denken, dass man in keinem Sportwagen sitzt, sondern in einem hungrigen Geländegänger thront. Nur die Lenkung könnte sich noch direkter präsentieren.

Doch nicht nur auf der Straße liefert der 4,79 Meter lange Range Rover Sport eine beeindruckende Vorstellung. Er kennt auch im harten Gelände - ähnlich wie der Dicovery - kaum Grenzen. Nutzen wird das im Alltag kaum jemand. Doch es ist gut zu wissen, dass man jederzeit könnte - wenn man denn wollte.

Der sportliche Range kommt selbst dort hoch, wo viele ambitionierte Wandervögel passen müssen. Terrain-Response, ein flexibles Allradsystem mit verschiedenen Programmstufen und Sperren, macht es zusammen mit der variablen Luftfederung möglich. Im Innenraum ist der Unterschied zum Standard-Range deutlicher als außen. Stattdessen ist er dem Discovery wie aus dem Gesicht geschnitten.

Kleine Mäkel

Das übersichtliche Cockpit wirkt wie eine Kommandozentrale. Ärgerlich: Das Navigationssystem ist nur im Stand zu bedienen. Die Mittelkonsole ist mächtig und könnte trotz aller Sportlichkeit mehr Chic vertragen. Die Sitze sind gut; Übersichtlichkeit und Raumgefühl ebenso.

Auch im Fond lässt es sich dank 2,75 Metern Radstand angenehm reisen. Die Rücklehne steht jedoch recht schräg und die Gurtführung an der D-Säule ist unglücklich. Der Kofferraum hat eine maximale Größe von 2.045 Litern. Schnell vermisst man jedoch eine elektrisch betätigte Heckklappe.

Der Range Rover Sport ist als Dieselversion ab 48.600 Euro zu bekommen. Die voll ausgestattete Supercharged-Version kostet 76.700 Euro. Ein ähnlich ausstaffierter Range Rover 23.200 Euro mehr, 99.900 Euro. Bei dem mächtigen Preisvorteil wird sich so mancher Kunde überlegen, ob er nicht geich zum Sport greift.

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