Fahrbericht: Opel Antara 2.0 CDTI:Neue Ära nach dem Frontera

Lesezeit: 4 min

Auf dem überfüllten Terrain der Offroader schenken sich die Konkurrenten nichts. Zum November läutet nun der Antara Opels SUV-Ära ein und muss sich bewähren.

Von Sebastian Viehmann

Ist der Antara der legitime Nachfolger des Frontera? Auf diese Frage antwortet Opel-Sprecher Frank Klaas mit einem klaren Jein. Ja, weil Opel endlich wieder ein Geländefahrzeug baut. Nein, weil der Antara natürlich mehr auf Luxus und Komfort setzt als der Frontera. Rund 70.000 Vorbestellungen würden zeigen, dass es höchste Zeit war für einen SUV aus Rüsselsheim.

Antara und Chevrolet Captiva werden im selben Werk in Korea gebaut und basieren auf der gleichen Plattform. Interessant also die Frage: Was bietet der Antara, das man im günstigeren Schwestermodell Captiva nicht auch bekommt?

Bei der Karosserie etwa sind alle Teile - bis auf die Frontscheibe - verschieden.

En détail

Auch innen unterscheiden sich Captiva und Antara völlig. Während der Korea-Chevy ein geradliniges, aber durchaus ansprechendes Armaturenbrett aufweist, kommt der Antara mit seinen drei großen runden Lüftungsdüsen verspielter daher. Auch Details wie die Türgriffe sind völlig unterschiedlich.

Allerdings schneidet der Antara nicht unbedingt besser ab. So fehlen ihm kleine Ablagefächer am Armaturenbrett, von denen der Captiva eine ganze Menge aufzuweisen hat. Immerhin gibt es im Opel ein großes Handschuhfach und viel Stauraum in der Mittelkonsole. Und nur der Antara bietet das wie im Corsa zentral auf dem Armaturenbrett platzierte Multifunktions-Display. Es dient gleichzeitig als Bildschirm des Navigationssystems (1760 Euro Aufpreis). Dafür fehlt ihm eine dritte Sitzreihe - die wiederum ist nur für den Captiva erhältlich.

Die Verarbeitungsqualität des Innenraums hinterlässt unterm Strich einen guten Eindruck. Allerdings fielen uns Kleinigkeiten wie unsaubere Spaltmaße etwa bei der Einfassung der Abdeckung für den Navigationsbildschirm auf.

Mensch und Ladung

Das Platzangebot im Opel ist vorn wie hinten sehr großzügig. Kopf- und Beinfreiheit gibt es im Überfluss, die straffen Vordersitze bieten ausgezeichneten Seitenhalt.

Der Kofferraum schluckt 370 Liter (gemessen bis zur Gepäckraumabdeckung), bei umgelegten Sitzen beträgt das maximale Stauvolumen auf der ebenen Ladefläche 1420 Liter (zum Vergleich: Der Hyundai Santa Fé hat 1582 Liter, der Toyota RAV4 1552 Liter, der BMW X3 bringt es auf 1560 Liter). Beim Antara beeinträchtigt leider eine hohe Ladekante die Gepäckabfertigung.

Praktisch sind die Staufächer unter der Gepäckraumabdeckung und das aus Opels Kombi-Modellen bekannte FlexOrganizer-System mit Schienen, in die sich Netze, Trennwände, Stangen oder Haken einklinken lassen. Auch der bereits vom neuen Corsa her vertraute integrierte Fahrradträger Flex-Fix, den man einfach aus der Heckschürze ziehen kann, wird von Frühjahr 2007 an für den Antara lieferbar sein.

Das Platzangebot im Opel ist vorn wie hinten sehr großzügig. Kopf- und Beinfreiheit gibt es im Überfluss. (Foto: Foto: Opel)

Unter der Haube ticken die gleichen Motoren wie im Chevrolet Captiva. Zur Auswahl stehen zwei Benziner (2,4-Liter-Vierzylinder mit 140 PS und 3,2-V6 mit 227 PS), sowie ein Dieselmotor in zwei Leistungsstufen (2.0 CDTI mit 127 oder 150 PS).

Der Vortrieb

Die meisten deutschen Kunden werden sich wohl für den 150-PS-Diesel entscheiden. Das Aggregat läuft harmonisch und vibrationsarm, ist aber unter Belastung recht laut. Es stellt sein maximales Drehmoment von 320 Newtonmetern zudem erst nach einem tiefen Turboloch ab 2000 Umdrehungen zur Verfügung. So muss man oft schalten, um genügend Schubkraft zu haben. Die Leistung reicht aber aus, um den Antara in 10,3 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen.

Die Fünfgangschaltung mit dem langen Pedalweg der Kupplung dürfte aber gern etwas präziser sein. Ein Sechsganggetriebe gibt es nicht, nur alternativ eine Fünfgang-Automatik. Auch der schwächere Diesel mit 127 PS soll schon zur Markteinführung des Antara im November zur Verfügung stehen.

Den kleinen 2,4-Liter-Benziner konnte man im Antara noch nicht testen. Wir haben ihn allerdings schon im Schwestermodell Captiva gefahren. Und dort hatte das 136-PS-Aggregat (140 PS im Antara) seine liebe Mühe mit den zwei Tonnen Fahrzeuggewicht - vor allem, wenn es bergauf ging. Wer sich für einen Benziner entscheidet, dürfte also mit dem V6 besser beraten sein.

Die Maschine, die im Captiva ziemlich angestrengt klingt, macht beim Antara einen entspannteren Eindruck. Bergauf geht es mit dem V6 mit 3,2 Litern Hubraum nicht ganz so flott voran, ansonsten gibt das 227 PS starke Aggregat eine gute Figur ab. Die Fünfstufen-Automatik schaltet angenehm ruckfrei. Der V6 beschleunigt in 8,8 Sekunden auf 100 und verleiht dem Antara eine Höchstgeschwindigkeit von 203 km/h. Den Durchschnittsverbrauch gibt Opel mit 11,6 Litern an. Bei unserem Testwagen flossen laut Bordcomputer allerdings rund 15 Liter durch die Leitungen, bei der Fahrt im Gelände sogar mehr als 20.

Gut abgestimmt

Im Vergleich mit anderen deutschen SUVs wie dem X3 oder dem Touareg ist der Antara noch etwas schwach auf der Brust. Das könnte sich jedoch in nicht allzu ferner Zukunft ändern - man munkelt, dass schon ein Antara OPC in der Pipeline ist. Der dürfte dann eine satte Turbo-Aufladung und weit mehr als 200 PS besitzen.

Das Fahrwerk des Antara ist deutlich straffer abgestimmt als im schwammigen Captiva. Der Opel schaukelt sich nicht auf und bietet eine ähnlich satte Straßenlage wie zum Beispiel der X3. Nur die Lenkung könnte etwas direkter sein.

Auch im Gelände beweist der Antara eine perfekte Fahrwerksabstimmung. Schlamm, Schotter, gewaltige Schlaglöcher - bei keiner Gelegenheit wirkt Opels SUV holprig oder unbequem. Der Allradantrieb wird nur bei Bedarf zugeschaltet und kann stufenlos maximal 50 Prozent der Antriebskraft an die Hinterachse schicken. ESP sowie die Bergabfahrhilfe DCS gibt es bei allen Modellen serienmäßig. Die robusten Schutzleisten vorn, hinten und an den Seiten wehren Steinschlag ab.

Als echter Offroader wurde der Antara freilich nicht gebaut, ebenso wenig wie die meisten seiner Konkurrenten. Er hat keine Differenzialsperren und keine Geländeuntersetzung. Und statt eines Leiterrahmen-Chassis wie beim Frontera hat er eine selbsttragende Karosserie.

Das liebe Geld

Preislich startet der Antara bei 26.850 Euro. Dafür gibt es den 2,4-Liter-Benziner mit 140 PS. Zur Ausstattung gehören neben Allradantrieb und ESP ein CD-Radio, elektrische Außenspiegel und Fensterheber, Nebelscheinwerfer und eine Klimaanlage. Das Basismodell des Chevrolet Captiva gibt es schon für 22.490 Euro - es ist aber wesentlich schlechter ausgestattet, hat zum Beispiel weder ESP noch Allradantrieb.

Den Antara 2.0 CDTI gibt es erst ab der Ausstattungsvariante "Edition" für 30.765 Euro, dann sind unter anderem Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik und Sitzheizung an Bord (der günstigste Captiva-Diesel kostet 28.590 Euro). Den Antara mit V-6-Motor wiederum gibt es ausschließlich in der Cosmo-Ausstattungsversion. Für 37.100 Euro erhält man dann zusätzlich eine Einparkhilfe, Leder an Lenkrad und Schaltknauf, Tempomat, Bordcomputer, Mittelarmlehne hinten, 18 Zoll-Felgen sowie verchromte Türgriffe und Auspuffendrohre.

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