Fahrbericht: Mercedes CLS 500:Vier gewinnt

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Bislang machte Mercedes nicht gerade durch mutiges Design von sich reden. Doch mit dem neuen CLS kreierten sie ein automobiles Kunstwerk, das als Zwitter zwischen Coupé und Limousine seinesgleichen sucht.

Von Stefan Grundhoff

Zumindest in Deutschland dürfte es der extravagant gezeichnete CLS schwer haben - insbesondere, weil ein Dieselmotor erst später folgen soll. In Asien und den USA sollte der CLS jedoch zum Renner werden. Das Design ist einzigartig - da kann gerade einmal der Supersportler SLR mithalten. Auf den Straßen in und um Rom - wo wir den Wagen gefahren sind - gab es immer wieder offenen Beifall, sobald man ihn sah.

Geschwungene Linien und offenporiges Holz: das CLS-Innenleben (Foto: Foto: DaimlerChrysler)

Das Auto ist irgendwie anders und irgendwie typisch Benz - genau das Richtige für die, denen eine hoch motorisierte E-Klasse zu gewöhnlich, ein CLK zu klein und die S-Klasse zu snobbish ist. Motorhaube, Dach und Kofferraum wirken gespannt und gehen fast unsichtbar ineinander über. Front und Heck mit kleinen Leuchteinheiten wirken bullig und filigran zugleich. Betörend schön die geschwungene Seitenlinie mit den mächtigen Rädern und schmalen Fensterflächen.

Innen sehr gut, aber...

Der viertürige Mercedes CLS ist mit einer Länge von 4,91 m ein reiner Viersitzer. Der Innenraum gibt sich edel und perfekt auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt. Aufgrund der niedrigen Dachlinie wird es im Fond jedoch ab 1,80 m eng.

Sonst gibt es Platz satt. Vorne zeigt sich das gewohnte Mercedes-Bild. Das übersichtliche Armaturenbrett zeigt sich diesmal leicht geschwungen und mit hochwertigem, matt schimmerndem Edelholz bedeckt. Dazu mag die preiswert wirkende Klimaautomatik im Plastik-Look nicht so recht passen.

Auch der mit Textil bespannte Dachhimmel stört die fast perfekte Symbiose. Wer auf den bequemen Lederstühlen Platz nimmt und offenporige Hölzer genießt, verlangt hier ein bisschen mehr. Keine Wünsche offen bleiben beim Kofferraum. 500 Liter sind ein üppiger Wert. Nur optional gibt es einen Skisack.

Optisch gibt sich der CLS deutlich sportlicher als seine viertürigen Konzernbrüder. Das unterstreichen auch die Motorisierungen: Basis ist der CLS 350 mit sechs Zylindern und 200 kW/272 PS. Die Fahrleistungen sind ansehnlich.

Acht ist angemessen

Doch in der Klasse der automobilen Individualisten kommt man um den CLS 500 nicht herum. Der bietet mit 306 Pferden unter der sehenswerten Haube zwar nur 34 PS mehr - jedoch sind acht Zylinder, fünf Liter Hubraum und 460 Nm schlagkräftige Kaufargumente. Der 500er passt insbesondere dank der bestens abgestimmten Siebengang-Automatik besser zu dem mehr als 1,8 Tonnen schweren Schwaben. Denn sein Gewicht kann das viertürige Coupé gerade auf winkeligen Kurven nicht verleugnen.

Der Durchschnittsverbrauch soll bei 11,3 Litern Super auf 100 km liegen. 0 auf 100 km/h in rund sechs Sekunden und abgeregelte 250 km/h sind standesgemäß.

Das Fahrwerk wurde eine Spur straffer als bei der E-Klasse abgestimmt. Beim CLS 500 zeigt sich die serienmäßige Luftfederung an der Hinterachse als ausgezeichnete Wahl. Die Lenkung ist gut, könnte jedoch mehr Rückmeldung von der Fahrbahn geben. Der Mercedes CLS ist kaum etwas für Familienväter und wird stattdessen eine extravagante Coupé-Version bleiben.

Freche Aufpreispolitik

Ein Indiz dafür sind die Preise: Der Mercedes CLS 350 kostet 54.346 Euro, der bessere CLS 500 bereits 67.280 Euro. Die Serienausstattung des CLS 500 zeigt sich - abgesehen von Luftfederung, beheizten Ledersitzen und 18-Zoll-Felgen - jedoch enttäuschend.

Und als geradezu nackt erweist sich der CLS 350. Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht (1.571 Euro) kosten ebenso kräftige Aufpreise wie Parktronic (765 Euro), Navigationssystem (2.900 Euro), Heckrollo (435 Euro) oder Sitzheizung hinten (394 Euro). Noch frecher: Selbst Skisack (208 Euro), Sidebags im Fond (388 Euro) und Cupholder (46 Euro) schlagen noch mal ins Kontor.

Wer tatsächlich mehr will, muss bis zum Frühjahr 2005 warten: Dann kommt die obligatorische Powerversion CLS 55 AMG mit 476 PS und einem Einstandspreis von 96.164 Euro.

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