Fahrbericht: Mercedes-Benz R 320 CDI:Neue R-fahrung

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Die Bedienungsanleitung des neuen Mercedes R hat gerade mal 520 Seiten. Lesen muss man das Pamphlet nicht; aber es deutet schon an, was der Neue so auf dem Kasten hat. Die "Kombi-S-Klasse" soll besonders in den USA zur Allzweckwaffe werden. In Europa wird es das Auto wohl schwerer haben.

Von Stefan Grundhoff

In den USA ist die neue R-Klasse bereits seit einigen Wochen auf dem Markt. In Deutschland müssen sich die Fans des imposanten Sechssitzers noch eine Weile gedulden: Der im selben USA-Werk wie die M-Klasse gebaute Mercedes-Van kommt erst im neuen Jahr zu uns.

Imposanter Sechssitzer: Mercedes R (Foto: Foto: pressinform)

Während in den USA nur die Langversion mit einem Gardemaß von 5,16 Metern und zwei alternative Benzinaggregate (R 350 und R 500) zu bekommen sind, dürfen sich die Europäer über eine zusätzliche kurze Variante (4,92 m) freuen. Doch auch mit dem reduzierten Maß ist der R einer, der die Blicke auf sich zieht.

Übern Großen Teich geschielt

Kein Kombi, kein echter Van - irgendetwas dazwischen und aus dem Mercedes-Benz-Regal. Übrigens nicht ganz neu: In den USA gibt es seit Jahren den Chrysler Pacifica, ebenfalls ein Crossover mit Allradantrieb.

Zugeschnitten wurde die mit dem ML verwandte R-Allzweckwaffe insbesondere auf den US-Markt. Hier stehen viel Platz, eine dritte Sitzreihe und Allradantrieb hoch im Kurs. Der Kofferraum schluckt zwischen 244 und 1950 Liter an Gepäck. Besonders praktisch ist die elektrische Heckklappe, die das Be- und Entladen deutlich erleichtert.

Das Platzangebot ist auch bei der kürzeren, europäischen Version ordentlich. Wer mehr will, bekommt hierzulande bei Bedarf durchaus die längere Ausführung mit einem Mega-Radstand von 3,22 Metern.

In der ersten und zweiten Reihe freut man sich jedenfalls auch beim kleinen "R" über bequeme Clubsessel, die durchaus angenehmen Seitenhalt bieten. Die beiden Einzelsitze in der dritten Reihe sind gleichfalls mehr als Notsitze, wenngleich es für groß gewachsene Schwiegermütter mit der Fönfrisur schwierig werden dürfte.

Abstecher in die Garage

Größe und Anzahl der Ablagen in dem neuen Mercedes sind beeindruckend. Der Getriebehebel ist verschwunden; stattdessen gibt es zwischen den vorderen Sitzen große Becherhalter. Auch in der zweiten Reihe kann man bei Popcorn und Cola die Filmvorführungen genießen. Die Bildschirme des DVD-Systems sind in den Kopfstützen der Frontsitze untergebracht. Wer fährt da noch ins Autokino? Es reicht ein Abstecher in die eigene Garage, denn auch das Soundsystem ist besser als das in vielen Wohnzimmern.

Doch wer soll sich für eine Mercedes-R-Klasse entscheiden? Die Produktpalette bei Mercedes lässt nämlich schon bisher kaum noch Lücken; da wird man es nicht nur in Deutschland schwer haben, auf Stückzahlen zu machen.

Bildstrecke
:Mercedes R-Klasse: R-fahrung

Man zielt auf die Fahrer von BMW 5er-Touring und Audi A6 Avant. Die haben zwar weniger Platz, sind der R-Klasse fahrdynamisch jedoch deutlich überlegen. Dem aus Tuscaloosa stammenden R machen das mächtige Leergewicht von 2,2 Tonnen und der hohe Schwerpunkt zu schaffen.

Er ist andererseits auch mit dem Dreiliter-Diesel ein grandioser Cruiser, mit dem man ohne Pause in den Skiurlaub entschwinden möchte. Doch bei einem Einstiegspreis von rund 51.000 Euro für eine nackte Version wird es dünn. Vernünftig ausgestattet, mit den bekannten Annehmlichkeiten, wackelt die 65.000-Euro-Marke. Die Benzinversionen R 350 und R 500 sind noch teurer.

Licht und Schatten

Der 320-CDI-Motor ist solange die Idealbesetzung, wie der 420 CDI im Regal bleibt. Der Dreiliter-Diesel leistet bekannte 225 PS und satte 510 Nm. Doch ab Tempo 180 wird das Schlachtschiff recht müde bei der Beschleunigung. Null auf 100 km/h schafft der R 320 CDI indes in beachtlichen 8,7 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gut 220 km/h. Mercedes verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 9,5 Litern Diesel auf 100 Kilometer.

Ideal auf den großen Benz abgestimmt zeigen sich der serienmäßige Allradantrieb, Fahrwerk und Automatik. Die Siebengang-Automatik ist eine Klasse für sich, und die Luftfederung der Hinterachse schluckt sämtliche Unebenheiten. Nur gegen Aufpreis gibt es indes eine Luftfeder für beide Achsen.

In flotten Kurven oder bei Lastwechseln stören jedoch der erwähnte hohe Schwerpunkt und die zu indirekte Lenkung. Die USA-Versionen sind übrigens noch weicher und indirekter ausgelegt.

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