Fahrbericht: Jaguar XJ 2.7 L V6 Diesel:Sparsames Schnurren

Lesezeit: 3 min

Jaguar hat seinem Luxusgleiter XJ ein neues, sportlicheres Gesicht verpasst. Und verwöhnt seine Fahrer mit einem "königlichen" Service.

Von Sebastian Viehmann

Diese Katze hat neun Leben. Mindestens. Der Jaguar XJ blieb sich auch nach dem x-ten Facelift treu. Seit 1968 ist er das Flaggschiff der britischen Edelmarke. Im Juli soll nun die neueste Ausgabe des Luxuskreuzers bei den Händlern stehen. Getan hat sich unter dem Blech - gar nichts. Innen - so gut wie nichts. Und außen - ein bisschen.

Die neuen seitlichen Sicken lassen die Edelkatze optisch tiefer am Asphalt kauern. Die Außenspiegel hat Jaguar umgestaltet, um Windgeräusche zu reduzieren. (Foto: Foto: Pressinform)

Erst auf den zweiten Blick erkennt man außerdem den winzigen Heckspoiler

Auf den ersten Blick fällt die muskulösere Front mit dem aufgefrischten Maschengitter-Grill und dem zusätzlichen Lufteinlass unter dem Stoßfänger auf. Der sieht ein bisschen wie ein lachender Mund aus. Damit wirkt der neue XJ zwar kraftvoller, aber auch etwas unruhiger als der Vorgänger. Die neuen seitlichen Sicken lassen die Edelkatze optisch tiefer am Asphalt kauern. Die Außenspiegel hat Jaguar umgestaltet, um Windgeräusche zu reduzieren. Ein schickes Raubkatzen-Logo ziert den überarbeiteten Grill und das Lenkrad.

Am Heck verbindet ein verchromtes "Signature Blade" mit Jaguar-Schriftzug die beiden Rückleuchten. Erst auf den zweiten Blick erkennt man außerdem den winzigen Heckspoiler.

Im Innenraum hat Jaguar dem XJ neue Sitze mit Kühlfunktion und mehr Beinfreiheit für die Fondpassagiere spendiert. Wer sich in den bequemen Ledersesseln niederlässt, braucht zum Glücklichsein eigentlich nur noch den Fünfuhrtee. "Hier bin ich Brite, hier darf ich sein", lautet die Devise. Feinstes Leder, edle Holzfurniere, geschmackvolle Beleuchtung - im großen Jaguar kann man es aushalten. Das Platzangebot ist reichlich, lediglich im Beifahrer-Fußraum hätte es gern ein wenig mehr sein dürfen. Der Kofferraum ist auffallend flach - und 470 Liter Gepäckraum sind im Oberklassen-Vergleich nicht gerade viel. Unter der Abdeckung schlummert dafür immerhin ein vollwertiges Reserverad.

Feinstes Leder, edle Holzfurniere, geschmackvolle Beleuchtung - im großen Jaguar halten es nicht nur die Briten aus. (Foto: Foto: Hersteller)

Bei den Benzinmotoren hat man die Auswahl zwischen einem 3,0-Liter-V6 (238 PS, 70.600 Euro), einem 3,5-Liter-V8 (258 PS, 77.500 Euro), einem 4,2-Liter-V8 (298 PS, 81.800 Euro) und dem 4,2 Liter großen V8-Kompressor im XJR (395 PS, 96.600 Euro). Der XJR macht dem Markenzeichen der springenden Raubkatze (Leaper) alle Ehre. Dem kraftvollen Fauchen des Achtzylinders folgt ein satter Schub, schon nach 5,3 Sekunden hat der XJR 100 km/h erreicht.

Hier bin ich Brite, hier darf ich sein

Deutlich langsamer, aber trotzdem souverän geht der 2,7-Liter-V6-Diesel (ab 69.600 Euro) zu Werke. Das Auffälligste an dem 207 PS starken Aggregat ist, dass es überhaupt nicht auffällt. Auch wenn der Vergleich beim Thema Jaguar etwas abgegriffen klingt - der Satz "schnurrt wie ein Kätzchen" beschreibt den XJD mit seinem sonoren Sound am besten - denn der erinnert keineswegs an einen Diesel.

Da der Motor nur 1,7 Tonnen Auto in Bewegung setzen muss, können sich auch die Fahrleistungen sehen lassen: Eine Beschleunigung von 8,2 Sekunden von 0 auf 100 ist ebenso annehmbar wie die Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Die Kraftübertragung übernimmt eine Sechsgangautomatik: Sie schaltet butterweich, ist allerdings manchmal eine Spur zu träge.

Die Trumpfkarte des Diesel ist allerdings sein moderater Durst. Durchschnittlich fließen nur 8,1 Liter durch die Leitungen und auch in der Praxis gibt es von diesem Wert keine großen Abweichungen. Der CO2-Ausstoß beläuft sich auf 214 Gramm pro Kilometer. Damit kann sich der Jaguar sogar mit dem BMW 730d (8,2 Liter, 216 Gramm) messen. Allerdings bringt der bayrische Dieselkonkurrent deutlich mehr Drehmoment und Leistung mit.

Bei der Ausstattung bietet die britische Edelkatze die üblichen Oberklasse-Features. Dazu gehört etwa die optionale adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, die mit Radaraugen automatisch den Abstand zum Vordermann hält und bei Bedarf selbständig bremst. Eine elektronische Fahrwerksregelung sorgt in jeder Fahrsituation für gutes Handling. Gegen Aufpreis sind Nettigkeiten wie das (etwas fummelig zu bedienende) Navigationssystem, ausziehbare Picknick-Tischchen in den Vordersitz-Lehnen, Multimedia-Bildschirme für die Fond-Passagiere oder eine elektrisch verstellbare Rückbank zu haben.

Zur Perfektion fehlen allerdings Kleinigkeiten: Die Automatik hat keinen manuellen Modus zum Antippen. Xenonlicht kostet extra, eine Kurvenlicht-Funktion kann der Jaguar nicht bieten. Hightech-Assistenzsysteme à la Lexus wie etwa ein Spurwechselwarner fehlen ebenfalls. Und die Kofferraumklappe muss man per Hand schließen oder den Butler darum bitten.

Beim Logan keine Sache - aber hier sind wir im Luxussegment. Zweifellos kann man auch da ohne solche technischen Sahnehäubchen glücklich werden - aber schließlich hat sich Jaguar vorgenommen, Lexus und Mercedes zu überholen: Der neue XJ soll Vorbote einer komplett umgekrempelten Strategie des britischen Edelherstellers sein.

Der "Royal Service" wäscht sogar das Auto

"Jaguar muss wieder eine Luxusmarke werden statt nur eine Premiummarke. Statt der Kleine unter den Großen wollen wir der Große unter den Kleinen werden", umreißt Jaguars Deutschland-Chef Jeffrey Scott die Zielsetzung. Das heißt im Klartext: Weg aus dem Dunstkreis von Mercedes, BMW oder Lexus und hin auf die Edel-Insel zu Maserati oder Ferrari.

Weswegen man sich unterscheiden muss - und für den neuen XJ den "Royal Service" anbietet. Der Name ist Programm: Drei Jahre bzw. 100.000 Kilometer lang sind sämtliche Wartungs- und Inspektionsarbeiten im Kaufpreis inbegriffen. Müssen Verschleißteile ersetzt werden, geschieht das ebenfalls kostenlos - abgesehen von den Reifen. Der Wagen wird außerdem beim Kunden zu Hause abgeholt und nach getaner Arbeit wieder frisch gewaschen vor die Garage gestellt. Jaguar-Mann Jeffrey Scott erhofft sich dadurch "Positiv-Erlebnisse" bei den Katzen-Besitzern: "Der Kunde erhält nach der Inspektion keine Rechnung." Und das gibt es schließlich nicht überall.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: