Fahrbericht: BMW Z4 M Coupé:Sollte auf der Strecke bleiben

Lesezeit: 3 min

Das Z4 M Coupé ist da, schnell am Gas, schnell auf der Bremse - und fast noch rechtzeitig zum nächsten 24-Stunden-Rennen.

Von Stefan Grundhoff

Das BMW Z4 M Coupé ist kein Auto für den normalen Straßenverkehr. Kein Frage: Auch hier hat der bullige Bayer fraglos seine Stärken, und die Landstraße ist seine zweite Heimat.

Komplexe Formen, klare Nomenklatur: das Z4 M Coupé von hinten (Foto: Foto: press-inform)

Doch der eigentliche Lebensraum des neuen BMW-Coupés ist die Rennstrecke. Bereits die identisch motorisierte offene Version ließ Motorsportfeunde mit der Zunge schnalzen. Geschlossen nun fährt sich das Ganze noch eine Klasse besser - versprochen.

Null auf Tempo 100 in fünf Sekunden - 100 auf Null in der halben Zeit. Da kommt man schnell ins Schwärmen. Der Z4 ist kein Cruiser. Seine Karosserie ist kompromisslos steif, und im Stop-and-Go-Verkehr nervt die ruckelnde Kupplung. Doch im schnellen Tagesgeschäft ist alles vergessen - fast auch die fehlenden Nebellampen und das billige Plastikdesign des ausklappbaren Navigationsgeräts.

Echte M-Fans freuen sich über den traditionell beleuchteten M-Schalthebel - vermissen jedoch ein entsprechend eingearbeitetes Logo auf den elektrisch verstellbaren Ledersitzen.

Perfekt nicht, aber...!

Es ist nicht so, dass das 4,11 Meter lange Z4 Coupé ein perfektes Auto wäre. Der Innenraum zeigt sich nach wie vor in dem bisweilen geradezu lieblosen Z4-Look. Materialen und Ergonomie kommen einfach nicht an die Ausstattungen vergangener Jahre heran. Daran ändert auch das ungewöhnliche Carbonleder der M-Version nichts. Die Sportsitze könnten gerade im oberen Bereich noch mehr Seitenhalt bieten, und das Rollo der Laderaumabdeckung scheint einer vergangenen Dekade entrissen.

Doch wer in einem wahren Sportwagen ein paar schnelle Runden auf der Nürburgring-Nordschleife drehen möchte, der wird beim geschlossenen Z4 auf seine Kosten kommen. Und vielleicht ein Sportgetriebe wie das SMG vermissen. Der Z4 ist nur mit einem - exzellenten und überaus exakt zu bedienenden - Sechsgang-Handschaltgetriebe zu bekommen.

Viele wollen bei einem Vollblutsportler mittlerweile jedoch ein echtes Rennsportgetriebe, das sich über die inzwischen selbst in der Polo-Klasse erhältlichen Lenkradpaddel bedienen lässt. Hier strauchelt BMW und bietet zum Marktstart nichts Vergleichbares.

252 kW / 343 PS bei 7900 Touren und 365 Nm bei 4900 Umdrehungen werden dem mittlerweile bekannten 3,2-Liter-Triebwerk entlockt. Bei 250 km/h wird abgeregelt. Doch eine Öffnungsklausel scheint in Absprache mit dem Händler des Vertrauens möglich.

Auch ein paar Jahre nach seiner Markteinführung ist der hoch drehende Reihensechszylinder noch immer ein fahrdynamischer und akustischer Genuss. Besonders ab 5000 Umdrehungen pro Minute lässt man gerne einmal die Seitenscheiben herunter, um diesen Sound zu genießen.

Neue Schönheit

Das Design ist bei einem Sportcoupé wie dem Z4 besonders wichtig. Man will schließlich zeigen, was man hat - und kann. Aus den Fehlern des fraglos supersportlichen Vorgängers, des 321 PS starken Z3-Coupés, hat man gelernt.

Das Hinterteil des Z4 ist das Sahnestück, deutlich kraftvoller und sehenswerter als die optisch viele Leute wenig überzeugende Vorgängervariante. Die kuppelartige Heckklappe und die erhaben herausgearbeiteten Kotflügel - das hat schon was.

Konzept und damit Platzangebot haben sich indes nur wenig verändert. Der Z4 ist ein reiner Zweisitzer mit einem nun auf 300 Liter gewachsenen Kofferraum hinter den Sitzen. Der Pseudo-Kombi-Fauxpas vergangener Zeiten ist bei diesem Anblick vergessen.

Das Z4 M Coupé ist schnell - sehr schnell. Der Sechszylinder liegt taktisch günstig hinter der Vorderachse - ein Grund für die ideale Gewichtsverteilung 50 : 50 und das grandiose Einlenkverhalten. Die Lenkung ist fabelhaft direkt und dabei so genau, dass man damit wohl auch eine dünne Scheibe rohen Schinkens abtrennen könnte.

Das satte Herausbeschleunigen aus engen Kurven ist immer wieder ein Genuss. Wie an der Schnur gezogen, zirkelt sich der 1,5 Tonnen schwere Bayer dank Heckantrieb und intelligenter Differentialsperre zielsicher aus dem schwierigsten Kurvengeflecht. Notfalls hilft ein Tritt auf die Bremse, die dem Supersportler BMW M3 CSL geklaut wurde.

Für den nahezu grenzenlosen Fahrspaß muss man erwartungsgemäß tief in die Tasche greifen. Mit einem Basispreis von 55.900 Euro ist das Z4 M Coupé nicht gerade billig - aber immerhin noch 2000 Euro "billiger" als sein offener Bruder.

Wer sparen möchte, schielt zum kleinen Bruder herüber. Das 265 PS starke BMW Z4 3.0 Si Coupe ist schon für 38.900 Euro zu haben - und soll statt 12,1 nur 8,9 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern verbrauchen.

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