Fahrbericht Audi Q7 3.6:Räumliches Lenken

Lesezeit: 3 min

Obwohl die Ingolstädter als einer der Urväter der modernen Allradtechnik gelten, haben sie den SUV-Trend ein wenig verschlafen. Endlich kommt nun der lang ersehnte Q7 - und nie hat ein Audi mehr Eindruck gemacht.

Stefan Grundhoff

Das merkt man schon nach den ersten Kilometern Fahrt. Auf den Straßen von Phoenix / Arizona ist der Q7 eine echte Schau. An der ersten Highway-Kreuzung zückt ein juveniler Audi-Fan während der Fahrt sein Kamera-Handy und drückt begeistert ab. Der Daumen der rechten Hand zeigt gleichzeitig nach oben. Keine Ahnung, womit er sein altes Audi-Coupé gleichzeitig gelenkt hat. Amerika bleibt offensichtlich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Ideales, aber ziemlich seltenes Terrain für einen Audi Q7 (Foto: Foto: Audi)

Nun hat also endlich auch Audi sein SUV, sein Sports Utility Vehicle - und wird sich wohl nur noch kurze Zeit die nervigen Fragen gefallen lassen müssen, wieso man so spät dran war. Fest steht: Es ist zu viel Zeit vergangen und es wurde zu lang allein auf den kombihaften Allroad gesetzt. Und während die Konkurrenz meist schon die zweite SUV-Generation launcht, steht der Q7 von Mitte März an beim Händler.

Schlicht groß

Wenn das mächtige Singleframe-Maul erst einmal im Rückspiegel auftaucht, erschrickt man erst einmal. Der Q7 macht nicht nur durch seine gigantische Länge von 5,09 Metern und einssiebzig Höhe Eindruck - egal, ob in der eigenen Einfahrt oder auf der Autobahn. Seine Dimensionen sind insgesamt mächtig - schließlich will man ja gerade auf dem amerikanischen Markt, wo man es groß mag, Stückzahlen generieren. Aber bei uns werden Siebensitzer gleichfalls immer beliebter.

Rund 50 Prozent der angepeilten 60.000 Fahrzeuge pro Jahr sollen in den USA verkauft werden. Doch auch in Deutschland haben viele auf ein SUV von Audi gewartet - mehr als 11.000 Q7 sind bereits verkauft, bevor überhaupt ein Meter gefahren wurde.

Der erste Fahreindruck überrascht. Von der Mächtigkeit der Außenhaut ist auf der Straße nichts zu spüren. Der "Q" soll wie eine Limousine fahren und tut dies nahezu auch. Zahlreiche Module hat er mit seinen (ungleichen) Geschwistern VW Touareg und Porsche Cayenne gemein. Auch er wird übrigens in Bratislava gefertigt. Die Audi-Leute haben angesichts der prächtigen Nachfrage alle Hände voll zu tun, die Produktion hochzufahren.

Simples Fortkommen

Das Fahrwerk - insbesondere mit der leider nur optionalen Luftfederung - ist klasse und muss sich gegenüber der etablierten Konkurrenz in keiner Disziplin verstecken. Schnelle Kurven, Rumpelpisten oder winkeliger Innenstadtverkehr sind im Q7 dank einer Kraftverteilung von 40:60 im Normalbetrieb eine wahre Freude.

Nie ließ sich ein solches Schlachtschiff einfacher fahren. Ganz den Bedürfnissen der meisten Kunden entsprechend, hat man auf das oft übliche Gelände-Equipment verzichtet. Tiptronic, Wankstabilisator, variable Kraftverteilung des permanenten Quattro-Antriebs und eine Bergabfahrhilfe, das war's. Manuelle Sperren oder Untersetzungen bleiben außen vor. Einige werden das trotzdem vermissen.

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:Audi Q7: Räumliches Lenken

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Der Innenraum setzt in Sachen Größe, Bedienfreundlichkeit und Materialanmutung neue Maßstäbe. Hier fährt den Ingolstädtern derzeit die gesamte Konkurrenz hinterher. Die Sitzpositionen in der ersten und zweiten Reihe sind vorbildlich. Es stören allein die etwas zu kurzen Kopfstützen und die knappe Beinauflage im Fond. Bei der Bedeutung des US-Markts konnte auf eine dritte Sitzreihe nicht verzichtet werden. Die ist optional und in zwei Ausführungen erhältlich. Doch keinen mit mehr als 1,60 Metern Körpergröße sollte man auf den Stiefmütterchensitz schicken - sonst ist es mit der Freundschaft vorbei.

Räumliches Lenken

Es erfreuen zahllose Ablagen. Den Inhalt eines ganzen Wasserkastens kann man in den zahlreichen Halterungen unterbringen. Im gigantischen Kofferraum finden dann unzählige Kästen Platz. 775 bis 2035 Liter sind so satt, wie man es von außen vermuten konnte. Praktischerweise lassen sich das Heck zum Einladen per Knopfdruck absenken und die Heckklappe elektrisch öffnen.

Bei den Motorisierungen hat man sich auch nicht lumpen lassen. Neben dem bekannten 3.0 TDI mit 233 PS startet man in Deutschland mit einem leistungsstarken 4,2-Liter-V8 mit 350 PS Leistung. Erst später im Jahr folgt mit dem neuen 3,6-Liter-V6 ein Motor, den man im Blick haben sollte. Der bullige Sechszylinder mit 206 kW / 280 PS und 360 Nm Maximaldrehmoment machte bei den Q7-Testfahrten eine souveräne Figur. Kraftvoll im Durchzug ist er, und trotz 2,2 Tonnen Leergewichts zeigt er, dass es nicht immer ein Dieseltriebwerk sein muss.

Preisgefüge

Doch realistisch sollte man mit einem Verbrauch von 13 bis 14 Litern rechnen. Weniger gönnt sich die Konkurrenz auch nicht. Tempo 220 und ein Spurt Null auf 100 km/h in 8,3 Sekunden sind allemal drin - und mehr muss nun wirklich nicht sein.

Wie zu erwarten, hat so ein Prachtexemplar Ingolstädter Automobilkunst seinen Preis. Der Audi Q7 3.0 TDI kostet "nackt" 48.900 Euro, der 4.2 FSI steht mit 64.900 Euro in der Preisliste. Für die überaus interessante 3,6-Liter-Version muss man wohl mit rund 55.000 Euro rechnen. Unvermeidlich, aber teuer: Ledersitze, Xenonlicht, Luftfederung und ein paar weitere Komfortdetails wie Rückfahrkamera oder Distanzregelung lassen den Preis in ungeahnte Höhen entschwinden. Am Erfolg des Audi Q7 wird dies jedoch nichts ändern. Übrigens: In den USA kostet das Topmodell Audi Q7 4.2 FSI weniger als 50.000 US-Dollar.

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