Erdgas, Autogas, Bioethanol oder Hybrid?:Die Qual der Zahl

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Nach dem Preissprung bei Benzin und Diesel: Welche Alternativen haben Autofahrer? Einige Rechenbeispiele und ein Überblick über die sparsamsten Autos in ihrer Klasse.

Klaus Justen

Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts in Flensburg sprechen eine eindeutige Sprache: 232.000 Autos auf deutschen Straßen wurden Anfang 2008 von alternativer Technik angetrieben. Damit sind Autogas, Erdgas und Hybrid immer noch ein Minderheitenprogramm im Vergleich zu knapp 31 Millionen Benzinern und zehn Millionen Dieselautos. Doch die Zuwachsraten in der Öko-Nische sind enorm: Vor fünf Jahren lag die Zahl noch bei 13.000 Autos - und die Nachfrage hält an. Angefacht wird das Interesse durch die Lage an den Tankstellen.

Kopf und Zahl: Erdgas-Autos wie der Opel Zafira rechnen sich bereits mit relativ geringer Fahrleistung. (Foto: Foto: Opel)

Den Spareffekt durch alternative Kraftstoffe und Antriebstechniken gibt es aber nicht umsonst. Von einigen hundert Euro Aufpreis für Bioethanol-Technik bis rund 7000 Euro Hybrid-Zuschlag reicht die Marge, die sparwillige Autofahrer investieren müssen.

Erdgas: Ein gutes Dutzend Erdgas-Modelle stehen ab Werk zur Auswahl. Aber immerhin: Das Angebot deckt einen breiten Käufergeschmack ab, vor allem das Segment der Familienvans wird mit Erdgasantrieb sehr gut bedient. Erdgas wird an der Zapfsäule in Kilogramm abgerechnet. Bei einem Durchschnittspreis von derzeit 90 Cent pro Kilogramm ergeben sich drastisch reduzierte Tankrechnungen, da ein Kilogramm Erdgas etwa so viel Energie enthält wie 1,5 Liter Benzin.

Nicht nur das billigere Tanken hilft, die Mehrkosten beim Kauf zu amortisieren. Viele Gasversorger bieten meist 400 bis 900 Euro Zuschuss als Tankguthaben. Eine Liste findet sich unter www.erdgas-fahren.de in der Rubrik "Wirtschaftlichkeit". Ein Nachteil von Erdgas ist das immer noch dünne Tankstellennetz. Das zwingt zur exakten Planung, um so viele Strecken wie möglich mit Gas zu fahren und somit die Mehrkosten für die Gasausstattung bald zu amortisieren.

Das geht zum Teil erstaunlich schnell: Der Opel Zafira, in den letzten Jahren das meistverkaufte Erdgasauto, rechnet sich für einen durchschnittlichen Autofahrer bereits nach rund zwei Jahren. Der 1.6 CNG, der rund 2400 Euro mehr kostet als der 1.6, spielt seine Vorteile an der Tankstelle aus: Für 1000 Kilometer Fahrstrecke ergeben sich Kosten von knapp 47 Euro, 60 Euro weniger als für den Benziner. Nach 40.000 Kilometer, gefahren mit Gas, haben sich die höheren Anschaffungskosten also amortisiert. Gibt es vom regionalen Gasversorger einen Tankzuschuss in Höhe von 500 Euro, sinkt diese Schwelle sogar auf rund 32.300 Kilometer.

Für die Gasvariante des VW Touran, EcoFuel genannt, liegt die Gewinnschwelle bei rund 36.000 Kilometer. Anders sieht es beim Mercedes E200 NGT aus - der Erdgas-Benz kostet fast 5700 Euro mehr als ein vergleichbarer E200 Kompressor, und damit muss man 79.900 Kilometer zurücklegen, bis die Mehrkosten eingespielt sind.

Autogas ab Werk umfasst mehr als zwei Dutzend Modelle und wurde bislang vor allem von Subaru und Chevrolet forciert; inzwischen bieten auch Ford (Focus, C-Max) und VW (Sharan) Modelle mit Autogastechnik an, der kommende neue VW Golf soll ebenfalls in einer LPG-Version lieferbar sein. Der Aufpreis liegt zwischen 2000 und 2800 Euro. Dafür tankt man den Liter Autogas für rund 70 Cent. Berücksichtigt man den Gas-Mehrverbrauch, der bei rund 20 Prozent liegt, kommt man dennoch im Vergleich zu Benzin um mehr als 60 Cent billiger pro Liter weg.

Getankt werden kann an mehr als 3500 Tankstellen im Bundesgebiet, vor vier Jahren waren es kaum 500. Durchschnittsautofahrer, die im Jahr rund 15.000 Kilometer zurücklegen, brauchen drei bis vier Jahre, um die höheren Kosten wieder einzufahren. So rechnen sich die 2750 Euro Aufpreis, die Chevrolet für den Captiva 2.4 LPG in Rechnung stellt, bereits nach knapp 43.000 Kilometer. Beim VW Sharan 2.0 LPG, der knapp 2500 Euro mehr kostet als der Zwei-Liter-Benziner, liegt der Wert bei 55.000 Kilometer, beim Ford Focus C-Max (Aufpreis 2600 Euro) naht die Gewinnschwelle bei gut 59.000 Kilometer.

Bioethanol: Die Mehrausgaben von bis zu 1000 Euro für ein Auto mit Bioethanol-Motor amortisieren sich deutlich schneller, vorausgesetzt, man hat eine Tankstelle vor der Haustür, die den aus Getreide oder Zuckerrohr gewonnenen Treibstoff führt; das ist allerdings eher schwierig, denn zurzeit gibt es nur rund 100 Tankstellen in Deutschland. Bioethanol kostet als E85 (85 Prozent Bioethanol, 15 Prozent Benzin) rund 90 Cent pro Liter und kann in Autos eingesetzt werden, deren Motoren darauf vorbereitet sind.

Derzeit sind dies die Flexible-Fuel-Modelle, die von Ford (Focus 1.8 FFV, C-Max 1.8 FFV), Saab (9.5 2.0 BioPower) und Volvo (C30, S40, S80, V50, V70 FlexiFuel) angeboten werden. Diese Fahrzeuge fahren auch mit normalem Benzin, Angst vor Versorgungsengpässen muss man also nicht haben. Berücksichtigen muss man, dass der Verbrauch mit E85 rund 25 Prozent höher liegt, das relativiert ein wenig den Preisvorteil an der Zapfsäule. Beim Volvo V50 1.8 F, Aufpreis 400 Euro, kann man die Mehrkosten nach 14.900 Kilometer eingefahren haben, wenn man immer E85 tankt. Beim Saab 9.5 2.0 BioPower dauert es hingegen mindestens 33.670 Kilometer, denn der Aufpreis beträgt 1000 Euro.

Hybrid: Auf die Kraft der zwei Herzen setzt die Hand voll Autos, die in Deutschland von Toyota, Lexus und Honda mit Hybridantrieb angeboten werden. Der Benzinmotor wird von einem Elektroantrieb unterstützt, die Batterien laden sich auf, wenn das Fahrzeug bremst oder vor einer roten Ampel ausrollt. Noch ist Hybridtechnik sehr teuer, das lässt sich durch Verbrauchsvorteile erst in einem langen Autoleben wieder hereinfahren, sechsstellige Kilometerleistungen sind dafür nötig.

So kostet der Lexus RX400h rund 5300 Euro mehr als ein RX300, verbraucht aber gut drei Liter Benzin weniger auf 100 Kilometer. Die Mehrkosten lassen sich so nach fast 114.000 Kilometer einspielen. Beim Honda Civic 1.3i DSI mit Stufenheck zahlt der Kunde dagegen gut 7200 Euro mehr als für einen etwa gleich starken 1.4i mit Schrägheck - der mit 5,9 Liter schon recht günstig im Verbrauch ist, so dass der Hybrid nur 1,3 Liter Vorteil auf 100 Kilometer herausfährt. Die Mehrkosten für die moderne Technik amortisieren sich so erst nach über 370.000 Kilometer. So viel fahren nur wenige.

Auf der nächsten Seite finden Sie einen Überblick über die jeweils sparsamsten Auto in ihrer Klasse.

Die sparsamsten Autos in ihrer Klasse

Bei den Kleinwagen mit Diesel steht bei den sparsamsten Versionen eine 3 vor dem Komma. Spitzenreiter ist der Smart Fortwo 0.8 cdi (45 PS) mit 3,3 l/100 km, gefolgt von den 80 PS starken Seat Ibiza Ecomotive und VW Polo BlueMotion mit 3,8 l und Mini Cooper D (110 PS) mit 3,9 l. Als Benziner führt das Smart Fortwo Coupé 1.0 (71 PS) mit 4,3 l vor Daihatsu Cuore (70 PS) mit 4,4 l.

Sieger in der Kompaktklasse mit Diesel ist der Ford Focus 1.6 TDCi Econetic (109 PS) mit 4,3 l vor einigen Modellen mit 4,5 l: VW Golf BlueMotion, Seat Leon Ecomotive, Mercedes A160 CDI Blue Efficiency, Audi A3 TDIe, BMW 118d, Peugeot 308 HDi und Citroën C4 HDi. Bei den Benzinern führen die Hybrids Toyota Prius 1.5 (113 PS) mit 4,3 l und Honda Civic 1.3i DSI (95 PS) mit 4,6 l.

In der Mittelklasse schaffen es drei Diesel unter fünf Liter: BMW 318d (143 PS) mit 4,7 l sowie Volvo S40 1.6d und Škoda Octavia 1.9 TDI mit 4,9 l. Auch bei den Benzinern ist ein BMW vorn: Der 318i erreicht 5,9 l, gefolgt vom Mercedes C180 K Blue Efficiency mit 6,5 l. Bei den Diesel der oberen Mittelklasse liegt der BMW 520d (177 PS) mit 5,1 l vor dem Subaru Legacy 2.0D mit 5,6 l und dem Volvo S80 2.0D mit 5,7 l. Die Benziner-Rangliste wird angeführt vom BMW 520i mit 6,7 l vor dem BMW 630i Coupé und Opel Signum 1.8 mit jeweils 7,7 l.

Die SUVs mit Diesel werden vom Suzuki Jimny dominiert. Der 1.5 DDiS gewinnt die Dieselwertung mit 6,1 l, der 1.3 mit 7,2 l die Benzinerwertung. Auf den Plätzen bei den Diesel: Ford Kuga 2.0 TDCi (6,4 l), Honda CR-V 2.2 i-CDTI, BMW X3 3.0d sowie Jeep Compass 2.0 CRD (6,5 l). Bei den Benzinern: Suzuki Jimny (7,2 l), Daihatsu Terios und Honda CR-V i-VTEC mit 8,1 l sowie Hyundai Tucson 2.0 und Kia Sportage 2.0 16 V mit 8,2 Liter.

© SZ vom 21.6.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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