Was Westerheversand ist? - Für die Bewohner der Inseln und Küsten Nordfrieslands keine Frage: "Westerheversand is een Lüchttoorn, de op de Halfinsel Eiderstedt bi dat Dörp Westerhever stahn deit." Ins Deutsche übersetzt, heißt das: Westerheversand ist ein Leuchtturm, der auf der Halbinsel Eiderstedt beim Dorf Westerhever steht. Genau.
52.389 Mark kostete der Turm im Jahre 1907.
(Foto: Foto: WSA Tönning)Oder noch genauer: Weil 1906, als der Bau des für das Wattenmeer dringend benötigten Leuchtfeuers beschlossen wurde, keiner im Dorf etwas von seinem Land verkaufen wollte, wurde der Turm kurzerhand außerhalb des Deiches, der die kleine Gemeinde vor der Nordsee schützte, errichtet. 52.389 Mark kostete der Turm, 14.620 Mark die Laterne - das alles auf staatseigenem Grund im ewig feuchten Vordeichgelände, zwischen Prielen und Sielen, Salzwiesen und Sandbänken, irgendwo im Nirgendwo zwischen Land und Meer.
Werbemotiv von der urigen Halbinsel
Da steht er, 100 Jahre nach Fertigstellung im Juli 1907, heute immer noch. Trotz aller Stürme, trotz aller Fluten, trotz aller Stilllegungs- und Abbruchpläne. Und noch immer weist das 40 Meter hohe, 21 Seemeilen weit zu sehende Leuchtfeuer - Kennung: drei Lichtblitze in 15 Sekunden - der Schifffahrt nächtens den Weg. Auch die rund 120 Bewohner des Dorfes Westerhever wollen den Turm nicht mehr missen. Denn kommt die Rede auf die urige Halbinsel Eiderstedt, denken viele Touristen nicht mehr nur an den Badeort St. Peter-Ording, sondern bekommen leuchtende Augen beim Wort Westerheversand: "Ach, der! Der schöne Leuchtturm aus der Bier-Werbung."
Seitdem eine ostfriesische Brauerei den rot-weißen Turm mit seinen beiden schmucken Wärterhäuschen in den siebziger und achtziger Jahren massiv als Werbemotiv einsetzte, obwohl der, wie Lokalpatrioten bekrittelten, nicht im niedersächsischen Ostfriesland, sondern im schleswig-holsteinischen Nordfriesland steht, konnte sich kaum ein Bundesbürger mehr des Gefühls erwehren, dass er diesen Leuchtturm kennt. Selbst, wenn er ihn noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte - weder von der Seeseite noch von Land.