Die Reformpolitik der Bundesregierung hat nach Ansicht von Bundeskanzler Gerhard Schröder ganz wesentlich zu jüngsten Erfolgen der deutschen Industrie beigetragen.
"Die beachtlichen Exporterfolge der deutschen Industrie zeigen, dass unser Land deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen hat. Die Reformen und der entschiedene Modernisierungskurs der Bundesregierung haben daran entscheidenden Anteil", sagte Schröder in Frankfurt am Main laut vorab verbreitetem Redetext zur Eröffnung der Automesse IAA.
Es sei "sicherlich kein Zufall, dass Deutschland als Investitionsstandort immer beliebter wird", erklärte der SPD-Politiker vor mehreren hundert Automanagern. Schröder sagte weiter, es sei "besonders erfreulich", dass seine Arbeitsmarktreformen erste Erfolge zeigten. "Die Zahl der Erwerbstätigen lag im Juli dieses Jahres um mehr als 80.000 Personen höher als im Vorjahr. Im August waren 60 Prozent mehr offene Stellen gemeldet", erklärte er. Insgesamt ziehe die deutsche Konjunktur an, stellte der SPD-Politiker fest.
Schröder betonte in diesem Zusammenhang auch die Rolle der deutschen Autoindustrie. "Die Automobilwirtschaft ist und bleibt eine Schlüsselindustrie in Deutschland", sagte er und betonte, dass jeder siebte Job vom Auto abhänge.
Schröder begeistert von Autoindustrie
Der Bundeskanzler zeigte sich beeindruckt von den Erfolgen der Branche: "Die Auftragszahlen steigen ebenso wie die Neuzulassungen. Der Export ist nach dem Rekord des vergangenen Jahres weiter im Aufwärtstrend. Und dies trotz des Vordringens neuer Wettbewerber gerade auch aus Asien, die mit ihren Produkten immer stärker auf die Weltmärkte drängen." Das mache deutlich, dass Deutschland "Gewinner der Globalisierung" sei.
Rund 70 Prozent der in Deutschland produzierten Fahrzeuge gehen laut Schröder ins Ausland. Das schaffe neue Arbeitsplätze. In seiner Regierungszeit sei die Zahl der Jobs in der Branche "um mehr als 65.000 auf heute rund 780.000 Beschäftigte gestiegen".
Schröder verwies auf die von der Bundesregierung eingeleiteten Schritte, vom Öl unabhängiger zu werden. Er sprach sich für internationale Zusammenarbeit gegen hohe Spekulationsgewinne bei den Rohölpreisen aus. Zugleich lobte er ausdrücklich die Bemühungen der deutschen Autoindustrie, mit neuen Techniken den Spritverbrauch zu senken und weniger Abgase in die Umwelt zu blasen.
Gottschalk: "Gegen Zweifler und Ewig-Nörgler"
Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk, bezeichnete die diesjährige Autoshow als "erste IAA mit eingebauter Bundestagswahl". Am kommenden Montag wird Kanzlerkandidatin Angela Merkel (CDU) auf der Messe erwartet.
Ausdrücklich lobte Gottschalk die von Schröder eingeleiteten Reformen. "Die Agenda 2010 zeigt Wirkung und ist ein mutiger Schritt."
Einer Erhöhung der Mehrwertsteuer, wie sie von der Union gefordert wird, erteilte Gottschalk eine Absage. Von einer neuen Bundesregierung "egal welcher Couleur" forderte der Verbandschef weitere Reformschritte, Bürokratieabbau und Einsatz zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.
"Mit dieser IAA setzen wir Zeichen für mehr Zuversicht in diesem Land", sagte der Verbandspräsident. Bisher habe noch jeder Aufschwung mit der Zugkraft der Schlüsselindustrie begonnen. "Wir sind sicher: Das wird auch diesmal wieder der Fall sein", betonte Gottschalk.
Wer glaube, die Branche habe trotz der Standort- und Kostenprobleme die Schlagzahl bei neuen Modellen oder die Kreativität für Zukunftslösungen reduziert, der irre. "Mit dieser IAA treten wir aktiv gegen Pessimisten, Zweifler, Miesmacher, Ewig-Nörgler, Autogegner und Bedenkenträger an", erklärte der VDA-Präsident.
Massive Kritik von Umweltschützern
Dagegen bemängelt der Verkehrsclub Deutschland (VCD), die deutsche Autoindustrie habe angesichts steigender Ölpreise versprochen, auf der Messe geeignete Antworten auf teures Benzin und zunehmende Klimaprobleme zu präsentieren. Diese seien aber nicht in Sicht.
"Jetzt zeigt uns die IAA, wie die Antworten des VDA aussehen: Sportfahrzeuge, Luxuslimousinen und Offroader mit bis zu 510 PS und entsprechend hohem Verbrauch. Als gäbe es keinen Klimawandel und keine knapper werdenden Ölreserven. Eins ist sicher: Das sind nicht die Automodelle der Zukunft", erklärte der stellvertretende VCD-Bundesvorsitzende Hermann-Josef Vogt.