Dem Ottomotor-Otto zum 175. Geburtstag:Eine zündende Idee

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Leider hat er es versäumt, sein Werk patentieren zu lassen: Der Motorenerfinder Nikolaus August Otto wäre jetzt 175 Jahre alt geworden. Ohne ihn sähe die Welt anders aus.

Klaus C. Koch

Drei PS bei 180 Umdrehungen pro Minute - mehr war aus dem Viertakter, den Nikolaus August Otto 1876 im Kölner Stadtteil Deutz präsentierte, nicht herauszuholen. Und zunächst sah es sogar so aus, als sei die Erfindung kaum dazu geeignet, einer geregelten Fortbewegung zu dienen, denn: Die Zündungen waren kaum unter Kontrolle zu bringen.

Serienproduktion in Deutz (Foto: Foto: oh)

Heute treibt der Otto-Motor hundertmillionenfach die Welt an - benannt nach seinem am 14. Juni 1832, vor nunmehr 175 Jahren, in Holzhausen im Taunus geborenen Erfinder.

Ein Franzose namens Étienne Lenoir hatte die Grundidee eines Apparates entwickelt, der statt mit Dampf - wie bereits zahlreiche Maschinen zu dieser Zeit - mit Leuchtgas funktionierte.

Das Gas dehnte sich bei der Zündung durch einen Funken schlagartig aus und sollte über den dadurch ausgelösten Hub eines Kolbens Arbeit verrichten. Deutlich kleiner als ein Dampfaggregat, das mit Wirkungsgraden um zwölf Prozent nicht viel mehr als ein monströser Wasserkocher war, barg der neue Apparat die Chance, auch kleinere Vehikel anzutreiben. Das war zwar eine explosive Sache. Doch von Lenoirs Idee einmal angesteckt, lässt Otto nicht locker.

Mobil und aus eigener Kraft

Aus dem Zweitakter des Franzosen machte er einen Viertaktmotor, der mit den Arbeitsphasen Ansaugen, Verdichten, Verbrennen und Ausschieben genial zu sein schien. Die frei werdenden Kräfte aber waren vergleichsweise enorm; wie sie sinnvoll übertragen werden sollten, blieb zunächst unklar. Die erste Konstruktion war so aufgebaut, dass der Kolben regelrecht weggeschleudert wurde und erst auf dem Rückweg über eine Zahnstange Arbeit vollbrachte. Nach kurzer Laufzeit blieben vom Triebwerk aber nur Trümmer.

Als Otto das Geld ausging, bekam er Unterstützung von Eugen Langen, einem Ingenieur aus der Zuckerbranche. Sie gründeten die Firma N. A. Otto & Cie., die später, nach dem Kölner Stadtteil, Deutz heißen sollte.

1877 dann startete die serienmäßige Produktion eines brauchbaren Viertakters. Technischer Direktor war Gottlieb Daimler, ein 26-Jähriger namens Wilhelm Maybach der Chef-Konstrukteur. Mobil und aus eigener Kraft auf Rädern unterwegs aber waren die Aggregate noch lange nicht. Denn sie waren von der öffentlichen Gasversorgung abhängig und somit nur stationär nutzbar, um den ersten elektrischen Strom zu erzeugen und in einer spektakulären Aktion den Kölner Dom zu beleuchten.

Kleiner und mobiler

Daimler ging das alles nicht schnell genug. Er wollte kleinere, mobile Motoren, verließ 1881 mit Maybach die Gasmotoren-Fabrik und richtete bei Stuttgart seine eigene Werkstatt ein. Maybach begleitete die Entwicklung des ersten Daimler-Motorwagens von 1886 bis zum ersten Mercedes im Jahre 1901.

Erst 1884 stellte Nikolaus August Otto seine Niederspannungs-Magnetzündung vor, die zusammen mit einem Vergaser den Einsatz flüssiger Kraftstoffe und somit auch das Betreiben von Fahrzeugen erlaubte. Aber er unterließ es, seine bahnbrechende Idee zu patentieren; wenig später wurde das Prinzip von einem Feinmechaniker namens Robert Bosch übernommen und weiterentwickelt.

Einem anderen wurde die Zusammenarbeit verwehrt: Rudolf Diesel bot in Deutz einen Verbrennungsmotor mit Selbstzündung an. Eugen Langen lehnte ab, Diesel wurde mit der Maschinenfabrik Augsburg (heute MAN) einig.

1891 starb Otto mit 59 Jahren in Köln; auf dem Friedhof in Melaten erinnert noch heute ein Ehrengrab an ihn. Und in den USA, wo das Automobil dem Traum von der großen Freiheit entsprach, wurde er 1996 gemeinsam mit Wilhelm Maybach in die Hall of Fame der Autohersteller aufgenommen.

© SZ vom 16.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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