Daihatsu Charade:Mehr als ein Stadtfloh

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Im richtigen Segment ist der Japaner konkurrenzfähig

(SZ vom 15.06.1994) Inzwischen schon in der vierten Generation präsentierte Daihatsu im Herbst vergangenen Jahres seinen Charade. Der Kleinwagen, der seit 1977 auf dem Markt ist, soll nach Ansicht von Daihatsu ein Niveau erreicht haben, das der nächsthöheren Klasse - die sogenannte Golf-Klasse - entspricht. Von außen reiht sich der Charade gut in diese Kategorie ein: Er sieht nicht wie ein Stadtfloh, sondern eher wie ein kompakter Wagen aus, der einige Bequemlichkeit verspricht. Auf den Vordersitzen bestätigt sich dieser Eindruck auch. Die ergonomisch gut geformten Sitze erlauben für die Passagiere in der ersten Reihe ausreichend Beinfreiheit und auch in der Höhe hat man als durchschnittlich langer Mensch viel Bewegungsfreiheit.

Nicht mehr ganz so rosig sieht es auf den hinteren Plätzen aus. Schon nach einer Stunde Fahrzeit werden die Sitze, deren Flächen nicht lange genug sind, angesichts der niedrigen Sitzhöhe unbequem. Zudem sind die Rückenlehnen des Vordermanns nicht weit genug entfernt, als daß man die Beine einmal ausstrecken könnte. Viel Platz haben vier Personen allerdings in der Breite. Weder von den Türen her noch von der Inneneinrichtung fühlen sich die Mitfahrer eingeengt.

So könnte sogar einmal eine längere Fahrt eingermaßen angenehm durchgestanden werden, wäre da nicht der eindeutig zu kleine Kofferraum. Der Stauraum, der 235 Liter umfaßt, schluckt nicht einmal das Gepäck von zwei Personen, die von einer zweiwöchigen Reise zurückkehren. Liegend passen die beiden Koffer sowieso nicht hinein, man kann sich nur damit aushelfen, indem man die Abdeckung abnimmt. Das Handgepäck muß schon zwischen den beiden Hinterbänklern verstaut werden. Eindeutig ein Punkt, bei dem der Fünftürer nicht an die Kompaktklasse heranreichen kann.

Betrachtet man den Charade aber als Wagen, der ein bißchen mehr ist als ein Kleinwagen, schneidet er durchaus gut ab. Mit seinen innenstadtfreundlichen Maßen von 3,75 Meter und einem erstaunlichen Wendekreis von nur 9,2 Meter ist er wendig und leicht zu fahren. Die Übersichtlichkeit des Charade ist auch im Cockpit sehr gut. Die Instrumente sind logisch angeordnet, allerdings stört es, daß die Schalter unter anderem für Heckscheibenwischer und Heckscheibenheizung nicht beleuchtet sind. Da hilft nur auswendiglernen.

Dagegen ist das gesamte Handling des Wagens unproblematisch. Die Fünfgang- Schaltung ist leicht zu bedienen, allerdings ist der vierte Gang, der etwas zu weit links liegt, gewöhnungsbedürftig. Der 1,3-Liter-Motor ist mit 62 kW (84 PS) durchaus als flott zu bezeichnen, damit ist man aber nicht übermotorisiert. Die Gräuschdämmung ist Daihatsu nicht gut gelungen, denn von 3500/min an empfiehlt es sich, das Radio erheblich lauter zu stellen.

Für die passive Sicherheit wurden im neuen Charade im Bereich des Armaturenbretts, des Unterbodens und der A-, B- und C-Säulen Verstärkungen eingebaut sowie ein zusätzlicher Frontrahmen, der bei einem Crash die Aufprallkräfte reduzieren soll. Nach Angaben von Daihatsu hat sich die Karosseriesteifigkeit gegenüber dem Vorgänger um 80 Prozent erhöht. Der Charade ist bei der Einordnung ins richtige Segment ein durchaus konkurrenzfähiges Auto, das bei einem Preis von 23 150 Mark für die fünftürige CLX- Version über eine Serienausstattung mit Zentralverriegelung, Servolenkung, elektrischen Fensterhebern und ebenso verstellbaren Außenspiegeln aufwarten kann. Ein Wermutstropfen ist allerdings, daß die Gurte an den vorderen Sitzen nicht höhenverstellbar sind, und die integrierten Kopfstützen an der Rückbank sind eher marginal.

Von Marion Zellner

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