CO2-Steuer:"Die gemeinsamen Maßnahmen werden gekillt"

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Frankreich bittet Käufer von "Dreckschleudern" zur Kasse, ein geringer CO2-Ausstoß bringt dagegen bis zu 1000 Euro Bonus. Vor allem Fahrer deutscher Autos sind vom Strafgeld betroffen.

Frankreich belegt Autos mit hohem Schadstoffausstoß mit einem Strafgeld. Die Regierung in Paris stellte ein Bonus-Malus-System vor, das ab sofort Aufschläge von 200 bis 2600 Euro beim Kauf von Fahrzeugen vorsieht, die über 160 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Kilometer erzeugen.

Teuer wird es ab sofort in Frankreich für Autohalter mit hohem CO2-Ausstoß. (Foto: Foto: dpa)

Betroffen ist demnach ein Viertel der Neuzulassungen. Halter von Autos mit weniger als 130 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer werden dagegen mit bis zu 1000 Euro belohnt. Der Verband der deutschen Automobilindustrie VDA kritisierte das Vorhaben, das besonders auch PS-starke deutsche Marken in Frankreich verteuern dürfte.

Mit dem System werde der Preis von umweltfreundlichen Autos sinken, erklärte die Regierung. Es werde "die nachhaltige Erneuerung des Autoparks beschleunigen und den Herstellern Anreize zu technischer Innovation geben".

Auch ein Kampf gegen alte Autos

Das System sieht demnach vor, dass die Grenzwerte für Bonus und Malus alle zwei Jahre um fünf Gramm CO2 pro Kilometer verschärft werden. Zudem gibt es einen "Superbonus" von 300 Euro, wenn Neuwagenkäufer gleichzeitig ein mehr als 15 Jahre altes Auto verschrotten lassen.

Den höchsten Bonus von 1000 Euro bekommen Käufer von Fahrzeugen, die weniger als 100 Gramm CO2 pro Kilometer produzieren. Zwischen 101 und 120 Gramm sind es 700 Euro, zwischen 121 und 130 Gramm 200 Euro. Zwischen 130 und 160 Gramm wird weder belohnt noch bestraft, was rund 45 Prozent der französischen Neuzulassungen betrifft. Ab 160 Gramm geht der Malus gestaffelt nach oben: 200 Euro (161-165 Gram), 750 Euro (166-200 Gramm), 1600 Euro (201-250 Gramm). Ab 250 Gramm werden 2600 Euro fällig.

Das Bonus-Malus-System widerspreche dem Ziel, "in allen Fahrzeugsegmenten Effizienzsteigerungen zu erzielen", erklärte der VDA. "Durch die pauschale Bestrafung von Fahrzeugen mit mehr als 160 Gramm CO2/km werden sämtliche Effizienzfortschritte, die in diesem Segment bereits erreicht wurden, ignoriert."

Dagegen werde der gesamte Bereich der Fahrzeuge mit 130 bis 160 Gramm CO2" aus der Verantwortung entlassen, weitere Reduktionen zu erreichen". Gleichzeitig sei die Regelung "unsozial", erklärte der Verband. Sie bestrafe Familien mit vielen Kindern, die auf größere Autos angewiesen seien.

Nur ein vorab gezahltes Verschmutzungsrecht?

"Der VDA und die deutsche Bundesregierung sind naiv und haben geschlafen", kritisiert Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. "Wenn ein Herr Wissmann nicht rechtzeitig bemerkt, dass Alleingänge und nationale Maßnahmen nur ins protektionistische Eck führen, werden alle gemeinsamen Maßnahmen für Europa gekillt."

Französische Umweltverbände warfen der Regierung wiederum vor, hinter den Vereinbarungen eines Ende Oktober abgehaltenen Umweltgipfels zurückgeblieben zu sein. Sie forderten weiter eine "jährliche Steuer" auf den CO2-Ausstoß und schärfere Grenzwerte, wie der Umweltdachverband FNE erklärte. Ansonsten bleibe der Aufschlag beim Autokauf ein bloßes "vorab gezahltes Verschmutzungsrecht".

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