CO2-Diskussion:Hybride Hysterie

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Mit vorschnellen Schuldzuweisungen ist niemandem gedient. Die deutschen Autohersteller arbeiten unter Hochdruck daran, den Verbrauch und den CO2-Ausstoß ihrer Autos zu senken. Und das nicht erst seit gestern.

Günther Fischer

Kohlendioxid ist das Thema der Stunde - dennoch, und das muss auch mal gesagt sein, stehen die deutschen Automanager zu Unrecht am Pranger. Die Vorwürfe, dass sie die Hybridentwicklung verschlafen und den Bürgern zu spät mitgeteilt habe, dass die selbst auferlegte, freiwillige CO2-Reduzierung nicht zu schaffen sei, stehen ja schon länger im Raum. Wobei aber darauf hingewiesen werden muss, dass die Autos am Gesamtausstoß von CO2 ohnehin nur mit etwas mehr als zwölf Prozent beteiligt sind.

Nicht nur BMW arbeitet mit Hochdruck daran, den CO2-Ausstoß der Autos zu senken. (Foto: Foto: Hersteller)

Statt aller Hysterie und industriepolitisch belasteter Schuldzuweisungen sollten wir lieber ein paar Zahlen und klare Argumente sprechen lassen. Dass der sogenannte Flottenverbrauch und damit der C02-Ausstoß deutscher Autos - noch - höher ist als jener der Franzosen und Italiener, wird niemand ernsthaft bestreiten.

Die Maßstäbe setzen die deutschen Hersteller

Aber Fakt ist auch, das unsere Nachbarn in erste Linie Kleinwagen produzieren, während deutsche Hersteller in aller Welt dafür bekannt sind, dass sie in der Mittel- und Oberklasse die Maßstäbe setzen. Und gerade da tragen sie mit ihren Neuentwicklungen (die übrigens nicht erst gestern erfolgt sind - was der eigene Verband VDA leider nie erwähnte) mehr zur CO2-Reduktion bei als die Massenhersteller von kleinen Autos. Denn, auch das wird gerne vergessen: Echte Hightech-Innovationen kommen immer von oben und werden zunächst immer für die teuren Modelle einer Marke entwickelt. Das heißt: Solche Dinge kommen sehr, sehr oft von deutschen Herstellern.

Beispiel gefällig? Bei der Renovierung der 1er- und 5er-Modelle hat der bayerische Autobauer BMW mit hohem technischen Aufwand den Verbrauch und damit den C02-Ausstoß drastisch gesenkt - eben dank eines ganzen Bündels verbrauchsenkender Innovationen. So wird der neue 118d nur noch 123 Gramm CO2 pro Kilometer rauspusten und liegt damit schon jetzt unter der von der EU-Kommission gewünschten Grenze. Der neue 530d unterbietet mit seinen 170 g/km sogar den so oft gelobten Lexus-Hybrid 450 h (186 g/km).

Überschätzter Hybridantrieb?

Und: Die deutschen Hersteller können sehr wohl auch sparen. Der VW Polo Blue Motion ist mit 3,9 Litern auf 100 Kilometer sparsamer als jedes Hybridfahrzeug, das es gibt (inzwischen sind Bluemotion-Modelle auch von Golf und Passat zu haben). Selbst der Toyota Prius schafft diesen Wert, wenn überhaupt, nur in der Stadt, wo er seinen Konzeptvorteil ausspielen kann. Fakt ist auch: Die VW-Flotte weist insgesamt einen niedrigeren CO2-Ausstoß auf als die Toyota-Flotte.

Hybridtechnik ist natürlich mehr als nur eine schöne Idee. Sie ist aber nur einer der vielen Wege, die vielleicht in die Zukunft führen. Toyota verdankt ihr hervorragende Image-Werte, auch wenn die Technik selbst die Versprechen, die sie gibt, noch nicht einlöst. Dass aber auch die Deutschen nicht untätig sind und momentan sogar die besseren Erfolge vorzuweisen haben, sollte anerkannt werden. Damit Ruhe in die Diskussion kommt. Denn eigentlich wollen wir ja alle aufs gleiche Ziel hinarbeiten.

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