Citroën XM Break:Schneller Raumkreuzer

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Mit gewöhnungsbedürftiger Steuerung und V6-Motor

(SZ vom 07.10.1992) Cliff Allistair McLane, der Kommandant des Raumschiffes Orion, hätte an diesem Auto seine wahre Freude gehabt: Zuerst einen Zahlencode in den Bordcomputer eintippen, der die Zündsperre aufhebt, dann das Triebwerk starten und in Ruhe die beiden Displays neben dem Steuerrad beobachten: 'Sportaufhängung' meldet die Anzeige, nachdem sie sich mittels eines elektronischen Vorhangs, der sich wie im Kino zu beiden Seiten hin öffnet, zum Dienst gemeldet hat. Langsam hebt sich die Karosserie an, wobei die Bodenfreiheit variiert werden kann. Sanft schnurrt das Triebwerk, und der Raumkreuzer ist zur Patrouille bereit.

Nun ist eigentlich klar, daß es sich bei dem irdischen Raumkreuzer um ein Gefährt der Marke Citroën handeln muß, denn nur diese bietet das hydractive Fahrwerk, das dank eines ausgeklügelten Zusammenspiels von Hydropneumatik und Elektronik ein besonders komfortables Gleiten ermöglichen soll. Mit dieser Technik ist auch der XM Break ausgerüstet, der seit Anfang des Jahres als Kombi die XM-Baureihe ergänzt. Tatsächlich ist der XM Break - besonders in Verbindung mit dem 123 kW (167 PS) leistenden 3,0- Liter-V6-Motor - eine äußerst angenehme Reiselimousine, die vor allem in der Tecnic genannten Ausstattungsvariante für den Transport von Farbkübeln oder Musterkoffern viel zu schade ist. Besonders angenehm ist das großzügige Raumangebot für die Passagiere, aber auch für das Gepäck bleibt genügend Platz übrig. Wenn die Lehnen der Rücksitze umgeklappt werden, entsteht sogar eine Ladefläche von 1,72 Metern, mit der sich auch Umzüge problemlos bewältigen lassen.

Das Fahrwerk ist - besonders auch auf langen Strecken - von der feinen Sorte: Es bügelt Bodenunebenheiten praktisch glatt. Allerdings erfordert die Lenkung manchmal hellseherische Fähigkeiten vom Piloten: Nicht nur das Design des Lenkrades ist mit der einen breiten Speiche gewöhnungsbedürftig und unpraktisch, sondern die Steuerung ist insgesamt viel zu indirekt ausgelegt. Manchmal hat man das Gefühl, nicht genau zu wissen, in welche Richtung die Reise geht. Und es empfiehlt sich, das Volant gut im Griff zu haben, da die Rückstellkräfte nach einer Kurve gewaltig sind. Vom Modelljahr 1993 an wird das Einspeichenlenkrad aber durch eine Version mit zwei Speichen ersetzt, die besser in der Hand liegen dürfte.

Diese teigige Auslegung der Lenkung mag eine der letzten Citroën-typischen Eigenheiten geblieben sein, ansonsten hat das Interieur des XM Break viel von der einstmals gerühmten Avantgarde der französischen Marke verloren. Was aber im Hinblick auf die Bedienungsfreundlichkeit kein Nachteil sein muß. Die Satellitenschalter hat Citroën inzwischen wieder abgeschafft, die Hebel für Blinker und Scheibenwischer liegen gut zur Hand. Nur der Drehschalter für das Licht versteckt sich links unter dem Lenkrad.

Mit dem V6 als Motor bietet der Break die souveränen Leistungen eines Sportwagens: Eine Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h ist möglich, die Beschleunigung von Null auf 100 km/h läßt sich in 10,9 Sekunden vollziehen. Der Benzinverbrauch hält sich bei normaler Fahrweise mit etwa zwölf Litern auf 100 Kilometer in vertretbaren Grenzen. Wenn Cliff McLane ein Auto gehabt hätte, dann diesen Citroën XM Break.

Von Otto Fritscher

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