Chevrolet Blazer:Rock'n'Roll auf der Straße

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GM will den europäischen Markt ins Rollen bringen

(SZ vom 01.04.1995) Bisher waren die Aufgaben klar verteilt: General Motors, der größte Automobilhersteller der Welt, konzipiert Autos für das heimische Amerika und exportiert sie bei Bedarf in diverse Auslandsmärkte. Allerdings weniger nach Europa, denn dieses Feld bestellt ja die GM-Tochter Opel/ Vauxhall mit eigenen Produkten. GM-Fahrzeuge amerikanischer Provenienz spielen für europäische Kunden traditionell nur eine untergeordnete Rolle als Nischenpodukte, auf dem deutschen Markt sogar eine nahezu unbedeutende. Das könne durchaus anders werden, meinte das Management zu Zeiten wirtschaftlicher Depression und startete 1992 ein aufwendiges Export-Programm. Sein Ziel: die Verkaufsförderung von GM-Autos aus nordamerikanischer Produktion.

Zwischen den Produktreihen von Opel/ Vauxhall, so die Bedarfsanalysen, seien Nischen unbesetzt und böten erfolgversprechende Chancen für amerikanische Fahrzeuge - vorausgesetzt, diese erfüllten einige spezifische Anforderungen des europäischen Schlüsselmarktes, also des deutschen. Sogleich initiierte man ein internes Programm zur Anpassung ausgewählter Modelle an Erfordernisse des internationalen Marktes. Und ein erstes Produkt dieses neuen Geistes ist der Geländewagen Chevrolet Blazer des Modelljahres 1995, der von April an bei den deutschen GM-Händlern steht.

Um es vorwegzunehmen: der fünftürige Chevrolet Blazer ist ein typischer Amerikaner geblieben. Mit Einzelradaufhängung und Torsionsstab vorn sowie Blattfedern hinten komfortabel abgestimmt, innen luxuriös ausgestattet und insgesamt üppig motorisiert, bezieht er nicht zuletzt auch durch sein Styling im Pkw- Kombi-Outfit eine klare Position neben den Geländewagen der deutschen Tochtergesellschaft Opel. Der Blazer bewegt sich in Nischen jenseits von Frontera und Monterey, den Opel-Allradfahrzeugen.

'Like a Rock', so die Werbebotschaft, stehe der neue Blazer am Markt der langstreckentauglichen Multi Purpose- oder Sport Utility-Fahrzeuge, wie geländetaugliche Allradautos in Amerika heißen. General Motors sieht ihn gern als Konkurrenten zum imageträchtigen Land Rover Discovery, technisch brillanten Toyota LandCruiser HDJ80 und eleganten Boulevardglider Chrysler Grand Cherokee und hofft, der bisher 1,8millionenfach gebaute Blazer möge nun auch in Europa vom Aufwind dieses Segmentes getragen werden.

Vom Vorgängermodell übernahm der neue Blazer die schlichte, unauffällige Form nahezu unverändert, wenn man von seiner überarbeiteten Front absieht. Verjüngt hat er sich um so mehr im Interieur und unter dem Blech. Da wuchs die Bewegungsfreiheit auf den beiden Vordersitzen bei gleichbleibenden Außenmaßen , die Rücksitzlehnen lassen sich umklappen und die Komfortausstattung wurde verbessert. Wichtigste Neuerung im Cockpit: digitale Armaturen wichen analogen, übersichtlichen Instrumenten. Wie jedes GM-Fahrzeug aus nordamerikanischer Produktion verfügt auch der neue Blazer neben Seitenaufprallschutz in den Seitentüren serienmäßig über Fahrer-Airbag. Ein Luftsack für den Beifahrer ist leider erst von 1998 an erhältlich. Wenigstens gibt es Kopfstützen für die Fondsitze, wenngleich nur gegen einen Aufpreis.

Niedriges Geräuschniveau

Unter der Fronthaube wohnt jenes 4,3-l-V6-Aggregat, das Blazer-Fahren zum typisch amerikanischen Erlebnis adelt. Es wurde für die 95er-Version über arbeitet und leistet nun stattliche 142 kW (193 PS). Sein maximales Drehmoment von 345 Nm liegt bei 3400/min an. In Verbindung mit dem elektronisch gesteuerten Viergang-Automatikgetriebe erlaubt es gepflegtes Reisen auf niedrigem Geräuschniveau, weiche Schaltvorgänge und spontane Gasannahme. Wer möchte, kann den Blazer bis auf 180 km/h beschleunigen. Seine bevorzugte Reisegeschwindigkeit aber liegt zwischen 130 und 150 km/h, insbesondere, wenn man den angegebenen Drittelmix-Verbrauch von 12,6 Liter Normalbenzin pro 100 Kilometer nicht allzusehr überschreiten möchte.

Zwischen 50 000 und 67 000 Mark wird der Chevrolet Blazer in Deutschland je nach Ausstattungsumfang kosten. Während das Basismodell mit stoffbezogenen Sitzen und Fünfgang-Handschaltung, aber Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern, Scheinwerfer-Wischwaschanlage, getönten Scheiben und Heckscheibenheizung daher kommt, kann der Kunde gegen Aufpreis kräftig aufrüsten: Es stehen unter anderem beheizbare und elektrisch verstellbare Liegesitze vorn, beheizbare Außenspiegel, Lederausstattung, Dachreling und Tempomat zur Auswahl.

Wer nicht dem neuesten Chic am Geländewagenmarkt folgen muß, wird im Blazer ein solides und komfortables Allroundfahrzeug zum vertretbaren Preis finden.

Von Jürgen Zöllter

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