BMW Z3:Aus Spaß an der Freud'

Lesezeit: 4 min

Der Zweisitzer kostet in der Basisversion 43 700 Mark, als Top-Modell 5000 Mark mehr

(SZ vom 04.11.1995) Das Schönste an ihm ist die Motorhaube: Kräftig und dynamisch, mit zwei keilförmig auf die Niere zulaufenden Sicken prägt sie nicht nur die Frontpartie des neuen Roadsters aus München, sondern verleiht dem gesamten 4,02 Meter kurzen Zweisitzer auch seine markante Optik. Wenn Amerikaner den Si Three - wie der Z3 auf amerikanisch ausgesprochen wird, zu Gesicht bekommen, wissen die meisten gleich Bescheid: Dieses aufsehenerregende Auto stammt aus South Carolina, genauer gesagt aus dem BMW-Werk in Spartanburg. 'Erst BMW hat South Carolina auf die Landkarte der Welt gesetzt', jubelte der Gouverneur des Bundesstaates an der Atlantikküste. Zumindest ist der Z3 der erste BMW, der komplett im Ausland gefertigt wird - der Anteil des 'local content' beträgt mehr als 60 Prozent, aus Deutschland zugeliefert werden vor allem die Motoren.

In Deutschland sorgte der Z3 zuletzt für Aufsehen, als ein Hamburger Nachrichtenmagazin in dieser Woche von Anlauf- und Qualitätsproblemen schrieb. Bei jeder Einführung eines neuen Modells könne es zu ungeahnten Schwierigkeiten kommen - im Falle des Z3 gebe es aber nichts Besonderes zu vermelden, ist die Haltung der BMW-Offiziellen. Mitte November wird in Spartanburg der Zwei- Schicht-Betrieb eingeführt und etwa die Hälfte aller dort gefertigten Modelle (318i, 325i) wird der Z3 ausmachen. Und zu diesem Zeitpunkt wird der Z3 wieder Schlagzeilen machen, weil ihm im neuen James-Bond-Thriller Golden Eye eine tragende Rolle zugedacht ist. Der Superagent Seiner Majestät braust nicht mehr mit einem Aston Martin, sondern einem Gefährt bayerischer Provenienz durch den puertoricanischen Dschungel, insgesamt eineinhalb Minuten lang.

Das ist natürlich eine nahezu unbezahlbare Werbung, BMW sieht in dem Z3- Auftritt aber einen Fall von ganz normalem 'Product placement'. Auf jeden Fall können die Münchner den Werbeetat für ihren Roadster ruhig ein bißchen niedriger ansetzen, wenn er - vermutlich im März 1996 - zu den deutschen Händlern rollen wird. Für Aufmerksamkeit sorgt nicht nur die Publicity, sondern das Auto selbst.

Es ist ein wirklicher 'Hingucker' geworden. Die Seitenlinie liegt tiefer als beim Mazda MX-5, die Frontpartie stemmt sich energisch gegen den Wind, in die kurze Heckklappe ist die dritte Bremsleuchte geschickt integriert. Das Cockpit ist zum Fahrer hin orientiert, wie es sich für einen Roadster gehört. 'Aus Spaß an der Freude' unterwegs zu sein, das ist die Art der Fortbewegung, für die der Zweisitzer geschaffen ist. Das Verdeck läßt sich mühelos nach hinten wegklappen, etwas fummeliger gestaltet sich das Montieren der Persenning. Der Kofferraum ist für einen Roadster vernünftig - ein großer Koffer oder mehrere Taschen passen hinein. Im Innenraum nehmen nebst dem Handschuhfach zwei verschließbare Fächer hinter den Sitzen Kleinkram auf.

Zwei Motoren stehen zur Wahl: Die Basisvariante ist der 1,8-Liter-Vierzylinder mit Zweiventiltechik, der 85 kW (115 PS) leistet. Dieses wohlbekannte Aggregat beschleunigt den Z3 in 10,5 Sekunden von Null auf 100 km/h, der Vortrieb endet bei 194 km/h. Der DIN-Drittelmix beträgt 7,6 Liter Super bleifrei auf 100 km/h. Der größere Bruder wird von dem aus dem 318i bekannten Vierventiler angetrieben. Allerdings wurde der Hubraum von 1,8 auf 1,9 Liter angehoben, während die Leistung mit 103 kW (140 PS) gleich blieb. Dieser Motor macht den Z3 205 km/h schnell und ermöglicht den Standardspurt in 9,5 Sekunden. Der Drittelmix beträgt nach DIN 8,0 Liter.

Bei ersten kurzen Fahrten erwies sich die kleinere Version als die sympathischere: Die Motorgeräusche treten mehr in den Hindergrund - und man fühlt sich, auch auf sehr bergigen Strecken, keinen Moment untermotorisiert. Allerdings ist häufiges Schalten angesagt, was mit dem exakten Fünfganggetriebe jedoch Spaß macht. Der 1,9-Liter kann alles noch eine Spur dynamischer, wer aber mehr Leistung will, sollte entweder warten - oder vorläufig mit der Basisvariante Vorlieb nehmen, bis auch die Sechszylinder- Triebwerke implantiert werden. Wann dies sein wird, steht aber noch nicht fest.

Das Fahrwerk des Z3 erweist sich als eine angenehme Mischung aus Komfort und Sportlichkeit - auf jeden Fall ist es außergewöhnlich gutmütig. Der Z3 liegt beinahe wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße, er vermittelt aktiven Fahrspaß und fühlt sich besonders auf kurvigen Landstraßen wohl.

Auch vom Preis her unterscheidet sich der Z3 von den anderen Roadstern. Die Basisversion kostet 43 700 Mark, ein wohlkalkulierter Preis. Die 1,9-Liter-Variante schlägt mit 48 700 Mark zu Buche, ist aber deutlich besser ausgestattet. Der 1,8 Liter hat keine elektrischen Fensterheber und keine Leichtmetallräder. Natürlich läßt sich der Z3 mit Zutaten aus der Aufpreisliste problemlos auf mehr als 50 000 Mark verfeinern. Hier einige Positionen: Lederausstattung 1980 Mark, Metalliclackierung 780 Mark, Lederlenkrad 280 Mark (beim 1,9 Serie), Sitzheizung 550 Mark, Klimaanlage 2200 Mark. Nicht extra bezahlt zu werden brauchen aber Sicherheitsdetails wie zwei Airbags, ABS und Seitenaufprallschutz. Im nächsten Jahr werden dann Extras wie ein elektrisch bedienbares Verdeck, bei dem der Stoff unter einer Klappe verschwindet, und ein Hardtop lieferbar sein.

Der Z3 trifft auf einen wachsenden Kreis von Konkurrenten, die zum Teil schon zu haben, zum Teil noch 'in der pipeline' sind. Er wird sich aber mehr als gut behaupten - diese Vorhersage dürfte angesichts des Stylings und des Preises zuverlässiger sein als der Wetterbericht. Der MX-5, wenn auch rund 7000 Mark günstiger, wirkt eine Klasse kleiner und ist etwas in die Jahre gekommen. Der MGF wendet sich eher an Nostalgiker als an Technikfans und kostet rund 8000 Mark weniger. Der Barchetta ist rundlicher und verspielter - und der neue Alfa Spider gewöhnungsbedürftig.

Die härtesten Konkurrenten sind noch nicht zu haben - auch im Frühjahr noch nicht. Der Mercedes-Benz SLK und der Porsche Boxster. Beide werden aber mindestens 10 000 bis 20 000 Mark teurer sein. So wird sich der Z3 unangefochten zum Kultauto des nächsten Sommers entwickeln können - dem Agenten Ihrer Majestät sei Dank.

Von Otto Fritscher

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: