BMW Z3 2. 8:Reife Leistung

Lesezeit: 3 min

Der Sechszylinder überzeugt bis ins kleinste Detail

(SZ vom 23.11.1996) Z3-Besitzer werden sich demnächst samoagrün und montrealblau ärgern: Der Grund: Von April an liefert BMW den James-Bond-Roadster endlich mit einem standesgemäßen Sechszylinder. Als Alternative zu den brummigen Vierzylindern, die weder dem Fahrwerk noch dem Design gerecht werden, baut BMW zum stolzen Preis von 61 300 Mark den 2,8-Liter-Motor mit 141 kW (192 PS) ein, den wir im 328i kennen. Der Reihensechszylinder verbindet ambitionierte Fahrleistungen (Null auf 100 km/h in 7,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 218 km/h) mit akzeptablen Verbrauchswerten (EG-Durchschnitt 9,7 l/100 km) und besonderen Leistungscharakteristik.

Der Vierventiler liest uns jeden Wunsch vom Gaspedal ab und dreht bei Bedarf gierig bis 6500/min, doch er läßt sich auch ausgesprochen schaltfaul bewegen, weil schon bei 1500/min 80 Prozent des maximalen Drehmoments von 275 Nm zur Verfügung stehen. So spontan und progressiv wie der Motor arbeiten auch die leichtgängige Kupplung und das mit kurzen Schaltwegen gesegnete Fünfgang-Getriebe.

Wie verhalten sich die direkten Rivalen im Vergleich? Der aufgeladene Vierzylinder des SLK 230 braucht etwas weniger Sprit (9,3 l/100 km) und ist etwas schneller (231 km/h), aber er beschleunigt einen Wimpernschlag langsamer (7,6 Sekunden von Null auf 100 km/h), und er packt nicht so spontan zu, ist nicht so drehfreudig und weniger kultiviert. Der Boxer des Boxsters bietet bei identischem Normverbrauch geringfügig bessere Fahrleistungen (Null auf 100 km/h in 6,9 Sekunden, 240 km/h), doch dafür mangelt es dem schwäbischen Kraftwerk an Durchzugsvermögen bei niedrigen und mittleren Drehzahlen. Mit 245 Nm bei 4500/min fehlen Porsche exakt 30 Nm zum BMW. Deswegen kommt der Z3 in der Automatikversion im Gegensatz zu seinem Rivalen mit vier statt fünf Fahrstufen aus.

Das Chassis des Z3 stammt im Prinzip noch aus der alten 3er-Reihe. Das ist jedoch kein Nachteil, denn der weiß-blaue Roadster entpuppt sich als ausgesprochen handliches Auto mit hohen Reserven und ausgeprägtem Unterhaltungswert. Wer die ASC-Taste drückt und damit die automatische Spaß-Kontrolle ausschaltet, kann im 2. 8er das Eigenlenkverhalten weitgehend mit dem Gasfuß bestimmen. Obwohl die Batterie zwecks ausgeglichener Achslastverteilung im Kofferraum einquartiert wurde, neigt der per Knopfdruck vom elektronischen Schutzengel befreite Z3 vor allem auf feuchter Straße zum Übersteuern unter Last. Bei trockenem Asphalt verhält sich der Zweisitzer dagegen weitgehend neutral. Die aufpreispflichtigen 17-Zoll-Räder sehen zwar gut aus, doch die breitere Aufstandsfläche raubt dem Fahrwerk einen guten Teil jener Agilität und Beeinflußbarkeit, die bei den 16-Zöllern (225/50 ZR 16) noch voll und ganz vorhanden ist. Für die entsprechende Trittsicherheit im Grenzbereich sorgen außerdem die angepaßte Feder-Dämpfer-Abstimmung, die vor allem hinten deutlich breitere Spur sowie das modifizierte Fahrwerk mit steiferen Schräglenkern, dickeren Stabilisatoren und größeren Radlagern. Die vorne von sofort an innenbelüfteten Scheibenbremsen sind über jeden Zweifel erhaben.

Der Z3 2. 8 ist ein agiles und leichtfüßiges Auto, das sich auf Wunsch ausgesprochen sportlich bewegen läßt. Der SLK 230 wirkt im Vergleich etwas komfortbetonter und deutlich defensiver. Der Boxster hat in diesem Trio das beste Fahrwerk und die besten Bremsen, aber er stellt bei forcierter Gangart auch die höchsten Ansprüche an den Mann/die Frau am Volant. Der Aufpreis vom Vier- zum Sechszylinder ist beim Z3 leider ziemlich hoch - selbst wenn man berücksichtigt, daß in den 61 300 Mark der elektronische Verdeckmechanismus, die beheizten und elektrisch verstellbaren Ledersitze sowie einige Chromapplikationen im Innenraum zusätzlich enthalten sind. Ein SLK 230 kostet mit Lederausstattung und Sitzheizung 63 549 Mark, doch in diesem Betrag ist ein nicht unbeträchtlicher Mehrwert in Form von Variodach, Überrollschutz, Windschott und Zentralverriegelung mit Fernbedienung enthalten. Der karger ausgestattete Boxster spielt mit dem Basispreis von 76 500 Mark ohnehin in einer anderen Liga.

Fazit: Der BMW Z3 2. 8 hat jetzt einen Motor unter der Haube, den er vom ersten Tag an verdient gehabt hätte. Mit dem feinen Sechszylinder ist es den Bayern auf überzeugende Weise gelungen, aus dem bislang nicht sonderlich dynamischen Roadster einen echten BMW zu machen, der jene Qualität im Überfluß bietet, die sich die Marke als Motto gewählt hat: Freude am Fahren.

Von Georg Kacher

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: