BMW R 850 R:Weniger Kraft - mehr Vergnügen

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Harmonisches Fahrverhalten und Katalysator serienmäßig

(SZ vom 24.05.1995) BMW weitet den Baukasten der neuen Boxerreihe konsequent und zügig aus: Das vom bärenstarken 1100er-Motor abgeleitete Aggregat mit 850 Kubikzentimetern kommt (vorerst?) nur im unverkleideten Roadstermodell zum Einsatz, woraus sich die Bezeichnung R 850 R ableitet. Trotz eines Hubraumverlustes von 250 Kubikzentimetern und einer nominellen Leistungseinbuße von 7 kW (10 PS) kommen wir nach fast 2000 Kilometern jedoch um die Feststellung nicht herum: Weniger Kraft kann, speziell in den Händen nicht allzu erfahrener Biker, durchaus mehr Vergnügen machen - und zudem ist der Kauf um 1000 Mark günstiger.

Im Fahrwerksbereich, wo man die neuen BMW-Boxer ja für ihre Vorderradführung und die hervorragenden Bremsen (ABS auf Wunsch für 2000 Mark) nicht hoch genug loben kann, gibt es zwischen der 1100er- und der 850er-Variante keinerlei Unterschiede. Auch die 'kleine' Roadster ist dermaßen 'kurvenfreudig', daß auf kurvenreichen Strecken selbst beim weniger routinierte Fahrer sehr schnell großer Fahrspaß aufkommt. Differenzen zur 1100er sind allein auf den Motor und die Ausstattung beschränkt: Zeituhr und Drehzahlmesser müssen extra bezahlt werden. Der geregelte Kat ist seit Anfang Mai bei allen Modellen Serie, wodurch sich der Preis von 15 950 um 700 Mark erhöht hat. Bei den Details wie Licht, Spiegel, Sitzhöhenverstellung ist die BMW makelfrei. Ein Gepäckträger gehört nicht zum Lieferumfang. Für den Soziusbetrieb ist die R 850 R gut geeignet: Die Sitzposition ist in Ordnung.

Die Hubraum- und Leistungsreduzierung hat eine Einbuße beim brachialen Durchzug zur Folge: Wo die 1100er in einer weitgehend ungekannten Art davonbraust, geht es bei der 850er nicht so brutal voran, was durchaus Vorteile hat: Flüssiges Kurvenfahren wird leichter, wie insgesamt das Fahrverhalten noch harmonischer ausfällt. Die offensichtlich bestens im Futter stehenden 51 kW (70 PS) reichen für überlegenes Fortkommen im Verkehr allemal aus; die Einbuße bei der Höchstgeschwindigkeit ist angesichts einer nicht vorhandenen Verkleidung sowieso theoretisch. Beim Verbrauch ist der 850er-Motor dem 1100er-Aggregat minimal überlegen: Es genügen zwischen fünf und sechs Liter bleifreies Superbenzin.

Nichts Neues beim BMW-Zubehörprogramm: Das Kofferträgersystem überzeugt und nervt gleichermaßen, weil es einerseits sehr harmonisch an das Fahrzeug angepaßt und leicht zu befestigen, der Kofferinhalt wegen totaler Zerklüftung jedoch schlecht nutzbar ist. Das reichliche Zubehörangebot bis hin zu Heizgriffen kostet zwar Geld, ist aber eine auf dem Markt einzigartige Offerte. Insgesamt ein Fahrzeug, das aufgrund seiner exzellenten Allround-Qualitäten fürs Reisen wie geschaffen ist und dank Serien- Kat auch auf die Umwelt Rücksicht nimmt.

Von Ulf Böhringer

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