BMW:Mehr kann auch besser sein

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In Verbindung mit dem 3,0-Liter-Motor versuchen es die Münchner erneut mit dem Vierradantrieb

(SZ vom 13.05.2000) Etwas Gutes besser machen zu wollen, ist keine leichte Aufgabe - und kann auch ganz schnell misslingen. Und doch liegt genau darin die Herausforderung, der sich Techniker ein aufs andere Mal aussetzen. Eines der jüngsten Beispiele dafür ist die Verfeinerung einer bei BMW traditionellen Triebwerksart: der Reihen-Sechszylinder. Der erste seiner Art trieb mit einer Leistung von 30 PS den Typ 303 an, der im Jahre 1933 debütierte.

Seitdem hat sich viel getan, und von 1995 an war der Sechszylinder mit 2,8 Litern Hubraum das Maß bei BMW. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit lösen die Münchner nun ihren bisher 142 kW (193 PS) leistenden Motor durch einen neuen Sechszylinder ab, der jetzt im X5 (80 000 Mark) und von Juni an in der Dreier-Baureihe (Coupé - 67 100 Mark, Limousine - 65 300 Mark, touring - 68 100 Mark, Cabrio - 77 400 Mark, Z3 Roadster - 65 600 Mark und Z3 Coupé - 65 800 Mark) zum Einsatz kommt.

Mit dem 3,0-Liter-Aggregat ist es BMW tatsächlich gelungen, den Reihen-Sechszylinder weiter zu verbessern. Dabei spielt nicht so sehr die Leistungssteigerung auf 170 kW (231 PS) eine entscheidende Rolle, sondern vor allem das bessere Drehmoment: Der maximale Wert liegt nun bei 300 Nm. Die Verteilung von 90 Prozent des Drehmoments im Drehzahlbereich zwischen 1500 und 6000/min ermöglicht nicht nur eine schaltfaule Fahrweise, sondern auch ein sportliches Fahren mit schnellen Gangwechseln - unterstützt von der präzise arbeitenden Fünfgangschaltung.

Bei ersten Fahrten im 330i Coupé zeigte der neue Sechszylinder alle seine Stärken überaus deutlich. Die verfügbare Leistung bringt er mit großer Vehemenz auf die Räder und bei hohen Geschwindigkeiten bleibt der zweitürige BMW seiner Spur treu. Die Münchner bescheinigen dem 3,0-Liter-Motor auch eine Optimierung beim Kraftstoffverbrauch. Bei zügiger Fahrt zeigte der Bordcomputer allerdings Werte jenseits der 15-Liter-Marke an. Unbestritten ist dagegen die Tatsache, dass das neue Triebwerk die D4-Abgasnorm erfüllt und damit dem Besitzer eine Steuerbefreiung von 600 Mark beschert.

Außer dem neuen Sechszylinder bietet BMW nun wieder eine Sonderausstattung an, die bei den Münchnern eine recht abwechslungsreiche Geschichte hat: den Allradantrieb. Mal eingeführt, wurde er wieder verworfen, nach dem Motto: Heckantrieb und Winterreifen reichen für die Sicherheit bei einem BMW aus. Nun gibt es also die Neuauflage des Allradlers zum Aufpreis von 4500 Mark. BMW will auch das Allradsystem definitiv nicht als eigenes Modell verstanden wissen, sondern eben lediglich als Option für die Dreier-Reihe. Warum man sich dazu entschlossen hat, ist nicht schwer zu erklären. Schließlich hat man das System für den X5 bereits entwickelt und es ist dort im Einsatz. Und ein Blick auf die Konkurrenten wird die Münchner Autobauer und deren Marketingfachleute auch ins Grübeln gebracht haben. Audi etwa stellt mit dem allroad quattro ein eigenständiges Modell auf die Beine. Kein Wunder, dass BMW jetzt auch meint, die Kunden würden ein Allradfahrzeug erwarten.

Von außen ist der allradgetriebene Dreier, der zunächst in Verbindung mit dem neuen Sechszylinder zu bekommen ist, am x in der Typenbezeichnung zu erkennen. Die Kraftverteilung erfolgt zu 62 Prozent auf die Hinterachse und zu 38 Prozent auf die vorderen Räder. Bei BMW verzichtet man auf die sonst üblichen Sperren und überlässt die Steuerung der Räder - je nach Anforderung - dem für den Allradantrieb überarbeiteten Fahrstabilitätsprogramm Dynamic Stability Control (DSC). Auf losem Untergrund macht der 330xi einen souveränen Eindruck, und dank einer um 17 Millimeter höheren Karosserie leidet der Unterboden auch nicht bei jeder Unebenheit.

Auch wenn BMW beim Allrad etwas länger als andere gebraucht hat, beim Sechszylinder dürfen sich die Münchner mit Recht auf ihre langjährige, große Kompetenz berufen.

Von Marion Zellner

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