BMW M3:Mehr Muskeln, mehr Mumm

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Trotz der Leistungssteigerung auf 252 kW (343 PS) ist der Stärkste der 3er-Reihe alltagstauglich geblieben

(SZ vom 23.09.2000) Ihr Auftrag war kurz und bündig definiert: das stärkste Automobil seiner Klasse zu bauen. Für die Mannen der M GmbH, der ehemaligen Motorsportabteilung des Münchner Autobauers BMW, ist dies nichts Ungewöhnliches. Seit bald 15 Jahren ist es ihr Job, die normalen Baureihen wie den 3er und den 5er mit einer M-Version zu krönen - und bisher haben sie ihre Arbeit jedes Mal zur Zufriedenheit der Konzernlenker erledigt. So ist es nur logisch, dass nun auch von der neuen 3er-Baureihe eine M-Version im Oktober zu den Händlern rollen wird. Und es ist nur konsequent, dass das Herzstück des M3, der Motor, abermals einer Kraftkur unterzogen wurde.

252 kW (343 PS) sind derzeit ein konkurrenzloser Wert in der Klasse der kompakten Sportwagen, selbst der Porsche 911 Carrera kann da mit seinen 300 PS nicht mithalten. Die Vorgängerversion des M3 hatte sich noch mit 321 PS begnügt. Um dieses Mehr an Mumm und Muskeln zu erreichen, haben die Ingenieure der M GmbH 95 Prozent der Teile des Reihensechszylinders neu entwickelt. Der Hubraum wurde geringfügig auf 3246 cm3 erhöht, das Drehmoment wuchs auf 365 Nm bei 4900/min. Die erstaunlichste Zahl ist aber die Drehzahl, bei der die Höchstleistung abgegeben wird: Die 343 PS werden bei 7900/min erreicht.

BMW verweist auf den Formel-1-Motor, bei dem die Kurbelwelle bis zu 18 000 Mal pro Minute rotiert, und führt die Leistungssteigerung auf dieses Hochdrehzahlkonzept zurück. Das lässt auf den ersten Eindruck hin Schlimmes, zumindest Unzeitgemäßes, vermuten und an die mobilen Sport-Nähmaschinen von Honda denken, bei denen der Drehzahlmesser bedenkenlos in den roten Bereich hineinwandert. Hochdrehzahlkonzept, das klingt nach Krach, Krawall und hohem Kraftstoffverbrauch, im Fall des M3 auch noch des teuren Super plus. Bei einer ersten Begegnung mit dem neuen M3 wurden diese Befürchtungen aber schnell entkräftet. Es stellte sich schnell heraus, dass die dritte Generation die zivilste und wohl auch alltagstauglichste ist, die man bei der M GmbH bislang auf die Räder gestellt hat.

Denn die unbändige Kraft, die unter der Aluminiumhaube mit dem angedeuteten Powerdome schlummert, bedarf keiner Drehzahlorgien, um geweckt zu werden. Schon im Bereich um 2000/min steht so viel Drehmoment und Durchzugskraft zur Verfügung, dass bei normaler Fahrweise der Schalthebel nur selten betätigt wird. Unterstützt wird dieses Wissen um das Leistungspotenzial des M3 von einem sonoren, kernigen Motorensound.

Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln: Wie man mit einem Sportwagen umgeht, ist immer noch Charaktersache des Fahrers. Natürlich ist der M3 kein normales Coupé - aber er lässt sich genau so fahren, wenn man dies will. Er gehört nicht zu den Sportwagen, die den Fahrer unterschwellig zu einer schnelleren Gangart animieren, als er sich eigentlich vorgenommen hat. Soll das Leistungspotenzial allerdings einmal erfahren werden, sind freie Straßen und das Wissen um die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten hilfreich - denn sie werden schneller erreicht, als der subjektive Fahreindruck vermittelt. Der M3 liegt gut auf der Straße und lässt sich mit der direkten Lenkung locker und zielgenau dirigieren. Das Fahrwerk ist der Leistung entsprechend sehr straff ausgelegt.

Dem ungestümen Vorwärtsdrang des M3 setzt die Elektronik - wie bei jedem BMW - bei 250 km/h ein unfreiwilliges Ende. Wenn er dürfte, würde der stärkste aller 3er zirka 285 Stundenkilometer pro Stunde schnell sein. Beeindruckender sind die Beschleunigungswerte: Nach 5,2 Sekunden hat die Tachonadel die 100-km/h-Grenze passiert. Dabei wechselt das Aggregat in eine hellere Tonlage, die auch für den restlichen Verkehr aus den vier Auspuffendrohren deutlich vernehmbar ist, aber nicht in den Ohren schmerzt. Einen weiteren Superlativ hält der M3 bezüglich seines Leistungsgewichtes bereit: Aus jedem Liter Hubraum haben die Ingenieure umgerechnet 106 PS herausgeholt.

Und wie sieht es mit dem Benzinverbrauch aus? Hier sind keine neuen Bestwerte zu vermelden, weder in die eine noch die andere Richtung. Natürlich ist der M3 kein 3-Liter-Auto, aber es gibt schwächere Autos, die deutlich hemmungsloser mit dem kostbaren Saft umgehen. Durchschnittlich 11,9 Liter gibt BMW auf 100 Kilometer an, wobei der Wert für den innerstädtischen Zyklus mit 17,8 Liter natürlich deutlich höher ausfällt.

BMW sieht keinen Anlass, darüber nachzudenken, ob Autos dieser Leistungskategorie in die heutige Zeit passen - bei den Münchnern sticht das ökonomische Argument. Die Nachfrage für den M3 ist vorhanden. Man rechnet mit jährlich bis zu 20 000 verkauften M3, zumal im nächsten Frühjahr die Cabrio-Variante hinzukommen wird.

Der Preis ist leicht zu merken: 100 000 Mark "gradaus", wie man in Bayern sagt. Das ist im Wettbewerbsumfeld ein äußerst konkurrenzfähiger Preis, zumal, wenn die Ausstattung mit in Betracht gezogen wird: die Sportsitze, bei denen erstmals durch aufblasbare Seitenwangen die Lehnenbreite individuell eingestellt werden kann, Klimaautomatik, die dynamische Stabilitätskontrolle DSC 3 und vieles andere sind serienmäßig.

Von Otto Fritscher

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