Autokauf:Die Deutschen werden sparsamer

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Der Deutschen liebstes Kind, seit jeher heißt es nicht Hans, Michael oder Theresa, sondern Golf, Spider oder Porsche. Doch die Sparwelle lässt auch die Liebe zum Auto erkalten: Der Durchschnittsdeutsche leistet sich in seinem Leben nur noch neun Fahrzeuge, davon sechs gebrauchte.

Seit 1997 waren es durchschnittlich zehn Autos gewesen. Das zeigt der Report 2004 der Deutschen Automobil-Treuhand (DAT). "Autofahren ist so teuer geworden, dass nur noch Privilegierte es sich leisten können", sagt der Geschäftsführer des Marktforschungsinstitutes, Volker Prüfer. "Der Rest fährt sein altes Auto einfach weiter."

Wienern, waschen polieren - Werterhaltung kommt vor Neukauf. (Foto: Foto: dpa)

Grund ist laut der repräsentativen Umfrage unter 4000 Verbrauchern nicht nur die längere Lebenserwartung der Autos. Vor allem die immens gestiegenen Unterhaltkosten schrecken Käufer ab. Mehr als ein Drittel aller Autokosten muss der Bundesbürger inzwischen für Benzin, Steuer und Versicherung zahlen. Mit knapp 40 Prozent schlägt dieser Posten stärker zu Buche als der Anschaffungspreis (36 Prozent).

Die Sparwut ließ die Neuzulassungen 2003 im vierten Jahr in Folge auf 3,24 Millionen schrumpfen (minus 0,5 Prozent). Während vor 20 Jahren ein Auto nach 9,7 Jahren verschrottet wurde, ist ein Wagen heute 11,9 Jahre auf Deutschlands Straßen unterwegs.

Das Durchschnittsalter der Wagen ist mit 7,6 Jahren auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung gestiegen. Der Trend geht dabei eindeutig zum Gebrauchtwagen: rund 885.000 Neuwagen-Fahrer ersetzten 2003 ihr Fahrzeug durch eines aus zweiter Hand.

Die Attraktivität des Autos ist dennoch weiter ungebrochen. In seinem gesamten Autofahrerleben vom 18. bis 72. Lebensjahr zahlt der Deutsche im Schnitt 297.700 Euro für seine Mobilität - das sind etwa 44.400 Euro mehr als noch 1997.

"Für Autos gibt der Deutsche in seinem Leben mehr aus als für Immobilien", sagt Prüfer.

Wer sich einen Neuwagen leistete, zahlte 2003 mit 22.360 Euro etwa 430 Euro mehr als im Vorjahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in den letzten sechs Jahren zwei Drittel der Preissteigerungen durch bessere Qualität und Ausstattung verursacht. "Die Deutschen verlangen immer leistungsfähigere und größere Wagen. Und der Anteil der teuren Diesel-Fahrzeuge wächst", heißt es in dem Report.

Das gibt der Branche Hoffnung. "Die neuen Modelle wie VW Golf und Opel Astra sowie die Händler-Rabatte bringen Aufwind", sagt Auto-Analyst Erik Heymann von der Deutschen Bank. Sein Institut rechnet 2004 nach vier Jahren der Stagnation mit einem Plus von 4,5 Prozent auf 3,4 Millionen Neuzulassungen.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hofft auf immerhin 3,35 Millionen Neuzulassungen.

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