Autokauf:Aus dem Bauch heraus

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Warum bei der Entscheidung für einen neuen Wagen nicht nur rationale Gründe eine Rolle spielen.

Marken, Sondermodelle und Finanzierungsangebote: Wer ein neues Auto kauft, hat die Qual der Wahl. Was schließlich den Ausschlag für den Kauf gibt - ob neueste Technik, günstige Preise oder gute Werbekampagnen -, können auch Experten nicht mit Sicherheit sagen.

Vermutlich reine Bauchsache: Porsche Carrera GT (Foto: Foto: Porsche)

Umfragen zufolge spielt zur Zeit vor allem das Portemonnaie eine Rolle: Neuwagenpreis, Verbrauch und Wiederverkaufswert sind wichtige Kriterien für viele Autokäufer. Technikexperte Maximilian Maurer vom ADAC in München ist sich trotzdem sicher: "Der Autokauf ist eine Bauchentscheidung."

Der Preis macht's oft aus

Umfragen vom Frühjahr und Sommer 2003 bestätigen den Spartrend: Bei einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid in Bielefeld für den Autovermieter Budget Car and Van Rental ALAG Auto-Mobil erhielt der Neuwagenpreis als entscheidender Kaufgrund mit einem Viertel die meisten Stimmen. Der Kraftstoffverbrauch spielt danach für 22 Prozent der insgesamt 2000 Befragten eine entscheidende Rolle.

Beim Auto Club Europe (ACE) in Stuttgart gaben sogar 97,3 Prozent der 1800 befragten Mitglieder den Verbrauch als "wichtig" oder "sehr wichtig" für die Kaufentscheidung an. Auf Platz zwei folgte mit 96,2 Prozent der Kaufpreis, auf Platz drei die Sicherheit des Wagens (86,3 Prozent).

"Es gibt keinen typischen Autokäufer", sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center of Automotive Research (CAR) der Fachhochschule Gelsenkirchen. "Der eine will immer das neueste Modell mit der besten Technik, ein anderer ein besonders sparsames Auto."

Sparen beruhigt auch das Gewissen...

Aber auch Dudenhöffer hat festgestellt, dass Preis, Verbrauch und Wiederverkaufswert für viele Autokäufer wichtig sind. Das Sparargument zeige sich auch an der großen Anzahl verkaufter Dieselfahrzeuge. "Und ein Wagen mit geringem Verbrauch bedeutet nicht nur gespartes Geld, sondern für viele Fahrer auch ein besseres Umweltgewissen."

Nach Erfahrungen von ADAC-Mann Maurer treffen nur wenige Autokäufer ihre Wahl planmäßig nach Abwägung aller Kosten: Während der Kaufpreis und der Verbrauch noch leicht zu vergleichen sind, würden die Steuerklasse oder die Preise von Ersatzteilen nur selten in die Kalkulation einbezogen.

...aber man will sich schon auch verwöhnen lassen

Dass nicht alle Käufer im Autohaus den Taschenrechner zücken, zeigen unter anderem die Erfolge großer, eher unwirtschaftlicher Wagen: Auch Autos der Luxusklasse finden viele Abnehmer, sagt Jürgen Grieving, Sprecher des ADAC in München. "Und selbst bei einigen Mittelklassemodellen sind hochwertige Versionen zum Beispiel mit Klimaautomatik, Ledersitzen und einem großen Motor beliebt." Grundsätzlich könne also nicht von einem starken Trend zu günstigeren Anbietern und Modellen gesprochen werden.

Wahre Klassenvielfalt

"Anders als vor 20 Jahren prägt den Automarkt heute vor allem die Vielfalt der Modelle", sagt Maurer. Während sich die Produktpalette früher in Limousine, Kombi und Sportwagen erschöpfte, haben Käufer heute die Wahl zwischen zahlreichen Klassen: vom Van und Mini-Van über die klassischen Modelle bis zu Mehrzweckfahrzeugen - so genannten Multi Purpose Vehicles (MPV) - und Fun-Cars wie dem Beetle. Ein schlichter Preisvergleich zwischen den unterschiedlichen Wagen fällt deshalb schwer.

Und Markentreue

"Trotz dieser Vielfalt ist aber die Markentreue der Deutschen immer noch sehr ausgeprägt", sagt Maurer. In vielen Fällen betrete der Käufer immer wieder ein Autohaus seiner Stammmarke. Probleme mit Autos dieses Herstellers würden verziehen: "Es zählt, dass der Käufer vieles im neuen Modell wiedererkennt und weiß, wo welcher Knopf zu finden ist."

Aber auch die Gewohnheitstiere entwickeln sich weiter: "Es gibt zudem immer noch die 'Aufsteiger' in einer Marke", sagt Maurer. Diese fahren in ihrer Jugend den Kleinwagen eines Herstellers und arbeiten sich im Laufe ihres Autofahrer-Lebens in der Modellpalette immer weiter nach oben.

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