Audi A6:Und der Haifisch...

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Das lange erwartete Gefährt ist nun bald zu haben. Und soll die (sehr) gehobene Mittelklasse nach dem Willen der Ingolstädter gehörig aufmischen.

Von Andreas Schätzl

Er reißt das Maul ganz schön weit auf. Wenigstens optisch, mit diesem riesigen Kühlergrill. Muss er aber irgendwie auch. Denn er hat lange auf sich warten lassen, und derweil ist die Konkurrenz in diesem Haifischbecken der Mittelklasse gar mächtig geworden. Namentlich E-Klasse und Fünfer mach(t)en dem alten A6 gehörig Druck, und man muss es sagen: Der A6 ist deutlich älter als die Stuttgarter und Münchner Mitstreiter - sicht- und spürbar.

Gestreckte Eleganz auf knapp fünf Metern: der neue A6 (Foto: Foto: Audi)

Jetzt aber Zähnezeigen vom Neuen: kein Problem mit diesem Grill, riesig, trapezförmig und "Singleframe" geheißen. Vom A8 W12 bereits bekannt und künftig neues Gesicht für diverse folgende fahrende Produkte aus Ingolstadt.

Der Grill ist mächtig. Und damit das einzige Mächtige am neuen A6 (sieht man einmal von der Mittelkonsole im Inneraum ab). Die Linienführung fällt nämlich nachgerade grazil aus, mit dem leicht nach oben gewölbten Bogen der seitlichen Schulterlinie und der nach hinten ansteigenden Linie oberhalb der Seitenschwellen.

Aber vor allem das Coupé-artige Dach, die stark gewölbte Motorhaube und das mit einer Abrisskante versehene, klare Heck prägen die immerhin 4,92 Meter lange (viertürige) Limousine. Damit ist das leicht und trotzdem kompakt anmutende Auto nur elf Zentimeter kürzer als der "normale" A8, und trotzdem und trotz 1,86 Metern Breite wirkt es leichtfüßig, fast luftig.

Alles ist im Vergleich zum Vorgänger größer geworden, nur sieht man das nicht. Radstand, Knieraum vorne und hinten, Schulterbreite. Das gleiche Aha-Erlebnis beim Entern des Gefährts: Obwohl er innen ebenfalls eher zierlich wirkt, hat man viel Platz - auch hinten. Der Kofferraum übrigens kann 546 Liter fassen.

Steife Kiste

Stolz betonen die Audi-Ingenieure, dass es ihnen gelungen sei, die Karosserie-Steifigkeit im Vergleich zum Vorgänger um gut ein Drittel zu steigern - zugunsten von Fahrverhalten, Sicherheit und Komfort.

Schwer ist der Wagen auch nicht (obwohl das natürlich relativ ist). Die Karosserie besteht aus Stahl, doch sind viele Flächenteile aus Aluminium, und so beginnt das Leergewicht bei etwas mehr als eineinhalb Tonnen. Es sind aber auch fünf, sechs Zentner Mehrgewicht drin, je nach Motorisierung, Antrieb (Front oder Quattro) und Ausstattung.

Breites Leistungsband

Fünf Motoren stehen den Kunden zur freien Wahl: drei Benziner (2,4- und 3,2-V6 mit 177 bzw. 255 PS, 4,2-V8 zu 335 PS) und zwei Turbodiesel: 2,0-Pumpe/Düse mit 140 PS und der Drehmoment-Gigant (450 Nm) 3,0-V6, der 225 PS abgibt. Alle Aggregate sind neu bzw. wurden aktualisiert, und alle sollen die Grenzwerte der EU-4-Abgasnorm erfüllen.

Zur Straße...

Ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder die hinlänglich bekannte "Multitronic" samt Schaltwippen am Lenkrad bringen die Leistung an die Räder. Im Tiptronic-Modus gibt es jetzt sieben Schaltstufen.

Der permanente Allradantrieb quattro ist beim 4,2 und beim Dreiliter-Diesel Serie, für den 3,2-Benziner kostet er Aufpreis, die "Kleinen" bleiben diesbezüglich außen vor.

...und auf ihr

Audi hebt ein ums andere Mal hervor, wie sportlich der neue A6 sei. Das habe man besonders auch dem optimierten Fahrwerk zu verdanken, mit der vom A8 her bekannten Trapezlenker-Hinterachse. Wer es hart mag, kann das Sportfahrwerk zusammen mit einer um zwei Zentimeter tiefer gelegten Karosserie ordern, ebenso diverse Räder-Formate.

Von 2005 an soll es dann alternativ die vom A8 her bekannte Luftfederung mit sich anpassender Dämpfung geben.

Innere Werte

Innen sieht es edel aus: viel Holz, (echtes) Aluminium, eine wuchtige Mittelkonsole, die wieder an den A8 erinnert, bei der die für Fahrer und Beifahrer getrennte Regelbarkeit der Temperatur- und Luftverhältnisse aber extra kostet. Klimaautomatik, Multi-Media-Einheit ("MMI") samt Display, Radio und CD-Spieler, elektromechanische Parkbremse, Licht- und Regensensor, Aluminium-Räder: Alles ist serienmäßig an Bord, ebenso Front-, Seiten- und Kopf-Airbags und aktive Kopfstützen vorne. Und alles wirkt gediegen, solide, verlässlich und gut verarbeitet (bis hin zu den aparten Nähten der Lederausstattung, falls man sich für diese entscheidet). Die Zeit wird weisen, wie sich diese Tugenden in der Praxis bewähren.

Fazit

Und auch, ob der A6 vor allem dem 5er-BMW tatsächlich so das Wasser abgraben kann, wie man das an der Donau gerne hätte. Im März jedenfalls soll die Hatz starten. Mit Preisen ab 33.000 Euro (60.000 und mehr sind kein Problem). In einem Jahr wird dann dem Vernehmen nach der Kombi folgen. Halali.

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