Audi A6 Allroad Quattro:Für manche Menschen und alle Straßen

Lesezeit: 3 min

Der neue Allroad Quattro ist ein individuelles Gefährt, das die Vorzüge eines SUV bietet, ohne dessen Nachteile zu übernehmen.

Hermann Reil

Ohne Frage liefert der A6 Allroad den kernigsten Anblick aller Audi-Modelle: der Grill mit glänzenden Gitterstäben, das losgelöst wirkende Kennzeichen, die Metallplatten am Unterboden, die üppige Schale aus dunklem Kunststoff, in die das ganze Auto gebettet scheint - so markig, so betont robust tritt nicht einmal der mächtige Q7 auf.

In mittelschwerem Geläuf: der Audi A6 Allroad Quattro (Foto: Foto: press-inform)

Damit ist ein wesentlicher Teil der angesichts dieses Autos unvermeidlichen Sinn-Frage schon beantwortet. Denn sehr eindeutig signalisiert der Allroad seinen emotionalen Mehrwert, seinen stattlicheren Auftritt, sein ¸¸Seht her, ich bin mehr als ein normaler Kombi". Einen Audi Allroad in Phantomschwarz-Perleffekt lackiert, mit seinen ganzen Anbauteilen in Wagenfarbe und Aluminium, dazu ein Interieur in hellgrauem Leder, schon ist ein recht individueller, dabei völlig unpeinlicher Auftritt garantiert. Und der individualistische Mehrwert gegenüber allen Audi-A6-Avant-Dienstwagen-Fahrern ist dennoch völlig klar.

Schlaue Idee

Also, die emotionale Seite bleibt hier reduziert auf das Mögen oder Nicht-Mögen. Die rationale Betrachtung dagegen offenbart erstaunlich viel Sinnfälliges. Denn der A6 Allroad ist nicht nur eine Audi-exklusive, sondern bei näherer Betrachtung auch recht schlaue Idee. Dabei so simpel.

Denn neben der markigen Optik unterscheidet er sich vom gewöhnlichen A6 Avant mit Quattro-Antrieb vor allem durch eine etwas höhere Bodenfreiheit und einen weiteren Verstellbereich der Luftfederung. Konkret kann der Allroad auf Knopfdruck um rund fünf Zentimeter angehoben werden, bis zu einer maximalen Bodenfreiheit von 175 Millimetern. Und das reicht dem Architekten für seine Baustelle ebenso wie dem Skifahrer angesichts der Schneewehe vor dem letzten Parkplatz am Lift.

Der Audi Allroad kann damit gar nicht viel weniger als die opulenten Allradler vom Schlage einer Mercedes M-Klasse, eines BMW X5 oder auch Audi Q7. Zumindest für die (wenigen) Stellen, wo der Normalfahrer die zusätzliche Vortriebskraft auch wirklich braucht. Und der Allroad verzichtet auf all die Getriebe-Untersetzungen und Sperrdifferenziale, die man in anderen Autos mitkaufen muss, ohne später jemals ihren Nutzen zu erleben.

A6-Verwandtschaft - und mehr

Und vor allem: Dieser erweiterte Nutzwert ist ohne die üblichen Nachteile der stets etwas hochbockigen SUV-Modelle zu haben. Der Allroad fährt schlichtweg nicht schlechter als ein normaler Audi A6. Und das ist schon ziemlich gut. Über etwas weniger Präzision in der Lenkung, was vor allem mit den anderen Reifen zu tun hat, brauchen wir hier nicht zu klagen.

Insgesamt ist man mit dem Allroad von München nach Florenz ebenso entspannt unterwegs, ebenso komfortabel (gerade hier haben die Audi-Ingenieure viel dazugelernt), und ebenso sicher wie im A6. Die Luftfederung regelt die Karosseriehöhe entsprechend der Geschwindigkeit, damit ist der Schwerpunkt nicht schlechter als beim normalen Kombi.

Und nicht zu vergessen: der Verbrauch! Weil der Allroad in Gewicht, Luftwiderstand und Stirnfläche ziemlich genau dem A6 Avant entspricht, sind auch die Verbrauchswerte fast gleich - und damit locker um zwei bis vier Liter niedriger als beispielsweise beim Audi Q7. Mit dem Dreiliter-TDI unter der Aluminium-Haube, ohne Frage der perfekte Antrieb für dieses Auto, reichen zehn Liter auch bei durchaus zügiger Gangart für 100 Kilometer.

Günstig, relativ

Gegen eine wesentliche Stärke der großen SUV-Modelle kommt der Audi Allroad allerdings nicht an: Man vermisst hier die hohe Sitzposition mit ihrem Gefühl der Überlegenheit und der Sicherheit. Auch in dieser Beziehung ist der Allroad nur ein A6, und selbst die Wahl der höchsten Karosserieposition bringt eben nur fünf Zentimeter. Wenn man auf die anderen herunterschauen will, ist das ziemlich wenig. Ob man das will? Es prüfe sich ein jeder.

Zurück zur Ratio, da bleiben - völlig überraschend - fast nur Pluspunkte. Zum Beispiel der Preis. Zu haben ist der A6 Allroad für mindestens 47.600 Euro. Dafür gibt es den 2.7 TDI mit ausreichenden 132 kW (180 PS) und der tollen Sechsstufen-Automatik. Der Dreiliter-Diesel mit seinen kraftvollen 171 kW (233 PS) Leistung und sehr souveränen 450 Newtonmetern Drehmoment kostet 50.600 Euro. Damit liegt er gerade mal gut 1000 Euro über einem vergleichbar ausgestatteten, normalen A6 Avant. Ein ungewöhnlich fairer Aufpreis für ein interessantes Auto.

© SZ vom 29. April 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: