Audi A4:An den Konkurrenten vorbeiziehen

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Die Preise für die im April auf den Markt kommende Limousine beginnen bei 41 000 Mark

(SZ vom 06.02.1999) Auf Erfolgskurs befand sich die deutsche Automobilindustrie 1998 insbesondere mit den Marken BMW, Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen. Wobei Audi als Premiummarke des VW-Konzerns eine besondere Bedeutung zufällt. Daß Audi dieses Ziel inzwischen erreicht hat, demonstrierte im vergangenen Jahr die Neuerscheinung Audi TT sehr eindrucksvoll. Doch auch der extravagante Audi A6 Avant und die nochmals aufgewertete Aluminium-Oberklasselimousine Audi A8 zeigten: Audi braucht sich vor seiner direkten Konkurrenz aus München und Stuttgart in keinem der vertretenen Segmente mehr zu fürchten.

Im laufenden Jahr möchte Audi mit einer nie dagewesenen Modelloffensive diesen Erfolg noch ausbauen. Den Anfang macht im April das überarbeitete Audi-Erfolgsmodell A4. Auf den ersten Blick scheint der modellgepflegte Jahrgang 1999 des Audi A4 nicht anders auszusehen als bisher. Man muß schon genau hinschauen, um die stärker akzentuierte Kühlermaske auszumachen, die aerodynamisch eleganter geformten Außenspiegel, die neuen Stoßfänger, die vorne integrierte Nebellampen aufnehmen, und die Hauptscheinwerfer in Ellipsoidtechnik hinter einer Klarglasabdeckung.

Muß man das alles sehen?

Daß die Rückleuchteneinheit neu gegliedert ist, wird nur den Formal-Ästheten auffallen. Und daß die Türgriffe neu gestaltet sind, merken selbst diese Menschen erst, wenn sie den Audi A4 zur Probefahrt öffnen müssen. Und wer es schließlich komplett übersehen hat, der sei darauf hingewiesen: Die B-Säule und die Dreiecksblende in der hinteren Tür sind nun hochglänzend beschichtet. Muß man das alles en detail bemerken?

Nein, denn die Marketing-Strategen wissen, daß alle Neuerungen sich zu einem neuen Gesamteindruck verdichten. Und der geht wohl an niemandem vorüber. Spätestens im Interieur trifft man auf augenscheinlichere Modifikationen. Die neu gestaltete Mittelkonsole sticht ins Auge: Sie trägt nun gefälliger geformte Schalter, die fühlbar einrasten und hinterleuchtet sind. Besonders klar verdeutlicht der Alurahmen der Schalthebelabdeckung, welches Ziel Audi mit allen Detailverbesserungen anstrebt: "Höhere Wertanmutung", sagen die Strategen, während wir einfach feststellen: edel und gut.

Den Zeichen der modernen Zeit folgend bietet Audi ein GPS-gestütztes Navigationsgerät an, das entweder akustisch und mit optischen Symbolen im Blickfeld des Fahrers den richtigen Weg weist oder diesen auf einen fünf Zoll großen Farbbildschirm in der Mittelkonsole projiziert.

Noch kein Schmusekissen

Wer nun kurz davor steht, im neuen Audi A4 eine Art Schmusekissen zu erkennen, sollte ihn probefahren - mit einem der Vierzylinder-Benzinmotoren 1. 6 (74 kW/101 PS), 1. 8 (92 kW/125 PS) oder 1. 8 Turbo (110 kW/150 PS). Sie sind durchweg drehfreudig, erlauben sportliche Fahrweisen und geben sich bis auf den Turbomotor auch sparsam. Die beiden Sechszylinder-Benzinversionen 2. 4 (121 kW/165 PS) und 2. 8 (142 kW oder 193 PS) dürfen als besonders laufruhige Treibsätze für das komfortable Reise gelten. Als technische Leckerbissen sind die bekannten Vierzylinder- und Sechszylinder-TDI-Aggregate mit 1,9 Liter (wahlweise 66 kW/90 PS oder 81 kW/110 PS) und 2,5 Liter Hubraum (110 kW/150 PS) bekannt. Ihre Sparsamkeit ist eine besondere Qualität, ihre Drehmomentstärke knapp über Leerlaufniveau eine weitere.

Daß abgesehen vom A4 1. 6 alle Hubraumvarianten in Limousine und Avant auch mit dem hauseigenen quattro-Allradantrieb kombinierbar sind, gehört zur Markenstärke von Audi. Mittlerweile entscheiden sich mehr als 20 Prozent der Kunden für die bessere Traktion, den stabileren Geradeauslauf und die geringeren Lastwechselreaktionen eines Audi quattro. Daran hat der A4 einen maßgeblichen Anteil, obwohl er vierradgetrieben immerhin 5050 Mark teurer ist. Die Kombination des Allradantriebs mit dem erstmals im A4 verfügbaren elektronischen Stabilitätsprogramm ESP für 1600 Mark führt zu einer in der A4-Klasse nie dagewesenen Fahrsicherheit.

Der neue Audi A4 des neuen Jahrgangs 1999 kostet in den jeweiligen Grundausführungen zwischen 41 000 Mark für den handgeschalteten A4 1. 6 und 58 500 Mark für den handgeschalteten A4 2.8. Die Dieselversionen liegen zwischen 44 600 und 57 050 Mark. Schon längst geht es dem Unternehmen mit den vier Ringen nicht mehr wie noch in den Jahren zuvor darum, einen A4 aufzuziehen, der mit Mercedes C-Klasse und BMW 3er gleichziehen kann. Die Ingolstädter drängen mit ihren Modellen bereits auf die Überholspur. Ob sie ihre Fahrt dort fortsetzen können, wird letztlich aber auch von begleitenden Erfolgen abhängen - beispielsweise von denen im Rennsport.

Von Jürgen Zöllter

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