Audi A3 Sportback:Schluss mit bockig

Lesezeit: 3 min

Verarbeitung und Funktionalität sind ausgezeichnet, und die Fahrwerksabstimmung ist ein wenig milder geworden, aber auf den Rußfilter muss man noch warten.

Von Georg Kacher

Für einen Aufpreis von 650 Euro stattet Audi den A3 von September an mit vier Türen aus. Dass dieses Modell nicht Avant heißt, sondern Sportback, hat einen simplen Grund: Weil die neue Variante kein biederer Kombi sein will, sondern ein schicker Lifestyleflitzer mit dynamischer Ausstrahlung und geräumigem Innenraum.

Der große Grill: Er signalisiert Familienzusammengehörigkeit à la Audi. (Foto: Foto: Audi)

Außerdem bietet der Sportback im Vergleich zum Dreitürer ein messbares Plus an Platz. Durch die um 83 Millimeter verlängerte Karosserie haben die Designer mehr Bein- und Schulterfreiheit für die Fondpassagiere geschaffen. Im Gegensatz zum BMW Einser sind die hinteren Türen des Audi breit genug, um nicht nur Schlangenmenschen einen unbeschwerten Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Vom neuen Maßkonzept profitiert auch das Kofferraumvolumen, das auf 370 bis 1120 Liter vergrößert wurde. Der Quattro-Antrieb schrumpft das Gepäckabteil auf 302 bis 1052 Liter.

Perfektes Interieur

Dem kleinen A3 steht der anfangs umstrittene Singleframe-Grill genauso gut wie dem großen A8 und dem neuen A6. Kaum zu verbessern ist auch das Interieur. Hochwertige Oberflächen, ausgezeichnete Verarbeitung und sehr gute Funktionalität überzeugen, das MMI-Bediensystem ist in sich genauso stimmig und problemlos, wie die im A6 und A8 umgesetzte räumliche Trennung von Bildschirm und Tastatur.

Speziell im Vergleich zur neuen A-Klasse fällt auf, dass Audi die Sportback-Karosserie ebenso konventionell konstruiert hat wie BMW den Einser. Die Variationsmöglichkeiten sind auf den Ausbau der Gepäckraumabdeckung und auf das stufenweise Umlegen der asymmetrisch geteilten Rückbank beschränkt.

Der einzige Neuzugang im Motorenprogramm ist ein aufgeladener 2,0-Liter-Benziner, der 147 kW (200 PS) leistet. Das maximale Drehmoment von 280 Nm steht von 1800 bis 5000 Umdrehungen zur Verfügung. Den 2.0 T (das FSI-Kürzel hat die Marketing-Abteilung in letzter Minute wegretuschiert) kann man als Fronttriebler mit DSG-Getriebe bestellen oder als Quattro mit konventionellem Sechsgang-Handschalter.

Fünf Türen und gut acht Zentimeter länger: die Sportback-Version (Foto: Foto: Audi)

DSG - die Spaß-Garantie

Wir fuhren die Variante mit dem Doppelkupplungs-Räderwerk, die man entweder im Automatik-Modus sich selbst überlässt oder per Tiptronic-Kommando direkt am Wählhebel beziehungsweise über lenkradfeste Schalttasten aktiv ins Geschehen einbindet. Im Gegensatz zu vergleichbaren Lösungen überzeugt DSG durch rasche Lernfähigkeit, spontanes Ansprechverhalten, relativ sanfte Schaltmanöver und Zugkraft-verlustfreie Beschleunigung.

Nicht möglich ist allerdings das Überspringen mehrerer Gänge. Im Automatikbetrieb wird vom Steuergerät der nächste Gang nach dem Plausibilitätsprinzip vorgewählt. Da kann es schon passieren, dass sich die Elektronik gelegentlich - zum Beispiel bei einer unerwarteten Lücke im Gegenverkehr - erst einmal mit erhöhtem Zeitaufwand selbst korrigieren muss.

Der 2,0-Liter-Turbo-Motor, der von Herbst an auch den Golf GTi antreiben wird, überzeugt durch williges Gasannehmen, gieriges Hochdrehen bis maximal 6400 Umdrehungen pro Minute, viel Durchzugskraft und lineare Leistungsentfaltung. Der A3 Sportback 2.0 T DSG spurtet in 7,0 Sekunden von Null auf 100 km/h, ist 236 km/h schnell und verbraucht im Schnitt 7,7 l / 100 km.

Um störende Schwingungen und Geräusche schon im Ansatz zu unterbinden, haben die Techniker dem direkteinspritzenden Doppel-Nockenwellen-Motor zwei gegenläufige Ausgleichswellen mitgegeben.

Im dritten Quartal 2005 soll das Triebwerksangebot um einen starken Benziner und einen besonders bulligen Diesel erweitert werden. Für den S3 ist ein ehrgeizig abgestimmtes Derivat des 2.0-T-Triebwerks vorgesehen, das dank erhöhtem Ladedruck 206 kW (280 PS) und 350 Nm mobilisieren soll. Der kräftigste 2,0-Liter-TDI bringt es auf 118 kW (160 PS) und auch 350 Nm Drehmoment.

Umgänglicher

Bei dem Versuch, noch sportlicher sein zu wollen als BMW, ist Audi in den vergangenen zwölf Monaten teilweise über das Ziel hinausgeschossen. Die ersten A3 waren viel zu straff abgestimmt, auch der A8 rollte anfangs zu spröde ab und selbst der neue A6 hat offenbar das Federn und Dämpfen verlernt. Dass nicht unbedingt gelobt ist, was hart macht, hat man in Ingolstadt lange verkannt. Erst jetzt signalisiert der Sportback den einsetzenden Umdenkprozess.

Ohne sich mit jedem Kanaldeckel anzulegen, jeder Längsrille den Kampf anzusagen und jede Querfuge zu attackieren, gelingt es dem neuen Modell auf Anhieb, Dynamik und Komfort auf einen akzeptablen gemeinsamen Nenner zu bringen. Unverändert trittfest und spurstabil, arrangiert sich dieser Audi mit den Unzulänglichkeiten der Straßen: Die Lenkung ist jetzt in sich gefestigt statt ständig nachzutarocken, die Karosserie absorbiert kleine und größere Unebenheiten statt sich in Nahkämpfen mit der Querbeschleunigung zu verzetteln, das Eigenlenkverhalten folgt einem homogenen Radius statt einer von ESP-Eingriffen zerhackten Fieberkurve. Selbst bei forcierter Gangart wirkt der Wagen ruhiger, gelassener, berechenbarer.

Zwiespältige Ausstattungs-Politik

Sieben Jahre nach ihrer Einführung sind die Ausstattungspakete Attraction (Basis), Ambition (Sport) und Ambiente (Komfort) immer noch verwirrende Worthülsen. Kaum zu glauben, dass keines die unverzichtbare Klimaanlage oder ein Radio enthält. Serienmäßig vorhanden sind dagegen zwei aktive Kopfstützen, vier elektrische Fensterheber, sechs Airbags, Servolenkung, ESP/ABS und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung.

Neu im Angebot sind die Dachreling, das große Open-Sky-Schiebedach, das DVD-gesteuerte Navigationssystem und die elektrisch verstellbaren, mit Leder bezogenen Sportsitze. Was wir vermissen, ist Quattro-Antrieb auch in Verbindung mit schwächeren Triebwerken, die Kombination von Diesel, Allrad und Automatik, mehr Varianten mit Doppelkupplungs-Getriebe und ein Motor, der die Lücke zwischen den beiden Benzinern mit 150 und 200 PS füllt.

Noch mehr fehlt uns allerdings der Diesel-Partikelfilter. Entwarnung gibt es erst Mitte 2005 - dann aber wenigstens fast zeitgleich für alle TDI-Treibsätze.

© Süddeutsche Zeitung, 21. Juli 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: