Audi A2:Aufsehen garantiert

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Audi demonstriert, dass man den Weg zum Aluminiumauto weiter voranschreitet

(SZ vom 16.08.2000) Als Audi im Februar 1994 mit dem A8 das erste Serien-Aluminiumfahrzeug der Welt auf die Räder stellte, war der Rest der automobilen Welt eher heiter gestimmt - und viele Techniker wisperten, dass man mit immer raffinierteren Stahlsorten bezüglich Leichtbau und Stabilität natürlich nahezu denselben Effekt erzielen könne. Und dann folgten noch ein paar Anmerkungen zu der Spaceframe-Konstruktion, die zu teuer, zu kompliziert und im Falle eines Unfalls nahezu unreparierbar sei.

Die Wirklichkeit sah anders aus: Der A8 mutierte zu einem erfolgreichen Top-Gefährt, das - nicht zuletzt auch wegen seines quattro-Antriebs - bereits heute als Klassiker gelten darf.

Wer bei Audi etwas hinter die Kulissen schauen durfte, wusste stets, dass man diesen Vorsprung durch Aluminium niemals aufgeben würde - andererseits war es aber doch ein großer Unterschied, ein Top-Modell in relativ geringen Stückzahlen (jährlich etwa 15 000 Stück) am Markt zu etablieren, oder sich mit einem Massenmodell an die wirkliche Großserienproduktion zu wagen.

Seit der IAA 1999 konnte die Öffentlichkeit nun mit dem A2 des Rätsels Lösung betrachten - und seit Juni ist der mit ungewöhnlicher Form versehene Viertürer auch auf der Straße zu sehen. Und wie bei den ersten Fahreindrücken (SZ Nr. 71 v. 25. März 2000) angemerkt, sorgt genau diese Unverwechselbarkeit, die sich - so Audi - "auf eine Mischung aus Leichtigkeit und Solidität" beruft, noch immer für Aufsehen. So wirkt der A2 wohl mehr durch seine Optik, denn durch seine darunter versteckte Aluminiumtechnologie - die durch ihre Steifigkeit aber viel zur Fahrfreude beiträgt.

Denn das Handling des A2 ist mustergültig: die leichtgängige und stoßfreie Lenkung, das sichere Kurvenverhalten (falls man wirklich einmal zu schnell unterwegs ist, vermittelt das serienmäßige ESP zusätzliche Sicherheit) und die zwar straffe, aber dennoch komfortable Federung sorgen auf Anhieb für Sympathie. Genauso überzeugt das gute Raumangebot für vier Personen sowie der variable Innenraum, in dem sich auch größere Gepäckstücke transportieren lassen. Zusammen mit der hohen Sicherheitsausstattung (ABS, ESP, EDS und vier Sidebags serienmäßig) bietet der A2 viel Auto auf wenig Raum.

Dass der kleinste aus Ingolstadt dennoch ein paar kritische Bemerkungen verdient, liegt weniger an der hervorragenden Konzeption und guten Verarbeitung, sondern mehr an Details wie dem zu kleinen Tank, dessen 34 Liter Fassungsvermögen - bei Verbrauchswerten zwischen 5,5 und 8,5 Litern auf 100 Kilometer - zu oft den Weg zur Tankstelle anmahnen. Und letztlich gesehen ist auch der 1,4-Liter-Vierzylinder mit 55 kW (75 PS) Leistung zu schwach, um dem trotz Aluminiumgestell doch eine Tonne schwer geratenen A2 zu ausreichendem Temperament zu verhelfen. Ein Manko, das auch der 75 PS starke Turbo-Dieselmotor nicht beheben kann, der dafür anderseits die Sparpotenziale des Alu-Konzepts in die Realität transponiert.

So ist der A2 mit einer Beschleunigungszeit von mehr als zwölf Sekunden zur 100-km/h-Grenze nicht so schnell, wie es die kühne Form vermuten lässt. Und wenn sich der A2 zur Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h aufgerafft hat, beginnt sich auch eine erhöhte Seitenwindempfindlichkeit wie ein dünner Schleier über die Fahrfreude zu legen.

Trotz dieser Anmerkungen ist Audi mit dem A2 ein bemerkenswert sparsames, sicheres und attraktives Fahrzeug geglückt, dessen Agilität immer wieder Freude bereitet - und was die Kritikpunkte betrifft: Die hat man bei Audi schon erkannt und man denkt bereits über mehr Tankinhalt und eine in Richtung Leistungssteigerung erweiterte Motorenpalette nach.

Von Jürgen Lewandowski

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