Audi A4 1.8T quattro:Mit fünf Ventilen in die Zukunft

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Das 1,8-Liter-Aggregat gehört aber nicht zu den sparsamsten

(SZ vom 10.05.1995) Der Audi 80 sei ein Auto gewesen, das Beamte und Pensionisten bevorzugt haben, lautet eines jener automobilen Vorurteile, die nur schwer aus den Köpfen zu verbannen sind. Steht man vor dem A4, dem Nachfolger des geschmähten, aber nichtsdestotrotz sehr erfolgreichen Ingolstädters, kommen einem Begriffe wie hausbacken oder altmodisch aber gar nicht erst in den Sinn. Zeitgemäß harmonisch gerundet, strahlt die Karosse beinahe jugendliche Frische aus - ein Beleg dafür, daß man sich bei Audi verstärkt um junge und jugendliche Kunden bemühen will. Aus der großen Variantenvielfalt, die von 74 kW (101 PS) bis 128 kW (174 PS) reicht, stand uns die aufgeladene Allradversion des 1,8-Liter-Vierzylinder- Modells zur Verfügung, das der Audi- Nomenklatur zufolge natürlich A4 1.8T quattro heißen muß.

Beginnen wir mit einer Nebensächlichkeit, die viele Besitzer früherer Modelle aber ein Autoleben lang geärgert hat. Mit dem Modellwechsel hat es Audi nun endlich geschafft, die Kofferraumöffnung des A4 so zu gestalten, daß man kein Akrobat mehr sein muß, um eine Cola-Kiste in das Gepäckabteil zu hieven. Die Öffnung, die einem nach dem Hinaufschwenken des Deckels angähnt, kann sich aber in ihrer Funktionalität bei weitem nicht mit einem Schrägheckmodell wie zum Beispiel dem VW Golf messen.

Wenn wir schon beim Vergleichen sind: Sitzen großgewachsene Menschen in dem Sportgestühl in der ersten Reihe, dann wird es für die Hinterbänkler genauso eng wie im Modell aus Wolfsburg. Hervorragend gelöst ist die Anordnung der Schalter und Instrumente, wobei man immer noch ins Grübeln gerät, ob die von Audi favorisierte rötliche Cockpit-Beleuchtung wirklich der Weisheit letzter Schluß ist.

Technische Kompetenz wollen die Ingolstädter mit dem Motor dieses A4 demonstrieren: Jeder Zylinder des von einem Turbolader zwangsbeatmeten 1,8- Liter-Aggregats verfügt über fünf Ventile - also eines mehr, als bisher allgemein üblich ist. Drei sorgen für den Einlaß des Luft-/Treibstoffgemisches, durch zwei entweichen die Abgase wieder aus dem Verbrennungstrakt. Im Fahrbetrieb zeigt sich der relativ hubraumschwache Motor als sehr drehfreudig, nicht aber sonderlich elastisch. Die 110 kW (150 PS) reichen beim quattro mit permanentem Allradantrieb für eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h, der Spurt von Null auf 100 km/h kann in 8,4 Sekunden absolviert werden, wenn es nötig sein sollte.

Allerdings gehört der 1.8T in Verbindung mit der Allradtechnik nicht zu den sparsamsten im Lande: Er verbraucht im DIN-Drittelmix zwar nur 8,5 Liter Super bleifrei auf 100 Kilometer; wenn das Leistungspotential aber ausgenutzt wird, steigt der Verbrauch schnell auf mehr als zehn Liter an.

Das Fahrwerk kommt mit der angebotenen Leistung gut zurecht - es tendiert in Richtung straff, ohne unkomfortabel zu sein. So entpuppte sich der A4 als gutes Allround-Auto auch bei schlechten Witterungsbedingungen. Allerdings ist auch sein Preis von 49 300 Mark nicht von schlechten Eltern.

Von Otto Fritscher

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