Antriebstechnik:Hybrid? Diesel? Otto?

Lesezeit: 2 min

Was rollt in den nächsten Jahren auf uns zu? Setzt sich die Hybridwelle durch? Haben Benzinmotoren noch eine Chance? Oder dieselt man 2015 durch die Lande? Die Meinung der Experten sind geteilt - und einig zugleich.

Von Stefan Grundhoff

Im Frühjahr treffen sich alljährlich auf dem SAE-Kongress in Detroit die Größen der Motorenentwicklung. Jeder Hersteller, jeder Entwickler hat seine Sicht der Dinge. Doch wer genau hinschaut, der kann durchaus eine - wenn auch dünne - gemeinsame Hauptlinie entdecken.

Bei einem Praxisvergleich zwischen Diesel- (Mercedes ML) und Hybrid-Antrieb (Lexus RX 400h)waren die Verbrauchs-Unterschiede kaum spürbar. (Foto: Foto: pressinform)

So ist zum Beispiel eines klar: Die USA sind abgehängt. Amerikas Ingenieure sind schon in den vergangenen Jahren kaum als Innovationsträger aufgetreten - und das wird sich wohl auch in den nächsten Jahren kaum ändern. Die Technik von morgen wird in Asien und Europa vorangetrieben.

Kosten versus Emotionen

Hybrid ist dabei ein, aber nicht das alleinige Thema. "Die Kraftstoffe werden in den nächsten Jahren deutlich teurer werden", erwartet Klaus Borgmann, bei BMW zuständig für die Antriebstechnik: "Darauf müssen wir uns mit intelligenten Konzepten einstellen. Man darf dabei nur nicht vergessen, dass ein Auto eine sehr emotionale Sache ist. Viele Leute wollen eben nicht mit Bus oder Bahn unterwegs sein, sondern setzen auf Individualität."

Jeff Alson arbeitet seit Jahren beim Office for Transportation and Air Quality in den USA. "Es ist für die ganze Branche ein großes Problem, dass die Autos in den vergangenen Jahrzehnten deutlich schwerer geworden sind und viel mehr Leistung haben. So sind die Einsparmöglichkeiten beschränkt", sagt er.

Die USA-Behörde geht für die nächsten Jahre von Einsparpotenzialen in Höhe von 30 Prozent bei Kraftstoff und 20 Prozent bei Abgasen aus. "Auch in den USA gibt es mittlerweile eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit für den Klimawandel. Das spürt man." Für Alson steht ebenfalls fest, dass der Ölpreis auf längere Sicht nicht sinken wird: "Im Jahre 2020 werden wir gerade auch in den Vereinigten Staaten mehr Hybrid, aber ebenso deutlich mehr Dieselfahrzeuge bewegen. Die Bedeutung von Äthanolantrieben wird aller Voraussicht nach ebenfalls wachsen."

Hybrid-Begeisterung

Toyota gilt als weltweit führender Hybridkonzern. Das wird sich nach Meinung von Dave Hermancence vom Toyota Technical Center auch nicht ändern: "Hybrid ist eine Technologie, die Auswirkungen auf alle Autos haben wird. Diese Technologie passt auf Erdgas, Diesel- oder Benzinantrieb - egal, welcher Größe."

Toyota-Untersuchungen haben ergeben, dass man mit einem hybridgetriebenen Mittelklasseauto im Stadtverkehr zwischen 65 und 70 Prozent sparsamer und effizienter unterwegs sein kann als mit einem reinen Benzinantrieb.

Toyota will zukünftig dafür sorgen, dass mehr Volumenmodelle mit Hybridantrieb ausgestattet werden, um die Akzeptanz bei den Kunden zu steigern. "Besonders von einem Modell wie dem Toyota Camry versprechen wir uns sehr viel. Er ist eines der meistverkauften Autos in den USA", sagt Hermancence: "Das bringt mehr Hybrid-Mainstream als ein Prius."

Nach Ansicht des japanischen Konzerns bleibt der Benzinantrieb auf lange Jahre weiterhin weltweit führend. "Diesel wird jedoch bei den SUV weiter an Bedeutung gewinnen."

Diesel am Ende?

Der gleichen Ansicht ist man auch bei BMW. "Weltweit wird es in den nächsten Jahren fraglos mehr Dieselfahrzeuge geben. Jedoch muss man abwarten, wie sich die Emissionsdiskussion entwickelt", erläutert BMW-Entwickler Klaus Borgmann: "Wir haben mittlerweile eine Grenze erreicht, wo wir mit normalem Kostenaufwand kaum noch etwas machen können. Die Emissionen der modernen Autos können fast nicht mehr gesenkt werden." Einiges ist immerhin noch mit hoch technisierten Verbrennungsmotoren wie einer variablen Ventilsteuerung zu machen.

Hybridtechnik ist ein zusätzliches System, das seinen Markt haben wird. Auch Klaus Borgmann ist sich der Wichtigkeit von Hybridantrieben bewusst: "Wir bei BMW setzen auf Micro- oder Mild-Hybrid-Systeme, die Fahrspaß und Energieeffizienz gleichermaßen steigern." Nur so sei eine Akzeptanz beim Kunden zu erwarten.

Energie aus dem Auspuff?

Vieles wird sich in den nächsten Jahren nicht nur bei den Herstellern tun. Behördensprecher Jeff Alson: "Autofirmen und Zulieferer müssen deutlich enger zusammenarbeiten. Sonst sind wichtige Entwicklungen nicht mehr zu leisten."

Eine solche technische Errungenschaft könnte zum Beispiel die Energierückgewinnung von Autoabgasen sein. BMW etwa arbeitet, wie einige andere Hersteller auch, seit einiger Zeit schon an einem System, das die Energie der heißen Auspuffabgase wieder dem Motor zuführt.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: