Alte Maybachs:Die Adelsmarke

Lesezeit: 2 min

Maybach-Automobile gehörten von Anfang an zu den teuersten und exklusivsten Fahrzeugen, die man für Geld kaufen konnte. Und schon immer war die Marke "Maybach" zutiefst mit Mercedes verbunden.

Volker Widerspick

Um zur Ahnengalerie zu gelangen, klicken Sie bitte auf die Lupe unter dem nächsten Bild unten.

(Foto: Grafik: Maybach)

Auch für den ersten Maybach, Baujahr 1919, stand Mercedes Pate, wenigstens zu einem großen Teil.

Der erste Versuchswagen

Die Basis für den Typ W 1 war 1919 ein Mercedes-Fahrgestell, das Karl Maybach aus alten Heeresbeständen sozusagen zum Schnäppchenpreis ergattert hatte. Niemand konnte damals auch nur erahnen, was sich aus einem gebrauchten Chassis entwickeln würde: allerfeinste Automanufaktur aus Deutschland.

Schnell machten die Fahrzeuge Furore, und nur zwei Jahre dannach folgte der Typ W 3. 1928 erwarb Äthiopiens Kaiser Haile Selassie den Typ W 5. Das bedeutete den Durchbruch für Maybach und den Eintritt der Automarke in die Welt des Luxus, des Adels und des Geldes.

Schlag auf Schlag

1929 folgte der erste Zwölfzylinder-Wagen, der Maybach Typ 12, der Spender des Motornamens der aktuellen Limousine. Es folgten in schneller Abfolge der Typ W 6, der Maybach Zeppelin, das Zeppelin Cabriolet.

Schon von Anfang an legte Maybach sehr viel Wert auf exquisite Inneneinrichtung und edelste Materialien. Was heute bieder, fast "spießig" wirkt, war anno 1930 der letzte (und teuerste) Schrei und spiegelt das Luxusgefühl unserer Großväter wider.

In den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich Maybach zur anspruchsvollsten Automarke der Welt. Der Firmenname war nun Synonym für Perfektion und Präzision. Zur Legende wurde Maybach schließlich mit dem größten deutschen Personenwagen der damaligen Zeit: der Maybach DS 8 "Zeppelin", ein bis zu 5,5, Meter langer Wagen der Luxusklasse mit Zwölfzylinder-Motor.

Luxus und Kraft

Die Daten des Zeppelin waren und sind noch heute beeindruckend. Das fängt schon bei der Instrumententafel bzw. beim Armaturenbrett an: Kilometerzähler, Geschwindigkeitsmesser, Benzinuhr für den 135-Liter-Tank, Acht-Tage-Uhr, Kühlwasser-Temperaturanzeige, Ölmanometer, Vakuummeter zur Servobremse, Anlass-Einspritzvorrichtung, Anlass-Druckknopf, Handgas- und Starterklappenbetätigung, Instrumentenbeleuchtung.

Die weitere Serienausstattung: zwei Reserveräder, Hupe, Scheinwerfer, Stopp- und Rückfahrlicht, Schlusslampe, vier eingebaute Wagenheber (jeweils einer pro Rad), sowie ein kleiner Kompressor zum Aufpumpen der Reifen.

Wenn man das heute liest, stellt man unwillkürlich fest, dass danach eigentlich nicht mehr viel erfunden wurde.

Die Motordaten: Zwölfzylinder-Motor aus dem Luftschiffbau. Es gab ihn mit 6.922 und 7.922 Kubikzentimetern Hubraum mit 150 bzw. 200 PS bei 2.800 und 3.200 Umdrehungen.

Der Radstand betrug 3.735 Millimeter.

Des Weiteren: hydraulische, doppelt wirkende Stoßdämpfer, schon damals vier Gänge. Diese wurden mit einem Planetenradgetriebe geschaltet - ohne Kuppeln. Leerlauf, 1a-Gang oder Rückwärtsgang wurden mittels Vorwahl-Handhebels in der Wagenmitte eingelegt.

Die Schraubenlenkung - ohne Servohilfe - war im Verhältnis zu den reichlich drei Tonnen Gewicht erstaunlich leichtgängig und die via Seilzug betätigten riesigen Trommelbremsen verzögerten dank eines ausgeklügelten Hebelsystems gleichmäßig und gut. Eine Unterdruck-Servounterstützung hielt den Kraftaufwand für die Bremsen in Grenzen.

Keine Grenzen gab es, was die Ausstattung der Fahrzeuge anging; lediglich der Geldbeutel musste prall gefüllt sein - wie heute. Schon immer waren die Fahrzeuge Einzelstücke, Unikate von höchster Exklusivität.

Der bislang teuerste Maybach wurde 1928 für ein "gekröntes Haupt" gebaut - verziert mit Rubinen und Gold kostete das Fahrzeug die für damalige (wie heutige) Verhältnisse gigantische Summe von 186.000 Reichsmark.

Kleine Stückzahlen - gute Kundschaft

Die aufwändige Konstruktion und die luxuriöse Ausstattung machten Maybach-Automobile zu jeder Zeit hoch begehrt. So bekannte Persönlichkeiten wie Enrico Caruso, Max Schmeling und eben Kaiser Haile Selassie waren Kunden und konnten sich "den Maybach" auch leisten.

Nach einer Statistik vom 1. Mai 1931 waren unter den 56.039 neuen Personenwagen, die im Vorjahr in Deutschland zugelassen worden waren, lediglich 66 Maybach-Modelle. Diese taten allerdings lange ihren Dienst - teilweise bis in die späten 60er-Jahre.

Von den bis 1941 hergestellten rund 1.800 Maybachs existiert heute noch jeder zwölfte - 152 Maybach-Automobile.

Und jetzt werden es wieder mehr.

Quelle: autocert.de

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: