Alfa Romeo 147 1.9 JTD:Solide Leistung

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Als Diesel ist der kleine Italiener schnell und sparsam

(SZ vom 25.07.2001) Er war wunderschön anzusehen, sportlich zu fahren - und rostete dem Besitzer unter dem Lenkrad weg: Autos wie der Alfa Sud haben in der Vergangenheit das Bild der Marke Alfa Romeo in Deutschland geprägt. Lange hat es gedauert, bis die Italiener das Image südlicher Lässigkeit bei der Verarbeitung abstreifen konnten. Aber sie haben es geschafft, wie die steigenden Verkaufszahlen beweisen. Zu dem Erfolg hat der 156 beigetragen und jetzt auch der kleinere 147.Doch es war und ist ein Erfolg der schönen Form. Schon im Stand strahlt die keilförmige Karosserie des 147 Kraft und Dynamik aus; vor allem die Frontpartie. Am herzförmigen Kühlergrill könnte sich eine große Liebe entzünden. Das V-förmige Heckfenster und die schräg angeordneten Rückleuchten bilden den konsequenten Abschluss der dynamischen Karosse.

So weit, so schön. Doch das cuore sportivo, das leidenschaftliche Herz, ruft nach Bewegung. Auf der Landstraße muss der 147 nicht zuletzt beweisen, ob er ernst macht mit dem Lippenbekenntnis zu besserer Qualität. Der erste Eindruck: Nichts knarzt, nichts klappert, nichts knistert. Selbst ein kritischer Blick auf verräterische Stellen wie die Kofferraumscharniere offenbart erfreuliche Sorgfalt.

Der Innenraum hält, was die Außenhaut verspricht: distinguierte Sportlichkeit. Ein bisschen Leder hier, ein bisschen Aluminium dort - und Sportsitze, die zum Einsteigen einladen. Sie sehen aber besser aus, als sie sind. Die Lehnen zu schmal, die Sitzflächen zu kurz - auf langen Strecken hätte man es gerne bequemer. Und keine Rettung ist in Sicht: Wie man den Sitz auch einstellt - und das gilt zumindest für groß gewachsene Fahrer -, nach einiger Zeit rutscht man auf der Suche nach der idealen Sitzposition vergeblich hin und her.

Ein bisschen mehr Mühe hätten sich auch die Ergonomen geben können, denn die drei Bedienungshebel an der Lenksäule sorgen dank einer Überfülle an Funktionen für reichlich Verwirrung. Auf dem Scheibenwischer-Hebel beispielsweise sind noch zwei Drehräder für Heckscheibenwischer und Intervallrhythmus untergebracht. Und auch der Hebel für den Tempomat verlangt ausgesprochene Fingerfertigkeit, um die richtige Einstellung zu treffen.

Aber das ist nicht mehr wichtig, wenn erst mal der sportliche Klang den Innenraum erfüllt. Die Schaltung ist knackig und präzise, Federung und Dämpfung sind straff abgestimmt, aber nicht so hart, dass der 147 zu einer potenziellen Gefahr für die Bandscheiben würde. Er lässt sich zielgenau um Kurven zirkeln und auf der Autobahn überzeugt der gute Geradeauslauf.

Besonders gut zum sportlichen Charakter passt das 1,9-Liter-Common- Rail-Dieselaggregat, das seit drei Monaten im 147 erhältlich ist. 115PS (85kW) weisen die Fahrzeugpapiere aus, subjektiv scheinen unter der Motorhaube aber 150 Pferdestärken versammelt zu sein, so vehement zieht der Kompaktwagen bei einem beherzten Tritt auf das Gaspedal ab - und dies aus beinahe jedem Drehzahlniveau. Das maximale Drehmoment von 275Nm wird bereits bei 2000 Umdrehungen auf die Nockenwelle gewuchtet. Die Höchstgeschwindigkeit von 191km/h erreicht der gar nicht träge Selbstzünder ohne Durchhänger; der Spurt aus dem Stand auf 100km/h lässt sich in 9,9Sekunden absolvieren. Besonders erfreulich ist, dass sich der sportive Italiener dabei nur selten an einer Tankstelle blicken lässt: Mit einer Tankfüllung von 60Liter lassen sich Reichweiten von knapp 1000 Kilometer erzielen, der Verbrauch pendelt im Alltagsverkehr zwischen sechs und sieben Liter - ein ausgezeichneter Wert.

Auch den Preis hat Alfa knapp kalkuliert. Die Basisversion mit der Progression genannten Ausstattung kostet 36574 Mark. Wer sich für die stilistisch ebenfalls sehr gelungene fünftürige Variante entscheidet, muss knapp 1500 Mark mehr ausgeben. In der Einstiegsversion sind ABS, Front-, Seiten- und Window-Airbags Serie, ebenso eine Klimaanlage, Bordcomputer, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Ein vergleichbarer VW Golf kostet gut 4000 Mark mehr.

Von Otto Fritscher

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