Alfa Romeo 166:Durchtrainierter Schönling im Maßanzug

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Die Italiener haben Qualität und Ausstattung deutlich verbessert - für mindestens 52 500 Mark

(SZ vom 04.11.1998) Auf den ersten Blick sieht der neue Alfa Romeo 166 aus wie sein kleinerer Bruder Alfa 156 unterm Vergrößerungsglas. Damit folgt das italienische Designerteam um Walter de Silva dem Vorbild von BMW: Auch dort werden erfolgreiche Proportionen der Limousinen-Baureihen nahezu maßstabsgetreu vergrößert und Designdetails nur geringfügig modifiziert, um den Familiensinn zu stärken. Bei der Gestaltung der Front haben sich die Designer in Zurückhaltung geübt. Sie ist mit ihren schmalen Scheinwerfern und der kleineren Kühler-Nase weniger aggressiv als im 156, aber kaum weniger markant.

Als Nachfolger des von Pininfarina eingekleideten Alfa Romeo 164 möchte der neue Alfa 166 stärker auffallen als ein E-Klasse-Modell von Mercedes und sportlicher wirken als ein BMW 5er. Der neue Turiner für die automobile Oberklasse bemüht sich, als durchtrainierter Schönling daherzukommen, als moderne Limousine im italienischen Maßanzug.

Die sichtbaren Werte haben Alfa-Konstrukteure mit einer Technik angereichert, die den Viertürer zur fahraktiven Sportlimousine adelt. Drei Benzinmotoren und ein Turbodiesel mit moderner Common-Rail-Direkteinspritzung spannen die Angebotspalette von 114 kW (155 PS) aus 2,0 Liter Hubraum bis 166 kW (226 PS) aus 3,0 Liter. Dabei sind der Zweiliter-Vierzylindermotor sowie das Dreiliter-V6-Aggregat vom Vorgänger bekannt. Mit dem neuen Fünfzylinder-Sportdiesel 2,4 JTD, der 100 kW (136 PS) leistet und ein maximales Drehmoment von 304 Newtonmeter schon bei 2000/min bereitstellt, bietet Alfa erstmals auch in seiner Oberklasse Diesel-Power an. Völlig neu ist ein 2,5-l-V6-Leichtmetalltriebwerk, das 140 kW (190 PS) leistet. Es beschleunigt den Alfa 166 in 8,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und markiert die Spitzengeschwindigkeit bei 225 km/h.

Alfa Romeo erwartet, daß der 166 2. 5 V6 24V, der mindestens 58 500 Mark kostet, in Deutschland zum Volumenmodell avanciert. Drei Interieurlinien setzen elegante, sportliche oder klassische Akzente und überraschen durch ihren Detailreichtum. So gehören Klimaautomatik, Audioanlage, Bordcomputer und Zentralverriegelung mit Fernbedienung zum Serienumfang. Man sitzt im Alfa 166 auf gut konturierten Sportsitzen. Und das Erfreulichste: Der neue Qualitätsanspruch im Fiat-Konzern scheint nach dem erfreulichen Anlauf des Alfa 156 nun auch im Verantwortungsbewußtsein der Schöpfer des Alfa 166 gewuchert zu haben. Der erste Fahreindruck im 2. 5 V6 24V wird geprägt vom kernigen, leicht heiseren, aber niemals lauten Motorsound. Spontan nimmt der 166 Gas an, folgt kleinen Lenkbewegungen und läßt fast vergessen, daß man einen Fronttriebler fährt.

Wer ihn sieht, will ihn fahren

"Wer den Alfa 166 zum erstenmal sieht, hat das Verlangen, ihn fahren zu müssen", prophezeit Alfa-Chefkonstrukteur Paolo Massao. Für den 166 2. 0 Twin Spark 16V sollte der Interessent in Deutschland mindestens 52 500 Mark angespart haben. Er kann aber auch 68 300 Mark für die Grundausstattung des 166 3. 0 V6 24V ausgeben. Für den 166 2. 4 JTD verlangen die 220 deutschen Händler mindestens 58 500 Mark. Noch in diesem Jahr möchte Alfa Romeo 6000 Einheiten des neuen 166 absetzen, der sich zur tragenden Säule des Alfa-Marktes in Deutschland entwickeln soll.

Von Jürgen Zöllter

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