(SZ vom 15.06.1994) Als der große Regen kam, dachte der Autofahrer: 'Das kann mich nicht berühren, ich habe ja ein festes Dach über dem Kopf', und freute sich auf den Moment, als die Scheibenwischerblätter zum ersten Mal die Nässe von den Scheiben vertreiben sollten. Als wäre die Frontscheibe ein Wellental, hüpften die Wischer über das Glas und schabten auf gar unmanierliche Weise. Wie nervtötend dieses Geräusch sein kann, weiß jeder, der das schon einmal erlebt hat. Leider gab es zu dieser Zeit viel Regen, und den Wischerblättern des uns zur Verfügung gestellten Alfa 155 war diese Unsitte auf keine Art auszutreiben.
Weil der Alfa aber nicht nur aus Scheibenwischern besteht und bei den viel wesentlicheren Dingen einen erfreulichen Eindruck gemacht hat, nun dazu. Der 155 ist schon von außen mit seiner kantigen Karosserie ein Wagen, der im Straßenbild angenehm auffällt. Der viertürige Mittelklassewagen ist nicht nur wegen seines 525 Liter fassenden Kofferraums, sondern auch wegen des gut dimensionierten Raumangebotes eine bequeme Limousine mit Stufenheck. Die Sitze des 155 - der Fahrersitz ist höhenverstellbar - sind auch für den langbeinigen Fahrer ausreichend dimensioniert.
Für den 155 werden in Deutschland fünf Motorvarianten angeboten: ein Dieseltriebwerk und vier Benzinmotoren. Die Palette reicht vom Twin Spark mit 1,7 Litern Hubraum (85 kW/115 PS), dem 2,0- Liter-Twin Spark mit einer Leistung von 106 kW (144 PS), und der V6-Variante (120 kW/164 PS) bis zum Q4, dessen Aggregat 137 kW (187 PS) bereitstellt. Der 2,5-Liter-Turbo-Diesel leistet 92 kW (125 PS), beschleunigt in 10,4 Sekunden von Null auf 100 km/h und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 195 Stundenkilometern. Dabei gibt Alfa den Verbrauch des Turbodiesel mit 7,3 Litern auf 100 Kilometer im Drittelmix an.
Das maximale Drehmoment der Twin Spark-Variante mit 1700 Kubikzentimetern Hubraum beträgt 146 Nm bei 3500/min. Die kleinste Motorenversion des knapp 1300 Kilogramm schweren Alfa läßt nach 11,8 Sekunden die Tachonadel die 100-km-Marke passieren und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 191 Stundenkilometern. Der Verbrauch im Drittelmix liegt laut Herstellerangaben bei 8,1 Litern bleifreiem Superbenzin auf 100 Kilometer. Das Motorengeräusch des 155 wird in jeder Hinsicht seinem Image gerecht. Wie es der Fahrer sportlicher Limousinen aus Italien wahrscheinlich mag, ist der kernige Sound bei hoher Drehzahl deutlich zu hören. Doch für Passagiere, die weniger Geräuschkulisse mögen, kann der 155 auch im niedrigen Drehzahlbereich zügig gefahren werden.
Zu einem Preis von 33 100 Mark für die schwächste Motorvariante bieten alle 155- Modelle eine recht umfangreiche Ausstattung. Dazu gehören unter anderem an Sicherheitskomponenten der Fahrer-Airbag (Beifahrer-Airbag soll erst 1995 kommen), Gurtstraffer und Seitenaufprallschutz. Weitere, auch elektrische und elektronische, Helfer wie Servolenkung, Fensterheber höhenverstellbarer Fahrersitz und höhenverstellbares Lenkrad machen die Limousine zu einem komfortablen Reisefahrzeug, in dem auch fünf ausgewachsene Passagiere gut Platz finden.
Von Marion Zellner