ADAC-Tunneltest:Von oftmals unterirdischer Qualität

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Auch fünf Jahre nach der Brandkatastrophe im Montblanc-Tunnel sieht der ADAC erhebliche Sicherheitsmängel in vielen Straßentunneln Europas. Erstmals ist dabei auch einer aus Deutschland durchgefallen.

Von 27 geprüften unterirdischen Verkehrsadern bekamen nur neun die Bestnote "sehr gut", vier Tunnel fielen glatt durch. Testsieger sei der 2003 in Betrieb genommene Autobahntunnel Rennsteig an der A 71 bei Oberhof in Thüringen, teilte der ADAC am Mittwoch in München mit.

Einer der wenigen Testsieger: der erst 2003 eröffnete Rennsteigtunnel in Thüringen (Foto: Foto: dpa)

Ungutes Gefühl bei Tunnelfahrten

Mit dem Wattkopf-Tunnel bei Ettlingen (Baden-Württemberg) fiel erstmals bei der 1999 gestarteten Testreihe ein deutscher Tunnel durch. ADAC-Präsident Peter Meyer erinnerte an die Brandkatastrophe im Montblanc-Tunnel in Frankreich, bei der 1999 insgesamt 39 Menschen ums Leben kamen. Seitdem hätten viele Autofahrer ein ungutes Gefühl, wenn sie einen längeren Tunnel durchfahren.

Aber nicht nur die Tunnelbetreiber müssten bei Brandschutz, Lüftung und Fluchtwegen ihre Hausaufgaben machen, betonte der ADAC-Präsident. Auch die Autofahrer sollten durch richtiges Verhalten zu mehr Sicherheit beitragen. Die Katastrophe im Montblanc-Tunnel von 1999 war durch eine weggeworfene glühende Zigarettenkippe ausgelöst worden.

Wenige sehr gute Ergebnisse

Bei dem Testsieger Rennsteig handelt es sich nach ADAC-Angaben um die mit fast acht Kilometern "längste Röhre" in Deutschland. Auf Platz zwei kam der ebenfalls an der Autobahn Erfurt-Schweinfurt (A 71) gelegene Tunnel Berg Bock bei Meiningen (Thüringen), der im Jahr 2002 in Betrieb ging.

Bei beiden unterirdischen Bauwerken lobte der Autoclub, dass für jede Fahrtrichtung eine eigene Röhre zur Verfügung stehe und Querverbindungen dazwischen als zusätzliche Flucht- und Rettungswege genutzt werden könnten. Zudem werde der Verkehr mit Videokameras laufend überwacht, es gebe ausreichend Pannenbuchten, Notruftelefone und Feuerlöscher.

Den dritten Platz erreichte der 2003 fertig gestellte Tunnel "La Cumbre" auf der spanischen Kanaren-Insel La Palma. Unter den in neun europäischen Ländern getesteten Tunneln mit mindestens 1,5 Kilometern Länge waren fünf deutsche Bauwerke.

Davon schnitt auch der Wesertunnel bei Bremen mit "sehr gut" ab. Zu den neun mit "gut" bewerteten Bauwerken gehörte auch der Tunnel Bad Godesberg in Nordrhein-Westfalen. Fünf Tunnel erwiesen sich lediglich als "ausreichend", einer wurde als "bedenklich" eingestuft.

Neben dem Wattkopf-Tunnel wurden auch die beiden kroatischen Tunnel Tuhobic und Ucka bei Rijeka als "mangelhaft" bewertet. Beim Wattkopf-Tunnel bemängelten die Tester vor allem, dass für beide Fahrtrichtungen nur eine Röhre zur Verfügung stehe und es keine Einschränkungen für Gefahrguttransporte gebe.

Zudem wurden Mängel bei Notruf und Beleuchtung beanstandet, auch seien die Fahrbahnränder nicht ausreichend markiert. Der Felbertauerntunnel in Österreich, der 1999 Testverlierer war, wurde jetzt - nach einer zwölf Millionen Euro teuren Sanierung - als "gut" eingestuft.

Wichtig im Tunnel: voller Tank und abgenommene Sonnebrille

Der ADAC kritisierte die erneute Weigerung Italiens, die dortigen Tunnel testen zu lassen. "Das ist umso schlimmer, als Italien mit Abstand das EU-Land mit den meisten Straßentunneln ist", erklärte Meyer. "Hier liegt der Verdacht nahe, dass die Italiener bei einer Überprüfung alarmierende Sicherheitsmängel befürchten." Der ADAC begrüßte die soeben vom Europäischen Parlament verabschiedete EU-Richtlinie, die Mindestanforderungen an die Sicherheit in Straßentunneln stelle.

Für die Umsetzung der Mindeststandards seien in den kommenden Jahren europaweit Investitionen von mehr als sechs Milliarden Euro nötig, sagte ADAC-Experte Robert Sauter. Der ADAC kündigte zusammen mit seinen Partnerclubs eine Kampagne "Sicher im Tunnel" an. Das Wichtigste seien genügender Abstand zum Vordermann, ein voller Tank und eine abgenommene Sonnenbrille.

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