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FREUDE pur

Schauspiel open-air

Theater in der Natur

Bergschuhe im Theater? Bei einer Wanderung im Silvretta rund um Gargellen ist’s möglich, an drei Wochenenden im Sommer

Theater in der Natur

Das interaktive Theaterstück „Auf der Flucht“ nimmt die Besucher mit auf Zeitreise. Foto: Montafon Tourismus/Stefan Kothner

In das malerische Hochtal zu Füßen prächtiger Fast-Dreitausender wie der majestätischen Madrisa führt gerade mal eine einzige Straße. Und die endet auch gleich hinter Gargellen. Kurz: Wer den Weg in den Hochgebirgswinkel auf rund 1400 Metern Höhe einschlägt, sucht bewusst die Natur und Abgelegenheit eines Talschlusses.

Doch von wegen tote Hose! Selbst wenn in dem im Grenzgebiet zur Schweiz gelegenen Ort gerade einmal 110 Einwohner leben, sorgt Gargellen regelmäßig für Schlagzeilen. Etwa aufgrund seiner immer wieder von modernen Innovationen geprägten Entwicklung vom abgelegenen Bergdorf zum touristischen Luftkurort – inklusive Gondelbahnen hinauf zum Schafberg und zur dort beginnenden Mountaincart-Abfahrt, mit sechs Kilometern die längste in Vorarlberg.

Die Feuilletons wiederum schwärmen jedes Jahr aufs Neue vom Theaterstück „Auf der Flucht“. Basierend auf Zeitzeugenberichten, historischen Dokumenten und literarischen Texten von Franz Werfel, Jura Soyfer und anderen namhaften Schriftstellern, die aus Nazi-Deutschland flüchten mussten, nimmt das mit dem Vorarlberger Tourismus-Innovationspreis ausgezeichnete Drama die Zuschauer mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Und, das ist das Besondere, auf eine mehrstündige, rund 500 Höhenmeter umfassende Wanderreise. Denn die Bühne wechselt. Und das Publikum zieht mit, von Akt zu Akt. Da summieren sich allein zweieinhalb Stunden reine Gehzeit und 500 Höhenmeter. Insgesamt dauert die Veranstaltung locker doppelt so lang. „Mit guten Wanderschuhen, Trittsicherheit und einer gewissen Grundkondition schafft man das problemlos“, versichert Friedrich Juen. Der 54-jährige Gargellner muss es wissen: Er ist auch heuer, in der elften Saison, als Wanderbegleiter im Einsatz.

Freude pur, Biken und Wandern, Silvrettagebirge

Auch jenseits des Open-Air-Spektakels hat das Silvrettagebirge viele Schauplätze, die es wert sind, Halt zu machen. Foto: Montafon Tourismus/Andreas Haller

Konkret sieht die Veranstaltung so aus: An drei Wochenenden im Juli, August und September empfängt Juen das rund 40-köpfige Publikum morgens vor der Kirche. Hier, mitten in Gargellen, dessen versprengte Häuser sich an der Hauptstraße entlangreihen respektive an den dahinterliegenden, sanften Hängen liegen, findet der erste Akt statt. Danach setzt sich der Pulk in Bewegung. Den fünf Schauspielern des „teatro caprile“, ebenfalls alle seit der Premiere 2013 dabei, wird – dafür sorgt Juen – etwas Vorsprung gewährt. So können sie sich am nächsten Open-Air-Spielort umziehen und einstimmen, bevor sie dem kurz danach eintreffenden Publikum die nächste Szene darbieten. Mal im Wald, mal auf der Bergwiese, mal vor einer Alphütte. Immer anders, immer ohne technische Verstärkung. Mikros und Scheinwerfer gibt es nicht, eine Aufführungsgarantie schon: Die Darstellung findet bei jedem Wetter statt. „Bei Nebel oder Regen kommt der Fluchtcharakter sogar noch besser zur Geltung. Da wird dann sehr deutlich, dass eine Flucht kein Zuckerschlecken ist“, weiß Juen, dessen Großonkel selbst vor den Nazis flüchten musste. Eben genau hier. „Der Wanderweg hinauf zur Rongg- und zur Röbialpe ist nicht zufällig gewählt“, erklärt die Schauspielerin Katharina Grabher, „es ist einer jener Orte, an dem sich genau solche schicksalshafte Szenen abgespielt haben.“

Freude pur, Biken und Wandern, Szenenbild aus dem Drama „Auf der Flucht“

Szenenbild aus dem Drama „Auf der Flucht“. Foto: Montafon Tourismus/Stefan Kothner

Für Juen kam Schauspielen nie in Frage. Sein Job ist aber nicht minder wichtig: Er mimt den Erzähler, verschafft den Darstellern Zeitpuffer, begleitet die Zuschauer zwischen den Akten, beantwortet deren Fragen – auch bei der Brotzeit am herrlichen Aussichtspunkt an der Oberen Röbi auf über 1900 Metern – und übersetzt auch mal. Schließlich wird im Montafoner Dialekt gesprochen, immateriellem Kulturgut des UNESCO-Welterbes. Kein Grund zur Sorge: Selbst wer nicht jedes Wort versteht, versteht den Inhalt. „Wir haben festgestellt, dass Gäste durchaus gefordert sein wollen. Auch indem sie sich mit dem Vergangenen auseinandersetzen. Wobei sich einiges auf die Jetztzeit umwälzen lässt“, so Juen. „Wir sehen uns jedenfalls auch als Aufklärungs- und als Lehrtheater.“

Ist Gargellen also nur etwas für Urlauber mit Hang zu ernsten Themen? Mitnichten. In der vergleichsweisen kurzen Sommersaison von Juni bis September kommen bewegungsfreudige Naturfans voll zum Zug – und in Stimmung. Schließlich warten rund um Gargellen Dutzende Bike- und Wanderwege. Von der Bergstation der Schafbergbahn geht es etwa zum magischen Gandasee, auf dem Schmugglerwanderweg hinüber zum Gafierjoch oder zum Klettersteig auf die Gargellner Köpfe.

Apropos Klettersteig: Durch die Röbischlucht führte eine besonders attraktive Via Ferrata direkt über den gurgelnden Röbibach und seine schönen Gumpen. Dank Schwierigkeitsgrad B/C eignet sich die insgesamt rund eineinhalbstündige Tour auch für Kinder und Einsteiger. Wer indessen ganz viel Zeit hat, nimmt sich die 13 Tagesetappen umfassende Montafoner Hüttenrunde vor. Diese führt gleich durch mehrere Gebirge und verspricht ein großes landschaftliches Spektrum, das von verwunschenen Mooren und Seen des tundraartigen Verwalls über das kalkige, dolomitenhafte Rätikon bis zu den rauen Dreitausendern der Silvrettagruppe hinter Gargellen reicht. Juen schwärmt: „Vor Jahrmillionen ist hier im Montafon auf kleinster Fläche die wohl größte geologische Mannigfaltigkeit der Alpen entstanden.“

Freude pur, Biken und Wandern, Der Klettersteig an der Röbischlucht beeindruckt.

Der Klettersteig an der Röbischlucht beeindruckt. Foto: Montafon Tourismus/Christian Hirschmann

Eine geologische Besonderheit stellen auch die Gargellner Fenster dar, die sich in Form heller Kalkfelsen im ansonsten etwas dunkleren Urgesteinsmassiv zeigen. Bei dem im Rahmen des Projektes „Bergdorf 2025“ installierten, 6,7 Kilometer langen Rundweg gleichen Namens spielen aber auch Fenster in die Landschaft wie in die Vergangenheit eine Rolle, im übertragenen Sinne. Konkret wurde ein historischer Kalkofen aufgestellt, ein alter Stall restauriert und mit Infostelen, wie sie im 2022 eröffneten Konzept „Alpenmosaik Montafon“ vielerorts zum Einsatz kommen, an Brauchtum, Geologie und Geschichte des Ortes erinnert. „Wir sind ganz stolz, weil wir Gargellner den Weg gebaut haben. Alle haben da zusammengeholfen“, meint Juen. „Das hat unsre kleine Gemeinde noch stärker zusammengebracht.“ Und mal wieder für Schlagzeilen gesorgt.


Christian Haas

Weitere Informationen, auch zur Theaterwanderung sind zu finden unter www.montafon.at

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