Wissenschaft in Deutschland:Der Iron-Man

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Martin Stratmann, Direktor am MPI für Eisenforschung, wird neuer Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (Foto: MPG/Axel Griesch)

Martin Stratmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung, ist vom Senat der Max-Planck-Gesellschaft zum künftigen Präsidenten der bekanntesten deutschen Forschungsorganisation gewählt worden.

Von Patrick Illinger

Rost? Ja, Rost. Man kann sich sehr wohl ein Forscherleben lang mit Rost auseinandersetzen. Das heißt, wissenschaftlich gesprochen: mit den komplexen elektrochemischen Prozessen, die Metalle zur Korrosion bringen. Rost beeindruckt eben nicht nur Besitzer älterer Personenkraftwagen, sondern auch ganze Forschungsinstitute wie das Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, wo Metalle und Legierungen aller Art untersucht werden, darunter vor allem Stahl.

Dieser hat - von der Öffentlichkeit oft wenig beachtet - im Gegensatz zu vielen heiß diskutierten biologischen Forschungsobjekten wie Stammzellen, enorme wirtschaftliche Bedeutung.

Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung, Martin Stratmann ist nun vom Senat der Max-Planck-Gesellschaft zum künftigen Präsidenten der bekanntesten deutschen Forschungsorganisation gewählt worden. Im Juni 2014 wird Stratmann die Nachfolge von Peter Gruss antreten, der das Amt seit 2002 innehat.

Die Gremien der außeruniversitären Forschungsorganisation folgen damit einer internen Logik, nach der die Präsidenten möglichst abwechselnd aus den drei Sektionen der Gesellschaft, der geisteswissenschaftlichen Sektion, den Lebenswissenschaften und der Chemisch-Physikalisch-Technischen Sektion rekrutiert werden. Nach den Amtszeiten der Biologen Hubert Markl (1996-2002) und Peter Gruss (2002-2014) übernimmt ein Experte für physikalische Chemie die Führung der Max-Planck-Gesellschaft und ihrer 80 Institute. Stratmann ist bereits seit dem Jahr 2008 Vizepräsident der MPG.

Während die Max-Planck-Gesellschaft ihre Aufgaben generell in der Grundlagenforschung sieht, hat Stratmann an seinem Institut viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Industrie gesammelt. Das MPI für Eisenforschung, eine GmbH, die zur Hälfte vom industriefinanzierten Verein Deutscher Eisenhüttenleute VDEh getragen wird, habe dabei stets "den Geist des Exploratorischen in die Industrie getragen", erklärte der 59-jährige Stratmann in einer Mitteilung anlässlich seiner Wahl.

Nach einem Studium in Bochum und Forschungsaufenthalten am MPI für Eisenforschung in den 1980er-Jahren, lehrte und forschte Stratmann von 1994 bis 2000 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg, ehe ihn die Max-Planck-Gesellschaft zu einem ihrer fast 300 Direktoren machte.

Ausgestattet mit einem vorwiegend von Bund und Ländern finanzierten Jahresetat von rund 1,8 Milliarden Euro gehört es zum Prinzip der Max-Planck-Gesellschaft, herausragende Forscher anzuwerben und diese in größtmöglicher Unabhängigkeit arbeiten zu lassen. Der Erfolg der Gesellschaft spricht für diese Idee: 17 Nobelpreise haben Max-Planck-Wissenschaftler seit der Gründung der Gesellschaft im Jahr 1948 erhalten.

© SZ vom 07.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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