Weltraumforschung:Auf der Spur der Super-Energiestrahlen

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Gammastrahlen durchdringen das Weltall mit extrem hoher Energie - und scheitern an der Erdatmosphäre. Das Weltraumteleskop Glast soll nach ihren Quellen suchen.

Alexander Stirn

Mit extrem hoher Energie durchdringen Gammastrahlen fast das gesamte Weltall. Fast, denn ausgerechnet an der Erdatmosphäre scheitern sie. In der Lufthülle der Erde gibt es so viele Gasmoleküle, dass Gammastrahlen zwangsläufig mit ihnen kollidieren.

Wahrscheinlich sind es Schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien, die Gammastrahlen aussenden. (Foto: Foto: Nasa/dpa)

Fast nie erreicht ein Gammastrahl aus dem All den Boden. Von der Erde aus ist es unmöglich, das Universum in dem - wissenschaftlich hochinteressanten - Strahlungsspektrum der Gamma-Blitze zu betrachten.

Deshalb wollen Astronomen nun hoch hinaus. Mit Glast, dem Gamma-Ray Large Area Space Telescope der US-Raumfahrtbehörde Nasa, soll am heutigen Mittwoch das bislang leistungsfähigste Gammastrahlen-Teleskop von Cape Canaveral aus ins Weltall starten. Klappt alles wie geplant, wird das Satellitenobservatorium mindestens fünf Jahre lang in 565 Kilometern Höhe über dem Erdboden nach den energiereichsten Strahlen des Universums fahnden.

"Noch ist völlig unverständlich, wie diese extrem hohen Energien erzeugt werden", sagt Jochen Greiner vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. Daher hoffen die Astrophysiker mit Glasts Hilfe nicht nur die physikalischen Prozesse hinter den extremen Energien besser zu verstehen, sondern auch die dafür verantwortlichen astronomischen Phänomene zu finden.

Das könnten zum Beispiel äußerst massive Schwarze Löcher sein. Diese astronomischen Objekte, in denen die Masse von Milliarden Sonnen auf kleinstem Raum konzentriert ist, können Materie tausende Lichtjahre weit ins All hinaus schleudern und dabei starke Gammastrahlung erzeugen.

Auch Partikel aus der bislang mysteriösen Dunklen Materie könnten, wenn sie kollidieren und sich gegenseitig vernichten, Gammastrahlen erzeugen. Normale Teleskope können solche Phänomene oft nicht sehen, weil sie von Gas- und Staubwolken verdeckt sind - etwa in Galaxien oder hinter den Überresten explodierter Sterne.

Gammastrahlen durchdringen jedoch solche optischen Hindernisse. "Mit Glast können wir daher Prozesse sehen, die im optischen Bereich nicht auszumachen sind", sagt Greiner.

Zudem soll das neue Teleskop jene heftigen Energieausbrüche verfolgen, die im Weltall als punktuelles Aufblitzen von Gammastrahlung aufscheinen. Diese können so viel Energie freisetzen, wie die Sonne in zehn Milliarden Jahren produziert.

Um keinen dieser Blitze zu verpassen, soll Glast mithilfe eines am Garchinger Max-Planck-Institut entwickelten Detektors den Himmel kontinuierlich nach Explosionsspuren absuchen.

Entdeckt das Instrument Anzeichen eines Gammablitzes, kann das gesamte Weltraumteleskop gedreht und seine leistungsfähige Hauptkamera auf die entsprechende Himmelsregion gerichtet werden.

Die genauen Koordinaten des Lichtblitzes sollen dann ohne weitere Verzögerung auch an irdische Teleskope weitergegeben werden - um das Phänomen auch in anderen Wellenlängenbereichen als des Gamma-Lichts untersuchen zu können.

© SZ vom 11.06.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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