Vogelgrippe:Lebensgefährliches Virus H5N1 in Rumänien gefunden

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Auch im Donaudelta ist die Erregervariante aufgetreten, an der in Asien bereits mehr als 60 Menschen gestorben sind. Die Regierung in Bukarest teilte mit, ein britisches Labor habe den Erreger in Proben verendeter Tiere nachgewiesen.

In dem britischen EU-Referenzlabor waren die Proben von verendeten Hausenten aus dem Dorf Ceamurlia de Jos im Süden des Donaudeltas untersucht worden. Das Virus H5N1 ist im Gegensatz zu anderen Vogelgrippe-Erregern auch für Menschen bedrohlich. In der Hauptstadt Bukarest beriet am Samstag ein Krisenstab über Maßnahmen für die betroffene Region.

Kopf einer toten Stockente im Labor (Foto: Foto: dpa)

In Deutschland besteht wegen der Vogelgrippe nach den Worten von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kein Grund zur Panik. "Wer in der Türkei oder Rumänien ist, soll Geflügelmärkte meiden, kein rohes Fleisch essen und Tiere vor allem nicht nach Deutschland einführen. Dann ist die Gefahr sehr gering", sagte sie der Neuen Presse in Hannover.

Bei den Einfuhrkontrollen, die am Freitag noch einmal für Flughäfen verschärft wurden, beschlagnahmten Zollbeamte zum Beispiel in München Eier und andere tierische Produkte, lebende Vögel wie sie bereits in Düsseldorf entdeckt wurden, waren jedoch nicht dabei, hieß es am Samstag.

Die Bundesländer sollen dem Bundesverbraucherministerium zufolge Risikogebiete einer möglichen Virenübertragung durch Zugvögel bestimmen und dort den Kontakt infizierter Zugvögel mit Geflügel durch Freilaufverbote verhindern. Einige Bundesländer haben bereits derartige Verbote erlassen. Der verantwortliche Fachausschuss der EU hatte die 25 Mitgliedstaaten am Freitagabend aufgefordert, in ihren Risikogebieten für eine Trennung von Wildvögeln und Geflügel zu sorgen. Bis zum 5. November müssen die EU-Länder Brüssel über ihre Maßnahmen informieren. Die EU-Kommission hat ein Importverbot für Geflügel und Geflügelprodukte aus Rumänien und der Türkei verhängt.

In dem rumänischen Dorf Ceamurlia wurden am Samstag die Notschlachtungen der Hausvögel abgeschlossen. Im Dorf Maliuc am Donauarm Sulina, in dem am Freitag ein zweiter Infektionsherd entdeckt wurde, laufen die Notschlachtungen. In Proben von einem dort verendeten Huhn und Schwan war das Grippevirus H5 isoliert worden.

Aus Furcht vor der Vogelgrippe wollen sich in Deutschland mehr Menschen als sonst gegen Grippe impfen lassen. Auf bis zu 21 Millionen schätze die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Impfwilligen, berichtete die Bild-Zeitung. Das seien 2,7 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr. "Hauptgrund ist die Angst vor der Vogelgrippe", sagte KBV-Sprecher Roland Stahl der Zeitung.

Nach einem Bericht der Welt am Sonntag befürchten Lungenärzte, dass die für diese Saison georderten 20 Millionen Impfstoffdosen nicht ausreichen könnten. "Obwohl die Grippeimpfung nicht gegen die Vogelgrippe hilft, fragen mehr Menschen als sonst nach einer Impfung", sagte Michael Barczok, Sprecher des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP) der Zeitung.

Auch das Bundesamt für Sera und Impfstoffe (Paul-Ehrlich-Institut) ist dem Blatt zufolge besorgt. "Wenn die Hysterie weiter anhält, könnte es eng werden, denn eine Nachproduktion von Impfstoff ist nicht möglich", sagte Institutssprecherin Susanne Stöcker. "Wir sollten uns überlegen, nur noch die Risikogruppen gegen Grippe zu impfen", sagte sie der Welt am Sonntag.

Nach einem Bericht des Focus bereitet das Bundesamt eine schriftliche Empfehlung an die Ärzte vor, selektiver zu impfen, damit der verfügbare Impfstoff vor allem den Risikogruppen zu Gute kommt. Dazu zählen unter anderen ältere oder immungeschwächte Menschen sowie Ärzte, Pfleger und Rettungskräfte.

In der Grippesaison vor einem Jahr waren laut Paul-Ehrlich- Institut bundesweit 18 Millionen Impfdosen verbraucht worden. Für dieses Jahr hatte das Institut ein Polster von zwei Millionen Dosen eingerechnet und insgesamt 20 Millionen Dosen eingeplant.

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