Universität Innsbruck:Urologe unter Verdacht

Gegen den Hauptautoren einer Studie zur Therapie von ungewolltem Harnverlust wird wegen des "Verdachts auf Körperverletzung" ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft von Innsbruck ermittelt im Zusammenhang mit einer umstrittenen Inkontinenz-Studie an der Medizinischen Universität der Stadt. Am Montag bestätigte Staatsanwalt Wilfried Siegele, dass gegen den Hauptautoren der Studie zur Therapie von ungewolltem Harnverlust, Hannes Strasser, wegen des "Verdachts auf Körperverletzung und die Gefährdung der körperlichen Sicherheit" ermittelt werde. Die Untersuchungen dürften "mehrere Monate" in Anspruch nehmen, betonte Siegele.

Auslöser für das Verfahren war nach Medienberichten eine Anzeige der österreichischen Gesundheitsbehörde AGES. Sie hatte die unter anderem vom Fachjournal The Lancet (Bd.369, S.2179, 2008) veröffentlichte Studie Strassers geprüft und den Vorwurf des Betrugs und der Dokumentenfälschung erhoben.

Gegen die Innsbrucker Klinik klagen im Zusammenhang mit der Behandlung von Inkontinenz durch Stammzellen inzwischen auch betroffene Patienten. Sie werfen den Medizinern unter anderem vor, nicht über die Behandlungsmethoden informiert worden zu sein.

The Lancet hat inzwischen den Bericht über das Forschungsprojekt wegen gravierender Mängel zurückgezogen. Strasser ist von der Krankenversorgung abgezogen und von der Universität suspendiert worden. Im Zusammenhang mit einer zweiten umstrittenen Studie an Kindern wurden Ermittlungen inzwischen wegen Verjährung eingestellt.

Kurz nach Bekanntwerden des Falles hatte der Universitätsrat den deutschen Rektor Clemens Sorg abgesetzt. Ihm wurde unter anderem Pflichtverletzung vorgeworfen. In Medienberichten hieß es allerdings, Sorg habe seinen Posten verloren, weil er den Forschungsskandal habe aufdecken wollen.

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