Unfallstudie:Opfer des Alltags

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Passieren die meisten Unfälle im Haushalt oder doch im Verkehr? Das Robert-Koch-Institut hat überprüft, was zutrifft.

Jessica Buschmann

Im Jahr 2006 gab es in Deutschland 19.479 Unfälle mit tödlichem Ausgang. Das belegt die Todesursachenstatistik. Hinzu kamen laut Hochrechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) etwa 8,37Millionen Unfallverletzte. Damit die Zahl der Unfälle in Zukunft sinkt, könnte eine Analyse des Unfallgeschehens in der Bundesrepublik hilfreich sein.

Die Statistik wird von Verkehrsunfällen angeführt. (Foto: Foto: ddp)

In der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Bd.105, S.604, 2008) wird eine Studie des Robert-Koch-Instituts vorgestellt, die genau das getan hat: 2004 wurden stichprobenartig 7337 Männer und Frauen ab 18 Jahre am Telefon zu diesem Thema befragt.

Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass jeder Zehnte der Befragten in den letzten zwölf Monaten eine Unfallverletzung erlitt, die ärztlich behandelt werden musste. Davon ereignete sich über die Hälfte der Unfälle zu Hause und in der Freizeit (52,1 Prozent). Zusätzlich zeigte sich, dass Männer, insbesondere die jüngeren, öfter verunglückten als Frauen, bei denen sich das Alter nur geringfügig auf die Unfallrate auswirkte.

Unfälle im Haus und in der Freizeit werden im Gegensatz zu Verkehrs-, Arbeits- und Schulunfällen nicht statistisch erfasst, deshalb beruhen die bisherigen Prozentangaben auf Schätzungen. Der BAuA in Dortmund zufolge passieren jährlich etwa 5,36 Mio Unfälle im Haushalt oder in der Freizeit.

"Glaubwürdige Studie"

Die BAuA hält die Studie des Robert-Koch-Instituts insgesamt für "glaubwürdig", auch wenn hinterfragt werden müsse, wie repräsentativ sie tatsächlich sei. "Die Ergebnisse stimmen zumindest mit unseren Schätzungen überein", sagt Anke Siefer, Unfallexpertin der BAuA.

In der Studie wurden die Teilnehmer in Gruppen nach Alter, Geschlecht und ihrer regionalen und sozialen Herkunft unterteilt. Dabei stellte sich heraus, dass sich mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Frauen im Haushalt verletzten. Mit zunehmendem Alter stieg zudem die Unfallhäufigkeit zu Hause an.

Die Autoren der Studie empfehlen daher, dass sich Präventionsmaßnahmen vor allem an Frauen und ältere Menschen richten sollten, um die Anzahl der häuslichen Unfälle zu vermindern. Angeführt wird die Statistik jedoch von den Verkehrsunfällen: 36,3 Prozent der weiblichen Befragten wurden auf der Straße - meist als Fußgängerinnen oder auf dem Rad - in Unfälle verwickelt. Davon waren wiederum besonders ältere Frauen betroffen.

Männern waren am Arbeitsplatz in der größten Gefahr, einen Unfall zu erleiden. Fast ein Drittel von ihnen verunglückte dort. Männer, die sich als "Arbeiter" bezeichneten, waren häufiger von Unfällen betroffen als Angestellte. Die hohe Unfallquote im Freizeitbereich (26,8 Prozent) sei laut Robert-Koch-Institut hauptsächlich auf Sportverletzungen zurückzuführen.

Befragte mit einem niedrigen sozialen Status verunglückten insgesamt etwas häufiger. Dabei ereigneten sich die Unfälle sozial schlechter gestellter Menschen öfter am Arbeitsplatz, während besser Ausgebildete sich eher in der Freizeit verletzten.

© SZ vom 04.09.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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